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Virtuelle Reisen mit dem Colectivo Los Ingrávidos · Virtual journeys with the Colectivo Los Ingrávidos

22/10/202410/22/2024

Virtuelle Reisen mit dem Colectivo Los Ingrávidos (Kollektiv der Gewichtslosen). Oaxaca, San Cristobal | MX; Wien | AT · 1986–2024 (© PP · # 3327 · www.ewigesarchiv.at) Eine Möglichkeit, eine Chance von „Kunst“ im weitesten Sinne, also von Bildender Kunst, Film, Fotografie, von Video, ist es, mich über mein eigenes Leben nachdenken zu lassen, mich anzuregen, mein kurzes Leben in einem größeren Zusammenhang zu sehen, über meine sternschnuppenähnliche Existenz in dieser Welt zumindest ansatzweise zu reflektieren. Im Rahmen der Viennale habe ich zwei Abende lang Filme des mexikanischen Colectivo Los Ingrávidos (Kollektiv der Gewichtslosen) gesehen, heute abend schaue ich mir im Filmmuseum weitere Kurzfilme an. Sehr komprimierte Kurzfilme, ohne Titel, ohne Credits, ohne Erklärung. Es sind Filme – soweit ich sie verstehen, einordnen konnte – die Entführungen und Massaker durch die Mexikanische Armee, Femizide und Kolonialismus thematisieren, meist ohne Dialog, oft wütende Gedichte als Voice over – sie sind sowohl politisch als auch poetisch.

Diese Filme regten mich jedenfalls an, die 46 gescannten Dias meiner Reise nach Mexico im Jahr 1986 wieder anzuschauen und wieder einmal – sicher nicht zum ersten Mal – darüber nachzudenken, was ich als Tourist wahrnehme, was ich verstehe und nicht verstehe – und was ich fotografiere. Und: ob ich das heute noch machen würde – sowohl Reisen, als auch arme Kinder fotografieren?

Links: Ich selbst in San Cristobal, Mexico, 1986

Rechts: Ein kleines Mädchen schaut mich direkt an, ärmlich gekleidet, barfuß, drei Finger ihrer rechten Hand gespreizt, im linken Arm hält sie zwei leere Flaschen, hinter ihr ein ebenso ärmlich gekleideter Bub, abgewandt. Im Bildhintergrund ein weiteres Mädchen, eine (junge) Frau, in der linken Hand ein Kind haltend. Wie habe ich das fotografieren können? Habe ich dem Mädchen zumindest einige Münzen gegeben? Oaxaca, Mexico, 1986

Virtual journeys with the Colectivo Los Ingrávidos (Collective of the Weightless). Oaxaca, San Cristobal | MX; Vienna | AT – 1986-2024 (© PP – # 3327 – www.ewigesarchiv.at) One possibility, one chance of “art” in the broadest sense, i.e. of visual art, film, photography, video, is to make me think about my own life, to stimulate me to see my short life in a larger context, to reflect on my shooting star-like existence in this world, at least to some extent. As part of the Viennale, I watched two evenings of films by the Mexican Colectivo Los Ingrávidos (Collective of the Weightless), and tonight I’m watching more short films at the Filmmuseum. Very condensed short films, without titles, without credits, without explanation. They are films – as far as I could understand them, classify them – that deal with abductions and massacres by the Mexican army, femicides and colonialism, mostly without dialog, often angry poems as voice over – they are both political and poetic.
In any case, these films inspired me to look at the 46 scanned slides from my trip to Mexico in 1986 and to think again – certainly not for the first time – about what I perceive as a tourist, what I understand and don’t understand – and what I photograph. And: would I still do it today – photographing both travel and poor children?
Left: Myself in San Cristobal, Mexico, 1986
Right: A little girl looks directly at me, poorly dressed, barefoot, three fingers of her right hand spread apart, in her left arm she holds two empty bottles, behind her an equally poorly dressed boy, turned away. In the background another girl, a (young) woman, holding a child in her left hand. How was I able to photograph this? Did I at least give the girl some coins? Oaxaca, Mexico, 1986