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50 Fahrradgeschichten von 5.391 · 50 bike stories out of 5,391

50 Fahrradgeschichten von 5.391 · 50 bike stories out of 5,391

50 Fahrradgeschichten von 5.391 Amsterdam | NL; Berlin | DE; Langwies, Wien | AT; Montreal | CA; Paris | FR · 1905–2022 (© PP · # 2508 · www.ewigesarchiv.at) Mit dem fotografischen Erbe meines Großvaters Johann Promberger, der mehr als 200 Glasnegative aus der Zeit 1905–1930 hinterließ, habe ich mich mehr als 40 Jahre intensiv beschäftigt – aber auf die Idee, über unser beider Verhältnis zu Fahrrädern nachzudenken, bin ich erst gestern gekommen! Abgesehen von einigen großartigen Fotos, die ihn selber in jungen Jahren mit einem Fahrrad zeigen (SW-Foto li.) kann ich mich noch erinnern, dass ich als Kind bei der Holzhütte ein Hochrad, ein Tandem und andere Räder gesehen hatte – die dann aber alle vom Alteisenhändler Doleschal aus Ebensee abgeholt wurden. Er selber hatte am 9. November 1917, also gegen Ende des 1. Weltkrieges, eine Patentanmeldung seiner „Fahrradbereifung aus Holz mit Gummiauflage“ verfasst (Transkription der in Kurrentschrift handschriftlich verfassten Anmeldung s. unten). Vielleicht habe ich meine eigene Begeisterung für Fahrräder von ihm übernommen? Im Department „Fahrräder“ des Ewigen Archivs scheinen mit heutigem Datum 5.391 Einträge auf, die Datenbank weist aber viele weitere Sub-Departments auf wie „Fahrrad-Bote, Fahrrad-Ständer, Fahrrad-Vandalismus“ uvm auf. Jedes dieser Fotos trägt mit sich eine eigene Geschichte – Wer hat dieses Fahrrad zertreten?, Wem wurde es gestohlen? Wohin wurde damit gefahren?

Das Fahrrad auf der rechten Seite des Tableaus, das vor dem grünen Hintergrund aufgestellt ist, habe ich im Armee-Museum in Paris fotografiert, der Text dazu lautet: „Vélo de liaison d’une agente de la Résistance. GÈNIAL LUCIFER, Deuxième quart du XXe siècle. Acier, cuir et caoutchouc (Eisen, Leder und Kautschuck). In 1997, an appeal for donations was launched by the Fondation de la France Libre and the Musée de l’Armée to gather some exhibits for the opening of new spaces dedicated to the Second World War. Mrs Lyon-Guérand therefore donated to the Musée  the bicycle which she used when she worked as an intelligence officer for the Resistance in 1943–1944. (1997 starteten die Fondation de la France Libre und das Musée de l’Armée einen Spendenaufruf, um einige Exponate für die Eröffnung neuer Räume zu sammeln, die dem Zweiten Weltkrieg gewidmet sind. Frau Lyon-Guérand schenkte dem Musée daher das Fahrrad, das sie benutzte, als sie 1943–1944 als Nachrichtenoffizierin für die Résistance arbeitete.)

Patentanmeldung von Johann Promberger

Am 9. November 1917, also gegen Ende des 1. Weltkrieges verfasste er ein Patentanmeldung seiner „Fahrradbereifung aus Holz mit Gummiauflage“:

„Vorliegende Erfindung besteht aus einem mehrteiligen Holzreifen, welcher mit einer profilierten Gummiauflage versehen ist. Diese Fahrradbereifung ist in der Zeichnung in einer beispielsweisen Ausführungsform dargestellt und zwar zeigt A die Gesamtansicht des fertigen Reifens, B den Längsschnitt und die Befestigungsart der einzelnen Holzsegmente und C den Querschnitt des Reifens. Der Reifen ist, um das Dehnen und Schwinden derselben zu verhindern aus 6-8 Holzsegmenten a zusammengesetzt, welche in die Radfelge genau eingepasst und mit je zwei Holz- oder Mutterschrauben b oder c befestigt sind. Dieser Holzreifen hat an der Außenseite (Laufseite) eine Nute d zur Aufnahme der profilierten Gummiauflage, in welche zur Befestigung derselben am Holzreifen mit Holzschrauben, Eisenscheibchen eingegossen sind. Die Erfindung bezweckt hauptsächlich eine große Ersparung an Gummi, da die Gummiauflagee nur ungefähr der Wulst eines Gebirgspneumatikreifens entspricht, weiters ein vollkommen sicheres, geräuschloses und in Verbindung mit meinen Hebelstoßfängern sehr angenehmes stoßfreies Fahren.

