Blumen und Schnecken für Elisabeth Wetsch (1956–2021) und ein paar Anmerkungen zu einem Internet-Phänomen. Damtschach, Langwies, Unterferlach, Wien | AT · 2010–2018 (© PP · www.ewigesarchiv.at) Die unglaublich vielen Reaktionen auf den Tod von Elisabeth Wetsch (www.nadelspiel.com) überraschen mich nicht wirklich, deshalb möchte ich mit diesem letzten Blumengruß für meine Nachbarin, der ich selbst sehr nahe gestanden bin, einige Aspekte ihrer „Internet-Persona“ reflektieren. Bereits vor Jahren hat ein Bote ein Paket „aus Amerika“ bei mir abgegeben – ich beginne meinen Tag sehr früh, während Elisabeth oft bis weit in den Morgen arbeitete, ab und zu korrespondierten wir per Mail „realtime“ in den Morgenstunden – ich habe daher oft Pakete für sie übernommen. Im Paket ein schwerer, vergoldeter „Play-Button“: „YouTube eliZZZa13 CONGRATULATIONS For Surpassing 100,000 Subscribers“. (s. Tableau zum Nachruf) Sie hatte also schon vor langer Zeit mit ihrem Kanal 100.000 „Abonnent*innen“ erreicht. Wir – ihre Nachbarn im Werkstättenhof in der Mollardgasse im 6. Bezirk – haben miterlebt, wie stark sie mit und für ihr „Nadelspiel“ gelebt hat, wie tief sie mit ihren zahlreichen „virtuellen“ Freundinnen und Freunden, mit ihren „Schäfchen“ verbunden war. Für uns war es unglaublich, wieviel Resonanz sie auslöste, ihre fast 2.000 Videos zu „Stricken & Häkeln mit eliZZZa“ wurden bisher in Summe rund 150 Millionen Mal aufgerufen, eine Zahl, die sie zu Recht stolz machte. Zahlen im Internet bezüglich Zugriffen etc sind ein eigenes Kapitel – die genaue Zahl weiß ich selbst natürlich nicht, aber die Größenordnung stimmt ganz sicher. Elisabeth war immer punktgenau informiert: Der google-Konzern stellt sogenannte „tools“ bereit – hier eben „google statistics“, die es erlauben, jeden Zugriff zuzuordnen, es ist die Stadt feststellbar, die Anzahl der Aufrufe, etc – all dies hat natürlich auch Einfluss auf die Einnahmen durch Werbung, mit der ihre Website finanziert wurde. Ich denke, dass der Erfolg ihres „Nadelspiels“ darauf beruhte, dass ihre „Schäfchen“ – so die liebevolle Bezeichnung für die Mitglieder ihrer Community – spürten, dass Elisabeth echtes Interesse hatte, es kein aufgesetztes Gehabe war. Sie brachte sich auch in hohem Maße persönlich ein, thematisierte auch die bevorstehende Operation.
Ohne ins Detail zu gehen: Es war klar, dass es angebracht war, ab einer bestimmten Dauer der Abwesenheit von Elisabeth ihre Community zu informieren. Nach etwa drei Wochen veröffentlichte ein Freund und Kollege von Elisabeth, der Administratorrechte zu ihrer FB-Nadelspiel-Gruppe hat, ein kurzes, von mir verfasstes Statement: „Liebe Freundinnen und Freunde von Elisabeth, liebe „Schäfchen“! Elisabeth ist nach einer Operation nach wie vor in Spitalsbehandlung. Sobald es weitere Informationen gibt, werden wir sie hier veröffentlichen“ Innerhalb weniger Stunden waren in der an sich archivierten FB-Gruppe 1.000-e Herzen, „Likes“ etc zu sehen und mehr als 1.000 Genesungswünsche und Grußbotschaften zu lesen.
Findige Internet-Freund*innen kontaktierten mich über die Kommentarfunktion bei meinen YouTube-Videos, über FB-Messenger oder per Mail über meine Website.
