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Eine Lithographie in Polen machen und drucken · Making and printing a lithograph in Poland

Eine Lithographie in Polen machen und drucken · Making and printing a lithograph in Poland

Eine Lithographie in Polen machen und drucken. Poznan | PL · 1977–1978 (© PP · # 2438 · www.ewigesarchiv.at) Vor Kurzem habe ich bei einer Auktion der Diakonie für die Ukraine-Hilfe im Dorotheum eine kleine Lithographie von Alfred Kubin ersteigert – daraufhin ist mir eingefallen, dass ich selber im Rahmen meines Auslandsstudiums an der Akademie der bildenden Künste in Poznan/Polen 1977/78 Lithographien gemacht hatte. Ich suchte und fand einige Dias aus der damaligen Zeit und auch einige Drucke (re. unten) Der Typ im roten Shirt mit den ungekämmten Haaren, der ungläubig/fragend dreinschaut bzw. zuhört, bin ich selbst in den damals eher bescheiden/rustikalen Räumlichkeiten der „Katedra Grafiki“ (li. unten) der „Państwowa Wyższa Szkoła Sztuk Plastycznych“, der Staatlichen Hochschule für Bildende Kunst in Poznan. Lithographie, also „Steindruck“, wird mit dicken, schweren Platten aus Solnhofer Schiefer, die zunächst lange geschliffen werden müssen, damit die vorhergehende Zeichnung abgeschliffen wird und der Stein wieder aufnahmefähig wird. (obere Reihe, 2. Foto). Dann wird zB mit fetthaltigen Stiften und/oder Kreiden oder Tusche die Zeichnung, das Bild aufgetragen, der Stein geätzt, wobei die Stellen, an der Tusche oder Kreide sind, von der Säure geschützt sind. Nach Reinigung wird der Stein mit Wasser benetzt, wobei die gätzten, freien Stellen Wasser aufnehmen. Beim Einwalzen mit Druckerfarbe nehmen nur die Stellen, die nicht geätzt wurden, die fetthaltige Farbe auf. Nach dem Einwalzen mit Farbe wird Papier auf den Stein gelegt und beides durch die Presse gezogen/geschoben (ob. Reihe, 3. Foto)

Die hier gezeigte Lithographie, Stein und fertiger Druck (re. unten), war die erste, die ich machte – angeregt durch die eher bescheidenen Verhältnisse bei der freundlichen Familie, bei der ich in einem „Gemeindebau“ die ersten Monate in einem eher recht schmalen Zimmer wohnte. Das Bett wurde untertags hochgeklappt und von der Unterseite des Bettes eine Tischplatte hochgeklappt, auf der ich abends zeichnete. Ich habe mich bei dieser Familie sehr wohl gefühlt. Die Zeit in Polen, noch vor Kriegsrecht, Solidarnoszcz und „Ostöffnung“ war eine der besten meines Lebens.

Während meines Auslandsstipendiums an der Kunstakademie in Poznan beschäftigte ich mich hauptsächlich mit Plakatgrafik, machte aber auch Lithographien und nach einiger Zeit meinen allerersten Animationsfilm „OBUWIE“. Vorher hatte ich an der Angewandten in Wien studiert (Meisterklassen Tasquil und Oberhuber) Die Zeit in Polen habe ich in bester Erinnerung: Es war für mich eine Art „Refugium“ vom Westen, auch von meiner Familie: Kontakt zu Österreich nur über Briefe – ich denke, ich habe nur zu Weihnachten und sonst nur ganz wenige Male telefoniert. Natürlich kein Internet, keine E-mails, kein Handy. Wolfgang Egger, der 2. Österreicher, der von der Akademie kam und Malerei in Poznan studierte und ich gingen oft in die „Ksiangarnia Miendzinarodow“, die Internationalen Buchhandlung, um dort die drei Tage alte „Volksstimme“ zu lesen, das Zentralorgan der KPÖ – die einzige deutschsprachige Zeitung, die erhältlich war. Wir beide wohnten jeweils bei sehr netten polnischen Familien und fanden schnell Kontakt zu Mitstudent*innen. Ich lernte relativ schnell polnisch, weil ich mit einer Mitstudentin befreundet war und wir voneinander deutsch bzw. polnisch lernten.

Make and print a lithograph in Poland. Poznan | PL · 1977–1978 (© PP · # 2438 · www.ewigesarchiv.at) I recently bought a small lithograph by Alfred Kubin at an auction organized by the Diakonie für die Ukraine-Hilfe in the Dorotheum – and then it occurred to me that I myself made lithographs as part of my studies abroad at the Academy of Fine Arts in Poznan/Poland in 1977/78. I searched and found some slides from that time and also some prints (bottom right) The guy in the red shirt with the uncombed hair, who looks incredulously/questioningly or listens, is me even in the then rather modest/rustic premises of the “Katedra Grafiki” (bottom left) of the “Państwowa Wyższa Szkoła Sztuk Plastycznych”, the State Academy of Fine Arts in Poznan. Lithography, i.e. “stone printing”, is made with thick, heavy slabs of Solnhofer slate, which first have to be ground for a long time so that the previous drawing is ground off and the stone becomes receptive again. (top row, 2nd photo). Then, for example, the drawing or picture is applied with greasy pencils and/or chalk or ink, and the stone is etched, with the areas where ink or chalk is on being protected from the acid. After cleaning, the stone is wetted with water, whereby the etched, free areas absorb water. When rolling in printer’s ink, only the areas that were not etched absorb the greasy ink. After the color has been rolled in, paper is placed on the stone and both are pulled/pushed through the press (top row, 3rd photo)
The lithograph shown here, stone and finished print (below right), was the first one I made – inspired by the rather modest circumstances of the friendly family, with whom I spent the first few months in a “community building” in a rather narrow room. The bed was folded up during the day and a tabletop was folded up from the underside of the bed, which I drew on in the evenings. I felt very comfortable with this family. The time in Poland, before martial law, Solidarnoszcz and the “opening of the East” was one of the best of my life.
During my scholarship abroad at the art academy in Poznan, I mainly dealt with poster graphics, but also made lithographs and after some time my very first animated film “OBUWIE”. I had previously studied at the University of Applied Sciences in Vienna (master classes in Tasquil and Oberhuber). I have fond memories of my time in Poland: it was a kind of “refuge” from the west for me, and from my family too: I only had contact with Austria through letters – I think I only called at Christmas and very few times otherwise. Of course no internet, no e-mails, no mobile phones. Wolfgang Egger, the second Austrian who came from the academy and studied painting in Poznan, and I often went to the “Ksiangarnia Miendzinarodow”, the international bookstore, to read the three-day-old “Volksstimme”, the central organ of the KPÖ – the only German-language newspaper that was available. We both lived with very nice Polish families and quickly made contact with fellow students. I learned Polish relatively quickly because I was friends with a fellow student and we learned German and Polish from each other.

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