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Das Verschwinden des Bodo Hell · The disappearance of Bodo Hell

Das Verschwinden des Bodo Hell · The disappearance of Bodo Hell

Das Verschwinden des Bodo Hell und das damit einhergehende Auftauchen von Erinnerungen. Ebensee, Wien | AT · 2012–2015 (© PP · # 3239 · www.ewigesarchiv.at) Von bzw. besser: über Bodo Hell gelesen und einige seiner fotografische Arbeiten in Abbildungen gesehen, hatte ich schon in den 1970-er Jahren, wohl vermittelt durch den Maler Hans Kienesberger der, obwohl fernab der Stadt am Land in Traunkirchen lebend, durch Magazine und Literaturzeitschriften wie Wespennest, Literatur und Kritik ua. stets bestens informiert war. Hans war mein „Kontaktmann“ und Türöffner zur zeitgenössischen bildenden Kunst, Fotografie und Literatur, ihm verdanke ich viel. Damals sah ich einige Beispiele aus Bodo Hells Serie „Stadtschrift“ (1978–1985), bei der er Fotos von Geschäfts- und Fassadenbeschriftungen, Filmankündigungen von Porno-Kinos am Gürtel und Ähnliches zusammenmontiert hatte. Er fotografierte und veröffentlichte auch lange vor mir und meiner diesbezüglichen Sammelwut „Wunschkennzeichen“ auf heimischen Autos und erkannte deren para-literarisches Potential. Soweit ich mich erinnere bzw mein Bildmaterial in der Datenbank es dokumentiert, fotografierte ich ihn erstmals bei einer Lesung aus Anlass des 60. Geburtstages des Schriftstellers Walter Pilar im Dezember 2008 in Linz. Ein denkwürdiger Abend, an dem ua der Komponist Georg Nussbaumer ein Werk auf einem mit Vibratoren präparierten Klavier aufführte.
Bodo Hell und der Künstler Götz Bury waren und bleiben ein kongeniales Team und produzierten zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen und Performances, eine davon ist in dem kurzen Video zu sehen, das ich aus Anlass des Verschwindens von Bodo Hell zusammengestellt habe:
„Bodo Hell, Götz Bury und die sternförmigen Eier der Wunder-seltsamen Hennen von Taxa. Wien | AT · 2019. Im Rahmen einer gemeinsam mit Götz Bury veranstalteten Lesereise bzw. Prozession am 24.4.2019, die von der Österreichischen Nationalbibliothek über die Augustinerkirche bis zum Literaturmuseum führte, sprach Bodo Hell im Prunksaal der ÖNB über die „Wundersamen Hennen zu Taxa“ und ihre strahlenden sternförmigen Eier, wie sie im Buch von Domprediger Abraham à Santa Clara beschrieben wurden. Götz Bury karrte zu diesem Behufe ein von ihm aus Besteck, Waschmaschinen-Trommeln und anderen metallenen Artifizialien geschweißtes Rednerpult herbei, weiters gab es eine Monstranz für eines der ganz speziellen, im Buch von Abraham à Santa Clara beschriebenen Eier der Hennen aus dem bayrischen Herzogtum Taxa. In Taxa gab es bzw gibt es laut Bezeugungen der Beiden nach wie vor Hennen, die Eier mit einer „gezackten, geformten“ Oberfläche legen.“
Im Rahmen des Festival der Regionen in Ebensee moderierte Bodo Hell auf einer Plätte stehend am Traunsee eine Modenschau, die Raja Schwahn-Reichmann mit Schüler*innen der Modeschule Ebensee entwickelt hatte. Bei der Sichtung der kurzen Videos, die ich damals aufgenommen hatte, kam ich dann auch darauf, wie ich Bodo Hell kurz und prägnant im Titel des Videos bezeichnen konnte. Schriftsteller? Dichter? Fotograf? Performance-Künstler? Schätzenswerter Mensch? Ganz einfach – er stellte sich als „Bodo Hell, Autor und Alpenhirte“ vor – letzteres als Verweis auf seine mehr als 30 Jahre im Sommer ausgeführte Arbeit als Senner auf einer Alm im Dachsteingebiet, in dem er, so scheint es, nun verschwunden ist.
Meine nun auftauchenden Erinnerungen umfassen seine freundliche Art, seinen Humor, seine Spontaneität, sein Lachen, seine klare, akzentuierte Sprache, seine Lesungen, seine markanten Hände, die Kappe, die er meist trug . . .
Dieses Tableau fokussiert auf seine Fotografie mit der analogen Stereo-Kamera LOREO, hier beim Festival der Regionen in Ebensee – rechts unten ein Selbst-Porträt, das er mit dieser Kamera von uns beiden gemacht hatte. Die beiden Fotos links unten entstanden bei einem Treffen im Jahr 2012 im cyberlab in Wien.
Danke Bodo für viele Erinnerungen, die bereits jetzt aufgetaucht sind – vielleicht kommen noch mehr, vielleicht tauchst Du auch wieder auf. Wenn nicht in diesem, dann in einem anderen Leben.