Am Wochenende wurde beschlossen, die traurige Nachricht schließlich zu veröffentlichen. Ich postete den Nachruf und das Tableau zu Elisabeth zunächst auf meinem Account, der Administrator auf der Website und auf der oben erwähnten FB-Nadelspiel-Gruppe. Er schrieb mir nach kurzer Zeit: „Innerhalb weniger Minuten 500 Kommentare und 150 x geteilt. Sehr bewegend . . .“
Zum Blumengruß: Elisabeth liebte ihren Garten in Kritzendorf über alles, sie hatte ein großes Wissen zu Pflanzen und liebte zutiefst alle Tiere, die sich darauf tummelten, stellte Nachtsicht-Kameras auf um Igel, Rehe, Dachse etc aufzunehmen, fand es schrecklich, Schnecken einfach umzubringen – im Gegenteil, sie machte eine „Schneckenbar“, einen Bereich, in denen sie Schnecken „fütterte“, um sie dort zu konzentrieren und sie von anderen Bereichen abzuhalten.
Das Foto links unten ist ein Detail einer Aufnahme von Elisabeth, wie sie eine Schale mit einer Rose hält, das Foto rechts unten zeigt einen Ausschnitt einer Blumenmajolika an der Fassade eines von Otto Wagner entworfenen Jugenstilhauses am Wiener Naschmarkt, in dem früher ihr Büro war, in dem sie mit rund 10 Mitarbeiter*innen an großen Webprojekten arbeitete.
Flowers and snails for Elisabeth Wetsch (1956–2021) and a few comments on an Internet phenomenon. Damtschach, Langwies, Unterferlach, Vienna | AT · 2010–2018 (© PP · www.ewigesarchiv.at) The unbelievable number of reactions to the death of Elisabeth Wetsch (www.nadelspiel.com) do not really surprise me, so I would like to give my neighbor, who me have been very close myself, reflecting on some aspects of their “internet persona”. Years ago, a messenger delivered a package “from America” to me – I start my day very early, while Elisabeth often worked well into the morning, from time to time we corresponded by email “real time” in the morning hours – so I have often packages taken for them. In the package a heavy, gold-plated “play button”: “YouTube eliZZZa13 CONGRATULATIONS For Surpassing 100,000 Subscribers”. (see table for obituary) So she had reached 100,000 “subscribers” a long time ago with her channel. We – her neighbors in the Werkstättenhof in Mollardgasse in the 6th district – have seen how strongly she lived with and for her “needle game”, how deeply she was connected to her numerous “virtual” friends, to her “little sheep” . For us it was unbelievable how much response it triggered, her almost 2,000 videos on “Knitting & Crocheting with eliZZZa” have so far been viewed around 150 million times, a number that made her rightly proud. Numbers on the Internet regarding accesses etc are a separate chapter – of course I don’t know the exact number myself, but the order of magnitude is definitely correct. Elisabeth was always well informed: the google group provides so-called “tools” – here just “google statistics”, which allow each access to be assigned, the city can be determined, the number of calls, etc – all of this naturally also has Influence on the advertising revenue that funded their website. I think that the success of her “needles” was based on the fact that her “little sheep” – the affectionate term for the members of her community – felt that Elisabeth was genuinely interested, it was not an impersonation. She also got involved personally to a great extent, and also discussed the upcoming operation. Without going into details: It was clear that it was appropriate to inform her community after a certain length of Elisabeth’s absence. After about three weeks, a friend and colleague of Elisabeth, who has administrator rights to her FB needle game group, published a short statement written by me: “Dear friends of Elisabeth, dear“ little sheep ”! Elisabeth is still receiving hospital treatment after an operation. As soon as there is more information, we will publish it here. ”Within a few hours, 1,000 hearts,“ Likes ”etc. were to be seen in the FB group, which was archived, and more than 1,000 recovery wishes and greetings were read. Resourceful internet friends contacted me using the comment function on my YouTube videos, via FB Messenger or by email on my website. At the weekend it was decided to finally publish the sad news. I first posted the obituary and the tableau for Elisabeth on my account, the administrator on the website and on the FB needle game group mentioned above. After a short time he wrote to me: “Within a few minutes 500 comments and 150 shares. Very touching . . . ” Regarding the flower greeting: Elisabeth loved her garden in Kritzendorf above all else, she had a great deal of knowledge about plants and deeply loved all the animals that cavorted in it, set up night vision cameras to record hedgehogs, deer, badgers, etc., thought it was terrible, just snails to kill – on the contrary, she made a “snail bar”, an area in which she “fed” snails in order to concentrate them there and keep them away from other areas. The photo below left is a detail of a photo of Elisabeth holding a bowl with a rose, the photo below right shows a section of a majolica flower on the facade of an Art Nouveau house designed by Otto Wagner on Vienna’s Naschmarkt, where her office used to be. in which she worked on large web projects with around 10 employees.
