Meinen Vater in Detroit suchen. Detroit, Mount Karmel | US · 1989 (© PP · Ewiges Archiv) Die beiden Tableaux, die ich über die Auswanderung meiner Eltern nach Amerika und die Rückreise meiner Mutter nach Österreich machte – und die Reaktionen darauf – haben mich angeregt, noch eines über die Suche nach meinem Vater als 35-Jähriger zusammenzustellen bzw. ein bestehendes Tableau zu überarbeiten. Es ist eine sehr persönliche Geschichte – aber es gibt Aspekte dabei, von denen ich denke, dass sie „Generations-spezifisch“ sind. Die Ereignisse liegen mittlerweile Jahrzehnte zurück, beide Elternteile sind verstorben und ich sehe sie (fast) schon als „Geschichte“, die ich wie den Roman eines anderen betrachten kann. Es ist eine „Migrations-Geschichte“ aus den 1950-ern, die 1989 kurzfristig aus dem Tiefschlaf erwachte und von der ich die oben erwähnten Tableaux machte, dazu kurze Texte schrieb und auf FB bzw. auf www.ewigesarchiv.at veröffentlichte.
Zusammengefasst: meine Eltern wanderten 1953 von Ebensee/OÖ. nach Detroit aus. Für meine Mutter, aus einer in ihrem Heimatort sehr geachteten Familie stammend, war es schwierig, als „Niemand“ an einem fremden Ort unter schwierigen Wohnbedingungen zu leben. Als sie schwanger wurde, beschloss sie, dass sie das Kind in Ebensee zur Welt bringen wollte. (s. vorhergehende FB-Postings).
Um zu einem Ende einer langen Geschichte zu kommen: Ich wurde also nicht in Detroit, sondern in Ebensee geboren – als ich als 35-Jähriger ein Jahr in Montréal in Kanada lebte, beschloss ich, meinen Vater, den ich noch nie kennengelernt hatte, zu suchen, ihn möglichst zu kontaktieren und zu treffen. In der Zeit vor Internet war es schwierig, seine genaue Adresse herauszufinden, von meiner Mutter hatte ich nur eine eher vage Ortsangabe –Detroit, Mount Karmel – gehabt, Kontakte mit offiziellen US-Stellen waren nicht zielführend gewesen, eine US-weite Telefonauskunft gab es nicht, so hatte ich mich durch „telephone-directories“ von verschiedenen Städten bzw. Vorstädten durchtelefonieren müssen, um die Adresse meines Vaters zu bekommen und ihm einen Brief zu schreiben. Eines Abends dann ein Anruf, den ich nie vergessen werde: ein Mann mit tiefer Stimme: „Hi this is Ernest, I got your letter . . . “
Einige Monaten war ich mit dann mit ihm brieflich und telefonisch in Kontakt, ein bereits fix vereinbartes Treffen in Toronto – etwa gleich weit von Montréal und Detroit entfernt – war knapp vorher von seiner Seite aus abgesagt worden („Herzbeschwerden!“). Es war die Situation nicht ganz einfach gewesen – schließlich fuhr ich dann nach Detroit, um ihn zu treffen. Eines feuchtkühlen Morgens kam er dann mit ziemlicher Verspätung gemeinsam mit seinem Sohn Jim, meinem Halbbruder, zum YMCA, wo ich genächtigt hatte, um mich abzuholen. Wir fuhren weit außerhalb Detroits nach Mount Karmel, einem Suburb, in dem die weiße Mittelklasse lebte . . . see yourself. Ich verbrachte also einen ganzen Tag mit meinem Vater, wir wechselten öfters die Sprachen, pendelten zwischen englisch, deutsch, und polnisch (das ich zumindest einigermaßen während eines Studienjahres 1977/78 in Poznan/Polen an einer Kunstakademie gelernt hatte). Ich erzählte ihm die Sichtweise meiner Mutter, er schilderte mir seine eigene Sicht der Dinge. Das Foto rechts unten ist das einzige, das uns beide zeigt – der Mann in der Mitte ist ein Nachbar, der kurz vorbeigekommen war, die Aufnahme machte Jim, sein Sohn aus zweiter Ehe, mein Halbbruder. Am Ende des Tages brachte mich mein Vater zum Flughafen und fragte mich auf dem Weg dorthin, ob ich sehen wollte, wo meine Mutter und er in ihrer gemeinsamen Zeit in Detroit gewohnt hatten. Natürlich wollte ich das, er fuhr also von der Autobahn ab zu einem Randbezirk von Detroit und zeigte mir die Stelle: Das Haus war mittlerweile abgerissen und an seiner Stelle eine Baulücke.