Ebensee, am 9. November 1917

 Johann Promberger

 Ebensee, Langwies No. 60

Vom Patentamt in Wien erhielt er folgende Antwort:

„Ergebnis der Vorprüfung: 

Die vorliegende Anmeldung umfaßt zwei Erfindungen, von denen sich die eine auf eine Radbereifung und die andere auf einen Stoßfänger bezieht. Diese beiden Erfindungen nehmen aufeinander weder als Bestandteile noch als wirkende Mittel bezug und sind daher vollständig unabhängig. Ihre Vereinigung in einer Patentanmeldung ist daher nach § 49 Pat.-Ges. unzulässig . . .“

Promberger verfasste daher im Juni 1918 eine adaptierte Patentanmeldung:

„Vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Fahrradbereifung aus Holz mit Gummiauflage. Das Hauptmerkmal dieser Bereifung ist, dass der Holzreifen aus 8 Segmenten besteht, welche durch die Felge hindurch mittels Holzschrauben angeschraubt werden, und daher sich zum Unterschied von den außen, am Holze gelegenen Reifen weder dehnen noch werfen können.

Der Erfindungsgegenstand ist in der Zeichnung in einer beispielsweisen Ausführungsform dargestellt und zwar zeigt A den Reifen in der Ansicht und B den Querschnitt durch denselben. Wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, sind die einzelnen Segmente a genau in die Radfelge eingepasst und mit je 2 Holzschrauben c an derselben befestigt; außerdem sind dieselben noch untereinander durch Blechdreiecke (Duppel?) d verbunden. An der Laufseite sind die Holzsegmente zur Aufnahme des profilierten Gummiringes b mit einer Nute versehen. Der Gummiring b selbst wird wieder am Holzreifen mit Holzschrauben befestigt; zu diesem Zwecke sind in den Gummireifen Stahlscheibchen f eingegossen, auf welchen der Schraubenkopf sitzt. Die Bereifung hat die Außenform von den gewöhnlichen Gebirgsreifen.

Patentansprüche.

Die Fahrradbereifung aus Holz mit Gummiauflage ist dadurch gekennzeichnet, dass sie aus 8 separaten Segmenten besteht, an der Felge angeschraubt ist und der Gummireifen wieder an den Holzsegmenten mit Schrauben befestigt ist.

Ebensee, am 28 Juni 1918 

Johann Promberger

Schlosser

Ebensee, Langwies 60“

Das – nach Ende des 1. Weltkrieges und dem Ende der Monarchie von „K.K.“ Patentamt in D.ö. ( = Deutsch-österreichisches) umbenannte (s. Briefkopf des Schreibens re.) – Patentamt antwortete mit Vorbescheid vom 13. 3. 1919:

„Ergebnis der Vorprüfung: 

Die angemeldete Reifenkonstruktion stellt gegenüber jener nach der französ. Patentschrift Nr. 436978 (Rougeaux) mangels Erzielung eines unterschiedlichen technischen Effekts keine Erfindung mehr dar und ist daher im Sinne des § 1 und § 3 Pat. Ges. nicht patentierbar.

D.ö. Patentamt

Anmeldeabteilung VIII.

Ing. Hafenrichter“

Das Foto von mir mit Fahrrad im strömenden Regen hat Stefan Liewehr aufgenommen.

50 bike stories from 5,391. Amsterdam | NL; Berlin | EN; Langwies, Vienna | AT; Montréal | CA; Paris | FR 1905–2022 (© PP # 2508 www.ewigesarchiv.at) For more than 40 years I have been intensively involved with the photographic heritage of my grandfather Johann Promberger, who left behind more than 200 glass negatives from the period 1905–1930 – but it only occurred to me yesterday to think about our relationship to bicycles! Apart from some great photos that show him riding a bike when he was young (SW photo left), I can still remember seeing a penny farthing, a tandem and other bikes by the wooden hut as a child – but then they did all picked up by the scrap iron dealer Doleschal from Ebensee. On November 9, 1917, i.e. towards the end of the First World War, he himself wrote a patent application for his “wooden bicycle tires with rubber pads” (for a transcript of the handwritten application in Kurrent handwriting, see below). Maybe I got my own enthusiasm for bicycles from him? As of today, there are 5,391 entries in the “Bikes” department of the Eternal Archive, but the database has many other sub-departments such as “Bike Messenger, Bike Racks, Bike Vandalism” and many more. Each of these photos carries its own story – who crushed on this bike?, who had it stolen from? Where did it go?
I photographed the bicycle on the right side of the tableau, which is set up in front of the green background, in the Army Museum in Paris, the accompanying text reads: “Vélo de liaison d’une agente de la Résistance. GÈNIAL LUCIFER, Deuxième quart du XXe siècle. Acier, cuir et caoutchouc (iron, leather and rubber). In 1997, an appeal for donations was launched by the Fondation de la France Libre and the Musée de l’Armée to gather some exhibits for the opening of new spaces dedicated to the Second World War. Mrs Lyon-Guérand therefore donated to the Musée the bicycle which she used when she worked as an intelligence officer for the Resistance in 1943–1944. (In 1997, the Fondation de la France Libre and the Musée de l’Armée launched an appeal for donations to collect some exhibits for the opening of new rooms dedicated to the Second World War. Ms. Lyon-Guérand therefore donated to the Musée the bicycle that she used when she worked as an intelligence officer for the Resistance in 1943–1944.)

