Dieses Fenster nicht mehr anzeigen.

Einführung

Bedienelemente – Controls

Klicken Sie dieses Bedienelement, um das Hauptmenu zu öffnen.

Click this control to open the main menu.

Klicken Sie dieses Bedienelement, um das Ewige Archiv zu durchsuchen.

Click this control to browse the Eternal Archives.

Klicken Sie dieses Bedienelement oder verwenden Sie die ESC (“escape”-Taste), um zurück zur Übersicht zu gelangen.

Click this control or use the ESC (“escape” key) to go back to the overview.

Klicken Sie dieses Bedienelement, das Bild/Video selbst oder verwenden Sie die “i”-Taste, um die zusätzliche Information zum Bild/Video zu schließen.

Click this control, the image/video itself or use the “i” key to close the additional information to the image/video.

Klicken Sie dieses Bedienelement, das Bild/Video selbst oder verwenden Sie die “i”-Taste, um die zusätzliche Information zum Bild/Video anzuzeigen.

Click this control, the image/video itself or use the “i” key to show the additional information to the image/video.

Klicken Sie dieses Bedienelement, oder verwenden Sie die Pfeiltaste nach links, um das vorherige Bild/Video anzuzeigen.

Click this control or use the arrow left key to show the previous image/video.

Klicken Sie dieses Bedienelement, oder verwenden Sie die Pfeiltaste nach rechts, um das nächste Bild/Video anzuzeigen.

Click this control or use the arrow right key to show the next image/video.

Lade...

Höchste Zeit für Nächstenliebe · High time for love of neighbor

28/09/202409/28/2024

Höchste Zeit für Nächstenliebe oder (wieder einmal): Die Liebe ist ein seltsames Spiel. Wien | AT · 2013 (Ausstellungsansicht © PP · # 3291 · www.ewigesarchiv.at) Welchen Sinn Archive und Sammlungen haben (und ob sie überhaupt einen Sinn haben), ist umstritten, landläufig wird salopp formuliert: Wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart (möglicherweise) besser verstehen und (bestenfalls) Fehler in der Zukunft vermeiden. Ich habe mich halt vor über 40 Jahren entschieden, eine persönliche Sammlung anzulegen, die ich in einem meiner kurzen, hellen Momente „Ewiges Archiv“ nannte (finde ich deshalb wirklich gut, weil in dieser Bezeichnung schon auf die Absurdität des Anspruchs auf Ewigkeit verwiesen wird). Sarkastisch damals mit dem Untertitel „Eine Beweissammlung für das Jüngste Gericht“ – heute geschmeidiger: „Das Ewige Archiv ist eine dynamische Enzyklopädie zeitgenössischer Realitäten“ (was immer DAS jetzt wieder heißen mag). Egal, die Sammlung hat mittlerweile mich übernommen, kostet mich eine Menge Geld – überschlagsmäßig wohl seit Gründung weit mehr als 100.000 € – beschäftigt mich tagaus und tagein, Bilder und Videos wollen aufgenommen, in eine Datenbank „eingepflegt“ und beschlagwortet, bearbeitet und bestenfalls zueinander in Beziehung gesetzt werden.

Es liegt nahe, einen Tag vor Nationalratswahlen über spezifische Aspekte von politischen Parteien zu reflektieren und sich in homöopathischem Ausmaß zu äußern. Also doch noch im Bildarchiv die „Keywords“ (Schlagworte) „Politik, Werbung, bestimmte Parteien etc eingegeben. Soviele erstaunliche Funde – Ahja: „FBI“ heißt „FPÖ-Bildungsinstitut“. Alles dokumentiert und abgelegt. 1.000-e „Bildbeweise“ aller Arten. Ostereier mit politischen Botschaften, ganz und zerbrochen, hunderte Graffiti und schriftliche Zusätze auf Plakaten uvm. Manches davon natürlich auf www.ewigesarchiv.at schon zu finden.

