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„Seeraunze“ · inn

26/01/202001/26/2020

„Seeraunze“ goes „Pizzeria Donna Rosa“. Ein kleines Extempore über den Verfall, über die völlige Machtlosigkeit der Fotografie und darüber, dass meine eigenen Fotos immer schlechter werden. Walter Pilar gewidmet. Ebensee | AT · 1973 – 2018 (© PP · Ewiges Archiv außer Foto li. ob.: © Damals im Salzkammergut). Ich habe ziemlich lange gezögert, dieses Tableau zusammenzustellen – vielleicht hatte ich auch das Gefühl, noch nicht genug „Material“ beisammenzuhaben. Die „Seeraunze“ war ein traditionelles Gasthaus am Landungsplatz in Ebensee, am oberen Ende des Traunsees. Das große SW-Foto habe ich im Jahr 1973 aufgenommen, mit einer „zweiäugigen“ Rolleiflex, einer Mittelformatkamera, das Negativ ist 6 x 6 cm groß, den Film habe ich selbst entwickelt. Einen Abzug aus dieser Zeit habe ich nicht mehr – vielleicht habe ich das Negativ auch gar nicht vergrößert, den Film ließ ich viele Jahre später verscannen, im Tableau ist eine relativ nieder aufgelöste Scandatei eingesetzt, die ich hochgerechnet habe und – wie alle digitalen Bilder – bearbeitet habe, „hergerichtet“. Die Rolleiflex selbst wurde mir jedenfalls bei einem Einbruch in mein Studio 2014 gestohlen. Selbstverständlich wurden immer schon auch alle „analogen“ Bilder „hergerichtet“ und haben niemals die pure „Wirklichkeit“ gezeigt. Es begann mit der Wahl des Filmmaterials, mit der Sicht des/der Fotografen/in, der Art der Kamera, der Entwicklung und endete natürlich mit den Spezifika der Vergrößerung.
Die „Seeraunze“ – ein ganz wunderbares Gebäude – wurde schon vor vielen Jahren abgerissen, die neuerrichtete Pizzeria mit Kegelbahn hielt sich meines Wissens nicht lange, ich habe in größeren Abständen den Ort fotografiert – das große Foto rechts habe ich vorgestern aufgenommen, mit einer digitalen „Kompaktkamera“, einer Lumix, die seit einiger Zeit am Bildrand deutliche Unschärfen zeigt. Ein auch „technisch“ unpackbar schlechtes Foto. Die Reparatur würde wohl heißen: „Austausch des gesamten Optikblocks“ und in etwa soviel kosten wie eine neue Kamera. Ein Vergleich der beiden großen Fotos, zwischen denen 45 Jahre liegen, zeigt das Desaster auf allen Ebenen mehr als deutlich.
Der heuer am 1. Jänner verstorbene Schriftsteller Walter Pilar hat sich jahrzehntelang mit der „Seeraunze“ und ihrem Schicksal beschäftigt, das zweite Foto oben zeigt ihn bei einer Lesung im KINO EBENSEE im Rahmen des Festival der Regionen – die Postkarte der „Seeraunze“ als Projektion hinter sich. Darum widme ich ihm diese Zusammenstellung.
Sämtliche Fotografien aus vielen Jahren, die Ansichtskarten, die Texte und Lesungen – nichts konnte den Verfall der „Seeraunze“ aufhalten. Fotografie ist machtlos – auch wenn von allen möglichen Fotoagenturen und Webseiten das Gegenteil behauptet wird. Um die „Weltpresse-Ausstellungen“ und ihre „Fotos des Jahres“ mache ich schon lange einen Bogen. sorry to tell.

“Seeraunze”inn goes to “Pizzeria Donna Rosa”. A little extempore about decay, the complete powerlessness of photography and the fact that my own photos are getting worse and worse. Dedicated to Walter Pilar. Ebensee | AT · 1973 – 2018 (© PPEternal archive except photo left above: © Back then in the Salzkammergut). I hesitated for a long time to put this tableau together – maybe I also had the feeling that I didn’t have enough “material” yet. The “Seeraunze” was a traditional inn at the landing site in Ebensee, at the upper end of Lake Traunsee. I took the large black-and-white photo in 1973 with a “two-eyed” Rolleiflex, a medium format camera, the negative is 6 x 6 cm, I developed the film myself. I no longer have a print from this period – maybe I didn’t enlarge the negative at all, I had the film scanned many years later, the tableau contains a relatively low-resolution scan file, which I extrapolated and – like all digital images – edited, “prepared”. In any case, the Rolleiflex itself was stolen when I broke into my studio in 2014. Of course, all “analog” images have always been “prepared” and have never shown the pure “reality”. It started with the choice of film material, the view of the photographer, the type of camera, the development and of course ended with the specifics of the enlargement. The “Seeraunze” – a very wonderful building – was torn down many years ago, the newly built pizzeria with bowling alley did not last long to my knowledge, I took photos of the location at larger intervals – the large photo on the right was taken the day before yesterday, with a digital one “Compact camera”, a Lumix that has been showing clear blurring at the edge of the image for some time. A technically unpackable bad photo. The repair would probably mean: “Replacement of the entire optics block” and cost about as much as a new camera. A comparison of the two large photos, between which 45 years lie, shows the disaster at all levels more than clearly. The writer Walter Pilar, who died on January 1, has spent decades studying the “Seeraunze” and its fate. The second photo above shows him reading the KINO EBENSEE as part of the Festival of the Regions – the postcard of the “Seeraunze” as a projection behind. That’s why I dedicate this compilation to him. All photographs from many years, postcards, texts and readings – nothing could stop the “Seeraunze” from decaying. Photography is powerless – even if the opposite is claimed by all kinds of photo agencies and websites. I have been avoiding the “world press exhibitions” and their “photos of the year” for a long time. sorry to tell.

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