Das Paradies von Cornelius Kolig: Stand der Dinge und kommende Projekte. Klagenfurt, Vorderberg, Wien | AT · 2024 (© Kleine Zeitung ·# 3337 · www.ewigesarchiv.at) In der „Kleinen Zeitung“ ist aus Anlass des zweiten Todestages von Cornelius Kolig ein umfangreicher Artikel zur Zukunft des Lebenswerkes des Künstlers erschienen (s. Text unterhalb), in dem ich zitiert werde. „Das Paradies“ von Cornelius Kolig, eine rund 6000 m2 große Anlage in Vorderberg im Gailtal in Kärnten, auf der mehr als 400 Objekte und Installationen und eine ungezählte Anzahl von Malereien und Grafiken versammelt sind, ist in Österreich nur mit den „Häusern für die Skulpturen“ von Walter Pichler in St. Martin im Burgenland vergleichbar und auch international gesehen gibt es nur wenige Projekte in dieser Größe, künstlerischen Dimension, Ernsthaftigkeit und Dauer, beispielsweise „La Ribaute“ von Anselm Kiefer in Frankreich, die Anlage von Donald Judd in Marfa/Texas, die von der Dia Art Foundation betreut wird, ein umfangreicher „Garten“ von Jean Dubuffet. Was mir wesentlich erscheint: Die ernsthafte Wahrnehmung eines solitären Werkes.
Das „Paradies“ wird derzeit von Dr. Doris Kolig hervorragend betreut und in jeder Hinsicht gepflegt, die auch gemeinsam mit Dr. Cornelia Kolig-Nöth, der Erbin, sämtliche Kosten der Erhaltung trägt.
Ich bin mit der Neugestaltung eines zeitgemäßen Online-Auftritts beauftragt, der auch eine Virtuelle Tour durch das Paradies beinhalten wird. Das Team besteht aus: Moni Parii und Patrick Spanbauer On Screen (Video, Schnitt, digitale Produktion); Helmut Heiland Fa. togger.org (Webentwicklung); Reinhold Leitner, cupix (Virtuelle Tour)
Auf dem Weg ins Paradies per Video (Kleine Zeitung, 1. November 2024)
Vor zwei Jahren starb Cornelius Kolig. Wie sieht die Zukunft für sein „Paradies" in Vorderberg aus? Derzeit erhält die Familie das künstlerische Lebenswerk in Eigenregie.
Von Karin Waldner-Petutschnig
Ich bin selbst mein größter Sammler, meinte Cornelius Kolig in einem seiner letzten Interviews bel einem Rundgang durch sein Atelier- und Ausstellungsgelände in Vorderberg. Das Gesamtkunstwerk des einstigen Bürgerschrecks und als „Fäkalkünstler“ verunglimpften Enkels von Anton Kolig ist ein Lebenswerk in mehrfacher Hinsicht. Der 6000 Quadratmeter große Kunstspeicher „Paradies" am Fuße des Olsternigs ist ein Gebäude und Gartenkomplex, der Kunstobjekte, Zeichnungen, Fotos und Videos beherbergt und seit einigen Jahren unter Denkmalschutz steht. Aber diese einmalige Sammlung enthält nicht nur die Arbelten eines Künstlerlebens, sie dreht sich auch inhaltlich um das Leben - um Sex und Eros, Stoffwechsel und Tod, die bestimmenden Themen von Cornelius Koligs Werk.
Auch zwei Jahre nach seinem Tod ist noch Leben In Koligs Nachlass, den seine Tochter Cornelia erbte. „Wir bemühen uns so gut es geht“, erzählt Koligs Witwe Doris: Ein Gärtner hält das Gelände in Schuss, eine Kunsthistorikerin aus Villach führt Gruppen nach Anmeldung durch die Anlage, und der Künstler und Filmemacher Peter Putz wurde mit einem neuen Internet-Auftritt beauftragt, der Anfang kommenden Jahres online sein soll.