Schlussendlich entschied ich mich für dieses Tableau für ein einziges Plakat – ein „Alltime-Favorit“ von mir. Es geht zunächst um Liebe, um Nächstenliebe, für die es – wie der Rundstempel rechts unten zeigt, höchste Zeit ist. Interessanterweise ist das Wort Nächstenliebe unter Anführungszeichen gestellt. Was das wohl wieder bedeutet? Das Plakat hat als Bildsujet am linken Rand zwei Personen: Sehr an den Rand gedrängt eine junge Frau, Typus Greta Thunberg, ihr sehr, sehr nahe ein hockender Mann, dunkles Sakko, den linken Arm auf sein in einer Blue Jean steckendes Beim gestützt, offenes Hemd, ein Stecktuch im Sakko, am Handgelenk zwei Armbänder, eines davon mit blauen Kugeln, das andere möglicherweise aus Leder. Er ist der jungen Frau sehr nahe, sein rechter Arm scheint schon ihren Oberkörper zu berühren, allerdings entsteht ein etwas unklarer Raum – berühren sich die Hände der beiden? Ist der Kopf des Mannes nicht im Verhältnis zu dem der jungen Frau eine Spur zu groß? Sind die beiden ein Liebespaar? Im Text heißt es allerdings, dass für den Mann die Österreicher seine Nächsten sind – wieso ist er hier mit einer Frau abgebildet, präsumtiv einer Österreicherin? Ist es ein intimer Moment, dem wir hier „beiwohnen“ dürfen bzw. müssen, weil uns dieses und Myriaden ähnlicher Erzeugnisse täglich an das Hirn geschmissen und aufgezwungen werden?

Ich lass es mal dabei bewenden, obwohl es noch soooo viel dazu zu schreiben gäbe. Wie die Zeit vergeht! Was machen die beiden jetzt? Wie ist die Story weitergegangen? Wer kann das wieder „kontextualisieren“ und vor allem „verorten“? Und: wozu??

High time for charity or (once again): Love is a strange game. Vienna | AT – 2013 (Exhibition view © PP – # 3291 – www.ewigesarchiv.at) The purpose of archives and collections (and whether they have any purpose at all) is controversial, and it is commonly casually formulated: Those who know the past can (possibly) better understand the present and (at best) avoid mistakes in the future. More than 40 years ago, I decided to create a personal collection which, in one of my brief, bright moments, I called an “eternal archive” (I think that’s really good, because this name already refers to the absurdity of the claim to eternity). Sarcastic at the time with the subtitle “A Collection of Evidence for the Last Judgement” – today more smoothly: “The Eternal Archive is a dynamic encyclopaedia of contemporary realities” (whatever THAT means now). Anyway, the collection has now taken me over, costs me a lot of money – probably well over €100,000 since it was founded – keeps me busy day in and day out, pictures and videos want to be recorded, “entered” into a database, indexed, edited and, at best, put in relation to each other.
On the eve of the national elections, it makes sense to reflect on specific aspects of political parties and to comment on a homeopathic scale. So I entered the keywords “politics, advertising, specific parties etc.” into the image archive. So many amazing finds – Ah yes: “FBI” means “FPÖ educational institute”. Everything documented and filed. 1,000s of “picture evidence” of all kinds. Easter eggs with political messages, whole and broken, hundreds of graffiti and written additions on posters and much more. Some of it can of course already be found on www.ewigesarchiv.at.
In the end, I decided on a single poster for this tableau – an “all-time favorite” of mine. First of all, it’s about love, about charity, for which – as the round stamp at the bottom right shows – it’s high time. Interestingly, the word charity is placed under quotation marks. I wonder what that means again? The poster features two people on the left-hand edge: A young woman, Greta Thunberg type, pushed very close to the edge, a crouching man very, very close to her, dark jacket, his left arm resting on his leg tucked into a pair of blue jeans, open shirt, a pinned scarf in his jacket, two bracelets on his wrist, one with blue balls, the other possibly made of leather. He is very close to the young woman, his right arm already seems to be touching her upper body, but there is a somewhat unclear space – are their hands touching? Isn’t the man’s head a little too big in relation to the young woman’s? Are they lovers? However, the text says that for the man the Austrians are his neighbors – why is he depicted here with a woman, presumably an Austrian? Is it an intimate moment that we are allowed or forced to “witness” here, because this and myriads of similar products are thrown at our brains and forced upon us every day?
I’ll leave it at that, although there is still soooo much to write about. How time flies! What are they doing now? How did the story continue? Who can “contextualize” it again and, above all, “place” it? And: what for?