Polnisch für Anfänger. Mit dem Chopin-Express hinter den „Eisernen Vorhang“. Poznan | PL · 1977/78 (© PP · Ewiges Archiv) Eines Tages fiel mir auf der Angewandten, wo ich in der Meisterklasse von Oswald Oberhuber studierte, ein Plakat auf, das über Auslandsstipendien informierte. Viele Länder waren aufgeführt, die bei den Kolleg*innen begehrten Orte wie London, Paris, New York, Tokio ua. interessierten mich nicht besonders, bei vielen anderen waren die Einreichfristen schon vorbei. Übrig blieben Länder wie Türkei und Polen, die Türkei kannte ich ein bisschen, während Polen damals als Land des „Warschauer Paktes“ hinter dem „Eisernen Vorhang“ lag, der den „Westen“ von den kommunistischen Ländern trennte. Polen war mir vor allem als Land mit ausgezeichneter Plakatgrafik und ungewöhnlichen Animationsfilmen bekannt, ich ging also ins Polnische Kulturinstitut, informierte mich ein wenig, schrieb eine kurze Einreichung, in der ich meine Beweggründe für ein Studium dort anführte – und vergaß auf meine Bewerbung.
Während der Sommerferien arbeitete ich als Betreuer bei einem Sommerlager für Kinder und Familien in schwierigen Situationen am Zettersfeld in Lienz, als ich beim Mittagessen einen Brief bekam, in dem mir zu meiner völligen Überraschung mitgeteilt wurde, dass ich ab September in Poznan/Polen an der dortigen Kunstakademie ein Jahr studieren konnte. Meine Vorbereitung bestand darin, mir ein Buch „Polnisch für Anfänger“ und einen schmalen „Polyglott-Reiseführer“ zu besorgen. Ende September fuhr ich also mit Koffer, Tasche, Mappe, in einem von meiner Mutter umgeschneiderten Mantel meines Vaters (grau, lang, tailliert, mit Kunstpelz und zwei Reihen Knöpfen) mit dem „Chopin-Express“ vom „Ostbahnhof“ spätabends über Praha und Kraków nach Warszawa – von dort noch 3 Stunden westlich nach Poznan (vormals „Posen“). Nach langer Fahrt kam ich abends am Hauptbahnhof an, ohne die Sprache zu können und ohne irgendjemanden zu kennen. Ich hatte nur die Adresse der Kunstakademie – und im Polyglott-Reiseführer stand eine Jugendherberge verzeichnet. Nach einigem Warten in der Schlange bei den Taxis ließ ich mich zu dieser Herberge bringen – um dort zu erfahren, dass ich als Ausländer aus dem „Westen“ dort nicht übernachten könne, sondern mich in einem der dafür bestimmten Hotels einquartieren müsse. Im Hotel „Polonez“ allerdings, wo mich der Taxifahrer hinbrachte, hätte eine Nacht fast 100 $ gekostet, das wäre die Hälfte der 200 $ gewesen, die ich meiner Erinnerung nach an „cash“ mithatte. Also wieder zurück zur Jugendherberge, wo ich mit Hilfe des Sprachführers versuchte, die Situation darzustellen – und dann tatsächlich dort übernachten dürfte. Am nächsten Morgen dann zur Kunstakademie, wo mich eine freundliche, gut deutschsprechende Sekretärin empfing und mich an eine ihr bekannte Familie vermittelte, die gern ein Zimmer vermieten wollte. Hier begannen meine Monate bei Stania und Kazimierz W. und deren Tochter Jola – die allerdings ihr kleines Zimmer an mich abtreten musste. Ich wurde sehr freundlich empfangen, zur Begrüßung gabs „Beef Tartare“ (erstmals in meinem Leben – die Polen/-innen essen viel Fleisch) und natürlich „Na zdrowie“ – also „Prost“ mit polnischem Wódka – dem „Wässerchen“. Stania war Friseurin, Kazimierz arbeitete bei einem Kanalnotdienst und führte in der Früh Milch aus.
Eine ganz wunderbare, besondere Zeit begann – ich habe mich bei der Familie, die in einem einfachen Wohnblock lebte, sehr wohl gefühlt. Ich hatte ein schmales Zimmer, untertags wurde das Bett hochgeklappt und aus dem Bett der Tisch hochgeklappt.
Polish for beginners. With the Chopin Express behind the “Iron Curtain”. Poznan | PL · 1977/78 (© PP · Eternal Archive) One day I noticed a poster on the Angewandte, where I studied in the masterclass of Oswald Oberhuber, which informed about foreign scholarships. Many countries were listed, with the colleges coveted places such as London, Paris, New York, Tokyo and others. I was not particularly interested, with many others, the deadlines were already over. What remained were countries like Turkey and Poland, I knew Turkey a bit, while at that time Poland, as the country of the “Warsaw Pact”, was behind the “Iron Curtain”, which separated the “West” from the communist countries. Poland was known to me above all as a country with excellent poster graphics and unusual animated films, so I went to the Polish Cultural Institute, informed myself a little, wrote a brief submission in which I explained my reasons for studying there – and forgot about my application.
During the summer holidays I worked as a supervisor at a summer camp for children and families in difficult situations at the Zettersfeld in Lienz, when I got a letter at lunch, in which I was told to my complete surprise that I will start in September in Poznan / Poland at the could study there one year. My preparation was to get a book “Polish for Beginners” and a narrow “Polyglot Guide”. At the end of September I drove with my suitcase, bag, folder, in a jacket of my father tailor-made by my mother (gray, long, waisted, with fake fur and two rows of buttons) with the “Chopin Express” from the “Ostbahnhof” late in the evening over Praha and Kraków to Warszawa – from there 3 hours west to Poznan (formerly “Poznan”). After a long drive, I arrived at the main train station in the evening, without being able to speak the language and without knowing anyone. I only had the address of the Art Academy – and there was a youth hostel in the Polyglot travel guide. After some waiting in the queue at the taxis, I was taken to this hostel – to find out that as a foreigner from the “West” I could not stay there but had to stay in one of the designated hotels. At the Hotel Polonez, however, where the taxi driver took me, one night would have cost almost $ 100, which would have been half of the $ 200 I remembered from “cash”. So back to the youth hostel, where I tried with the help of the phrasebook to present the situation – and then actually spend the night there. The next morning to the art academy, where I received a friendly, well German-speaking secretary and gave me to a familiar family, who wanted to rent a room. This is where my months began with Stania and Kazimierz W. and their daughter Jola – who, however, had to hand over her small room to me. I received a very friendly welcome, to welcome gabs “Beef Tartare” (for the first time in my life – the Poles eat a lot of meat) and of course “Na zdrowie” – so “Cheers” with Polish Wódka – the “Wässerchen”. Stania was a hairdresser, Kazimierz worked at a sewer service and ran in the morning milk.
A very wonderful, special time began – I felt very comfortable with the family, who lived in a simple block of flats. I had a small room, during the day the bed was folded up and folded out of the bed of the table.