In dessen selt Jahren wachsender fotografischen Dokumentation „Das Ewige Archiv" sind aber auch jetzt schon einlge Videos mit Cornelius Kolig und dem Paradies zu sehen. „Interessant ist, dass Kolig selbst eine Führung auf zehn einstündigen Videokassetten aufgenommen hat, die nun digitallsiert werden“, freut sich Putz und weist darauf hin, dass Kolig ja kein Museum für seine Werke bauen wollte, sondern einen Idealen Ort für seine Installationen und Objekte konzipiert hat.
Er wollte nicht massenhaft Leute herholen, sprach vom Verwellen statt Verreisen. Per Video können sich die Interessierten aber dennoch durch die Anlage bewegen."
Finanziert wird das einzigartige Projekt derzeit ausschließlich von der Famille, die nicht interessiert ist zu verkaufen, sondern zu erhalten. Was auch für das Kulturland Kärnten wichtig wäre. Brigitte Winkler-Komar, Leiterin der Kärntner Kulturabteilung, auf Nachfrage: „Wir haben uns positiv positioniert und sind offen für Gespräche. Es gibt grundsätzliche Fragen wie Öffnungszeiten und Ähnliches zu klären, aber der Ball liegt bel der Familie."
Peter Putz verweist auf Referenzprojekte, die zeigen, wie elne adäquate „Auseinandersetzung mit so einem riesigen Werk" aussehen könnte: „In Österreich fällt mir da der verstorbene Südtiroler Bildhauer Walter Pichler ein." Der zu den wichtigsten Vertretern der Avantgarde zählende Künstler errichtete ab 1972 im südburgenländischen St. Martin für seine Skulpturen – die er ebenso ungern verkaufen wollte wie Kolig seine Werke – elgene Gebäude, ließ auf dem Gelände eines alten Bauernhofs ein ganzes Ensemble aus Arbeits- und Ausstellungsräumlichkelten entstehen. Auch der Nachlass des deutschen Malers und Bildhauers Anselm Kiefer, der für seine Werke ebenfalls eigene Raume baute, ist am ehemaligen Ateliergelände des Künstlers im französischen Cevennen-Ort Barjac zu sehen („La Ribaute"). Hier wird der Nachlass von einer Stiftung verwaltet.
„Ich bin selbst nicht sicher, welche Form für den Nachlass am besten ist. Herschenken will ich es halt auch nicht", meinte Cornelius Kolig einmal selbst. Seinen Platz im Paradies hat er sich jedenfalls gesichert. Seine Urne ist auf dem Gelände bestattet, das für ihn Lebenswerk, Rückzugsort und Gegenwelt war.
Bildunterschriften: Cornelius Kolig im Jahr 2018; oben der 6000 Quadratmeter große Kunstspeicher „Paradies" am Fuße des Oisternigs. Foto: Traussnig. Kolig-Nöth
Cornelius Kolig mit Peter Putz im „Paradies" im Jahr 2020. Foto: Sonja Gasparin
Cornelius Kolig’s paradise: current status and upcoming projects. Klagenfurt, Vorderberg, Vienna | AT – 2024 (© Kleine Zeitung -# 3337 – www.ewigesarchiv.at) On the occasion of the second anniversary of Cornelius Kolig’s death, the “Kleine Zeitung” published an extensive article on the future of the artist’s life’s work (see text below), in which I am quoted. Cornelius Kolig’s “Paradise”, an approximately 6000 m2 complex in Vorderberg in the Gailtal valley in Carinthia, on which more than 400 objects and installations and an uncountable number of paintings and graphics are assembled, is comparable in Austria only to Walter Pichler’s “Houses for Sculptures” in St. Martin in Burgenland, and internationally, there are only a few projects of this size, artistic dimension, seriousness and duration, such as “La Ribaute” by Anselm Kiefer in France, the installation by Donald Judd in Marfa/Texas, which is managed by the Dia Art Foundation, and an extensive “garden” by Jean Dubuffet. What seems essential to me is the serious perception of a solitary work.