Am Flughafen umarmten wir uns zum Abschied und er sagte zu mir: „Maybe we meet again – in another life!“ Er wollte auch keinen weiteren Briefkontakt. Ich habe ihn nie mehr wiedergesehen, er ist vor einigen Jahren gestorben – wie ich im Netz recherchiert habe. So jetzt isses genug mit der Aus-, Rückwanderungs- und Vatersuch-Geschichte. Danke für das Interesse, das mich dazu gebracht hat, manches nochmal zusammenzufasssen und zu überdenken. FB hat seine Meriten.
Searching my father in Detroit. Detroit, Mount Carmel | US · 1989 (© PP · Ewiges Archiv) The two tableaux that I made about the emigration of my parents to America and the return of my mother to Austria – and the reactions to it – inspired me, one more about the search for my father as Put together 35-year-olds or revise an existing tableau. It’s a very personal story – but there are aspects that I think are “generation specific”. The events are now decades ago, both parents have passed away and I see them (almost) as a “story” that I can consider like someone else’s novel. It is a “migration story” from the 1950s, which awoke from deep sleep in 1989 and from which I made the above-mentioned tableaux, wrote short texts and published them on FB or at www.ewigesarchiv.at.
In summary: my parents emigrated from Ebensee / Upper Austria in 1953. to Detroit. For my mother, who comes from a family that is highly respected in her hometown, it was difficult to live as a “nobody” in a strange place under difficult living conditions. When she became pregnant, she decided that she wanted to give birth to the child in Ebensee. (see previous FB postings).
To come to the end of a long story: So I was born in Ebensee, not Detroit – when I was 35 years old in Montreal, Canada, I decided to give up my father, whom I had never met before seek to contact and meet him if possible. Before the Internet, it was difficult to find out his exact address. My mother had given me only a vague location – Detroit, Mount Carmel – contacts with official US agencies had been unsuccessful, and there was a US-wide directory inquiry service not, so I had to make phone calls from various cities or suburbs to get my father’s address and write him a letter. Then one evening a call that I will never forget: a man with a deep voice: “Hi this is Ernest, I got your letter. , , “
I was in contact with him by letter and phone for a few months, a meeting in Toronto that had already been agreed on – about the same distance from Montreal and Detroit – had been canceled shortly before by him (“heart trouble!”). The situation hadn’t been easy – I ended up going to Detroit to meet him. One wet and cool morning he came with delay to the YMCA with his son Jim, my half brother, where I had stayed overnight to pick up. We drove far outside Detroit to Mount Karmel, a suburb where the white middle class lived. , , see yourself. So I spent a whole day with my father, we often changed languages, commuted between English, German, and Polish (which I had learned at least to some extent during an academic year 1977/78 in Poznan / Poland at an art academy). I told him my mother’s point of view, he told me his own view of things. The photo at the bottom right is the only one that shows both of us – the man in the middle is a neighbor who had just stopped by, the picture was taken by Jim, his second-son, my half-brother. At the end of the day my father took me to the airport and on the way asked me if I wanted to see where my mother and he had lived in Detroit together. Of course I wanted to, so he drove off the freeway to a suburb of Detroit and showed me the spot: The house was now demolished and a vacant lot in its place.
At the airport we hugged each other to say goodbye and he said to me: “Maybe we meet again – in another life!” I never saw him again, he died a few years ago – as I did my research online. So now it’s enough with the emigration, return migration and father search history. Thank you for the interest that led me to summarize and rethink some things. FB has its merits.