The disappearance of Bodo Hell and the accompanying emergence of memories. Ebensee, Vienna | AT – 2012-2015 (© PP – # 3239 – www.ewigesarchiv.at) I had already read about Bodo Hell and seen some of his photographic works in illustrations in the 1970s, probably through the painter Hans Kienesberger who, although living far away from the city in the countryside in Traunkirchen, was always well informed through magazines and literary journals such as Wespennest, Literatur und Kritik and others. Hans was my “contact man” and opened the door to contemporary visual art, photography and literature, and I owe him a lot. Back then I saw some examples from Bodo Hell’s series “Stadtschrift” (1978-1985), in which he had assembled photos of shop and façade signage, film announcements from porn cinemas on the Gürtel and the like. He also photographed and published “wish plates” on local cars long before me and my related collecting mania and recognised their para-literary potential. As far as I remember, or as far as my photo material in the database documents, I first photographed him at a reading on the occasion of the 60th birthday of the writer Walter Pilar in Linz in December 2008. It was a memorable evening, during which the composer Georg Nussbaumer performed a work on a piano prepared with vibrators.
Bodo Hell and the artist Götz Bury were and remain a congenial team and produced numerous joint events and performances, one of which can be seen in the short video that I put together to mark the disappearance of Bodo Hell:
“Bodo Hell, Götz Bury und die sternförmigen Eier der Wunder-seltsamen Hennen von Taxa. Vienna | AT – 2019. As part of a reading tour and procession organised together with Götz Bury on 24 April 2019, which led from the Austrian National Library via the Augustinerkirche to the Literature Museum, Bodo Hell spoke in the State Hall of the Austrian National Library about the “Wondrous Hens of Taxa” and their radiant star-shaped eggs, as described in the book by cathedral preacher Abraham à Santa Clara. For this purpose, Götz Bury carted in a lectern he had welded from cutlery, washing machine drums and other metal artifacts, and there was also a monstrance for one of the very special eggs of the hens from the Bavarian Duchy of Taxa described in Abraham à Santa Clara’s book. In Taxa, according to the two men, there were and still are hens that lay eggs with a “jagged, moulded” surface.”
As part of the Festival of Regions in Ebensee, Bodo Hell presented a fashion show on Lake Traunsee that Raja Schwahn-Reichmann had developed with students from the Ebensee Fashion School. While watching the short videos that I had recorded at the time, I came up with a short and concise way to describe Bodo Hell in the title of the video. Writer? Poet? Photographer? Performance artist? Appreciable person? Quite simply – he introduced himself as “Bodo Hell, author and alpine herdsman” – the latter as a reference to his more than 30 years of summer work as a dairyman on an alpine pasture in the Dachstein region, where, it seems, he has now disappeared.
My memories that now emerge include his friendly manner, his humour, his spontaneity, his laughter, his clear, accentuated language, his readings, his distinctive hands, the cap he usually wore . . .
This tableau focuses on his photography with the analogue stereo camera LOREO, here at the Festial der Regionen in Ebensee – bottom right a self-portrait he took of the two of us with this camera. The two photos on the bottom left were taken at a meeting in 2012 at cyberlab in Vienna.
Thank you Bodo for the many memories that have already surfaced – maybe there will be more, maybe you’ll turn up again. If not in this life, then in another.

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Das Verschwinden des Bodo Hell · The disappearance of Bodo Hell

Das Verschwinden des Bodo Hell · The disappearance of Bodo Hell

Das Verschwinden des Bodo Hell und das damit einhergehende Auftauchen von Erinnerungen. Ebensee, Wien | AT · 2012–2015 (© PP · # 3239 · www.ewigesarchiv.at) Von bzw. besser: über Bodo Hell gelesen und einige seiner fotografische Arbeiten in Abbildungen gesehen, hatte ich schon in den 1970-er... mehr lesen

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