The “Paradise” is currently being excellently looked after and maintained in every respect by Dr. Doris Kolig, who, together with Dr. Cornelia Kolig-Nöth, the heiress, also bears all the costs of conservation.
I have been commissioned to redesign a contemporary online presence, which will also include a virtual tour of the Paradise. The team consists of: Moni Parii and Patrick Spanbauer On Screen (video, editing, digital production); Helmut Heiland Fa. togger.org (web development); Reinhold Leitner, cupix (virtual tour)
On the way to paradise via video (Kleine Zeitung, November 1, 2024)
Cornelius Kolig died two years ago. What does the future hold for his “paradise” in Vorderberg? The family is currently maintaining the artistic life’s work on its own.
By Karin Waldner-Petutschnig
I am my own biggest collector, said Cornelius Kolig in one of his last interviews after a tour of his studio and exhibition space in Vorderberg. The complete work of art by the former bourgeois terror and grandson of Anton Kolig, who was vilified as a “fecal artist”, is a life’s work in more ways than one. The 6,000 square meter “Paradies” art storage facility at the foot of the Olsternig is a building and garden complex that houses art objects, drawings, photos and videos and has been a listed building for several years. But this unique collection not only contains the work of an artist’s life, it also revolves around life itself – around sex and Eros, metabolism and death, the defining themes of Cornelius Kolig’s work.
Even two years after his death, there is still life in Kolig’s estate, which was inherited by his daughter Cornelia. “We are doing our best,” says Kolig’s widow Doris: a gardener keeps the grounds in good shape, an art historian from Villach guides groups through the grounds by appointment and the artist and filmmaker Peter Putz has been commissioned to create a new website, which should be online early next year.
In his photographic documentation “The Eternal Archive”, which has been growing over the past few years, some videos featuring Cornelius Kolig and the paradise can already be seen. “It is interesting to note that Kolig himself recorded a guided tour on ten one-hour video cassettes, which are now being digitized,” says Putz happily, pointing out that Kolig did not want to build a museum for his works, but rather designed an ideal location for his installations and objects.
He didn’t want to bring masses of people here, he spoke of “waving instead of traveling”. However, interested parties can still move through the installation via video.”
The unique project is currently being financed exclusively by the family, who are not interested in selling, but in preserving it. Which would also be important for the cultural region of Carinthia. Brigitte Winkler-Komar, Head of the Carinthian Department of Culture, when asked: “We have positioned ourselves positively and are open to discussions. There are fundamental issues such as opening hours and the like that need to be clarified, but the ball is in the family’s court.”
Peter Putz points to reference projects that show what an adequate “engagement with such a huge work” could look like: “In Austria, the late South Tyrolean sculptor Walter Pichler comes to mind.” From 1972, the artist, who was one of the most important representatives of the avant-garde, erected elegant buildings in St. Martin in southern Burgenland for his sculptures – which he was just as reluctant to sell as Kolig was to sell his works – and created an entire ensemble of work and exhibition spaces on the grounds of an old farm. The estate of the German painter and sculptor Anselm Kiefer, who also built his own rooms for his works, can also be seen at the artist’s former studio site in the French Cévennes village of Barjac (“La Ribaute”). Here, the estate is managed by a foundation.
“I’m not sure myself which form is best for the estate. I just don’t want to give it away either,” Cornelius Kolig once said himself. In any case, he has secured his place in paradise. His urn is buried on the site that was his life’s work, retreat and alternative world.
Captions: Cornelius Kolig in 2018; above, the 6000 square meter “Paradies” art storage facility at the foot of the Oisternig. Photo: Traussnig. Kolig-Nöth
Cornelius Kolig with Peter Putz in the “Paradies” in 2020. photo: Sonja Gasparin