Patent application by Johann Promberger
On November 9, 1917, towards the end of the First World War, he wrote a patent application for his “wooden bicycle tires with rubber pads”:
“The present invention consists of a multi-part wooden tire which is provided with a profiled rubber pad. This bicycle tire is shown in the drawing in an exemplary embodiment, namely A shows the overall view of the finished tire, B shows the longitudinal section and the type of attachment of the individual wood segments and C shows the cross section of the tire. In order to prevent the same from stretching and shrinking, the tire is composed of 6-8 wooden segments a, which fit exactly into the wheel rim and are fastened with two wood or nut screws b or c each. This wooden tire has a groove d on the outside (running side) for receiving the profiled rubber pad, into which small iron discs are cast for fastening the same to the wooden tire with wood screws. The main purpose of the invention is to save a lot of rubber, since the rubber pad corresponds only approximately to the bead of a mountain pneumatic tire, furthermore a completely safe, noiseless and, in connection with my lever bumpers, very pleasant, shock-free driving.
Ebensee, November 9, 1917
Johann Promberger
Ebensee, Langwies No. 60

He received the following answer from the patent office in Vienna:
“Result of the preliminary test:
The present application comprises two inventions, one relating to a wheel tire and the other to a bumper. These two inventions do not refer to each other as components or agents and are therefore completely independent. Their combination in a patent application is therefore according to § 49 Pat.-Ges. inadmissible . . .”

Promberger therefore wrote an adapted patent application in June 1918:
“The present invention relates to a bicycle tire made of wood with a rubber pad. The main feature of this tire is that the wooden tire consists of 8 segments, which are screwed through the rim with wood screws and therefore, unlike the tires on the outside, on the wood, cannot stretch or throw.
The subject of the invention is shown in the drawing in an exemplary embodiment, namely A shows the tire in a view and B shows the cross section through the same. As can be seen from the drawing, the individual segments a are fitted exactly into the wheel rim and are each fastened to the same with 2 wood screws c; in addition, they are still connected to each other by sheet metal triangles (doubles?) d. On the running side, the wooden segments are provided with a groove to accommodate the profiled rubber ring b. The rubber ring b itself is reattached to the wooden hoop with wood screws; For this purpose, steel discs f are cast into the rubber tire, on which the screw head sits. The tires have the outer shape of ordinary mountain tires.

patent claims.
The wooden bicycle tire with rubber pad is characterized in that it consists of 8 separate segments, screwed to the rim and the rubber tire is again attached to the wooden segments with screws.
Ebensee, on June 28, 1918
Johann Promberger
locksmith
Ebensee, Langwies 60”

The – after the end of the First World War and the end of the monarchy of “K.K.” Patent Office in D.ö. ( = German-Austrian) renamed (see letterhead of the letter right.) – Patent Office replied with a preliminary decision of March 13, 1919:
“Result of the preliminary test:
The registered tire construction is compared to that of the French. Patent No. 436978 (Rougeaux) no longer constitutes an invention due to the lack of a different technical effect and is therefore not patentable within the meaning of § 1 and § 3 Pat. Ges.
D.ö. patent office
Registration Department VIII.
Ing.

Stefan Liewehr took the photo of me with my bike in the pouring rain.

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50 Fahrradgeschichten von 5.391 · 50 bike stories out of 5,391

50 Fahrradgeschichten von 5.391 · 50 bike stories out of 5,391

50 Fahrradgeschichten von 5.391 Amsterdam | NL; Berlin | DE; Langwies, Wien | AT; Montreal | CA; Paris | FR · 1905–2022 (© PP · # 2508 · www.ewigesarchiv.at) Mit dem fotografischen Erbe meines Großvaters Johann Promberger, der mehr als 200 Glasnegative aus der Zeit 1905–1930 hinterließ,... mehr lesen

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