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Rasender Rollstuhl · Racing wheelchair

Rasender Rollstuhl · Racing wheelchair

„Rasender Rollstuhl“ – eine überraschend wiederentdeckte, einminütige filmische Raserei mit Franz-Joseph Huainigg, seinem Rollstuhl und Student*innen der Lehrveranstaltung „Animationsfilm“ von Peter Putz an der Universität Klagenfurt, 1991. Geschichte einer Wiederentdeckung. Klagenfurt | AT · 1991–1993 ( # 3151 · www.ewigesarchiv.at) In den 1980-er und 1990-er Jahren war ich Lehrbeauftragter für Animations- und 16 mm Film am Institut für Unterrichtstechnologie und Medienkommunikation an der Universität Klagenfurt. Dazu war ich damals gekommen, weil jemand gesucht worden war, der mit einer 35 mm CRASS-Animationskamera und einer 16 mm Arriflex-Kamera umgehen konnte, die verwaist am Institut herumstanden. Ich bewarb mich mit meinem etwa 2 minütigem Hauptwerk „OBUWIE“, meinem ersten gezeichneten „Trickfilm“ überhaupt, den ich 1977/78 in Polen produziert hatte und bekam die vakanten Lehraufträge. Später hielt ich auch noch Seminare für Fotografie und Medientheorie. In der ersten Lehrveranstaltung des Sommersemesters 1991 war unter den angemeldeten Student*innen auch ein junger Mann im Rollstuhl namens Franz-Joseph Huainigg. Die Studierenden ponderierten Ideen, entwickelten Projekte für zu entstehende kurze Filme. Einer der folgend produzierten Filme entstand nach seinem Konzept. Er hatte vorgeschlagen, eine Stopptrick-Animation mit ihm selbst als Darsteller und seinem Rollstuhl zu machen – er wollte einerseits zeigen, was damit an überraschender Beweglichkeit und Flexibilität möglich sei aber auch auf die alltäglichen Behinderungen und Mühsale hinweisen. Der kurze Film wurde in Zusammenarbeit aller Student*innen und mit meiner 16 mm Bolex-Kamera mit Einzelbildaufnahmen realisiert: Franz-Joseph und sein Rollstuhl wurden jeweils ein kleines Stück bewegt oder verstellt, ein oder zwei Einzelbilder auf der auf einem Stativ befindlichen Kamera aufgenommen, dann wurde wieder eine Veränderung gemacht etc. Genauso wurde auch mit den anderen „Darsteller*innen“ verfahren. Der Typ in roter Hose und rotem Hemd bin übrigens ich selbst. Die Aufnahmen dauerten meiner Erinnerung nach einen halben Tag. In der Vorführung des fertig belichteten und entwickelten Filmes – vom Negativ musste eine Positiv-Kopie gezogen werden – „verschmelzen“ die einzelnen Bilder in unserem Gehirn zu einem Eindruck von Bewegung.

Wie wurde dieser vor mehr als 30 Jahren gedrehte Animationsfilm nun wiederentdeckt?

Vor einigen Wochen sichtete ich einige handschriftlich beschriftete VHS-Kassetten, eine davon mit dem Etikett „LV 1993“ und sah zu meiner Überraschung eine 14-minütige Dokumentation „Auch Menschen – Minderheiten gegen Minderheiten“, an die ich mich nicht erinnerte – darin aufgeteilt in Zwischenschnitten diese damals aufgenommene „Rollstuhl-Animation“. Im Nachspann steht: „entstanden in den Lehrveranstaltungen TV-PRODUKTION Franz-Joseph Huainigg, Klaus Pertl und ANIMATIONSFILM Peter Putz. Eine Produktion der Universität Klagenfurt für die Arbeitsgemeinschaft Behinderte in den Medien e.V. 1993. Ich denke, dass der Animationsfilm in einer Lehrveranstaltung im Jahr 1991 entstanden ist. Ich war jedenfalls begeistert über diese Entdeckung, ließ das Video auf der VHS-Kassette digitalisieren und schnitt die kurzen Teil des Filmes wieder aneinander. Der Titel „Rasender Rollstuhl“ ist von mir – also nicht der „originale Titel von damals, an den ich mich nicht erinnere.

Franz-Joseph Huainigg bat mich 1991, seinen Alltag fotografisch zu dokumentieren – daraus entstand das Buch „Wenn ich nicht wäre, wie ich bin“ mit Gedichten von ihm und SW-Fotos von mir. Er schrieb eine Dissertation, heiratete und war in späteren Jahren Abgeordneter der ÖVP im Parlament. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter auch Kinderbücher. Eines seiner Bücher heißt: „Mit MUT zum Glück. Das Leben wagen“ mit folgendem Text am Backcover: „Franz-Joseph Huainigg ist gelähmt. Sein Leben hängt an einem Beatmungsgerät, er benötigt einen Elektrorollstuhl und kann weder Arme noch Beine bewegen. Immer wieder wird er erstaunt gefragt, wie es ihm gelingt, trotzdem ein so erfülltes Leben zu führen.“ (Ueberreuter, 2016). Vor drei Jahren hat mich Franz-Joseph, mit dem ich über die Jahre hin immer wieder in Kontakt war, gefragt, ob ich bereit wäre, sein Leben mit persönlicher Assistenz zu dokumnetieren. Ich wollte natürlich – daraus sind Fotos für sein Buch entstanden „Selbstbestimmt leben. Erzählungen aus dem Leben mit Persönlicher Assistenz“ (Bibliothek der Provinz)

Franz-Joseph Huainigg hat als Fachexperte für Inklusion und Nachhaltigkeit beim BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung gearbeitet und ist Mitarbeiter Humanitarian Broadcasting beim ORF. Er hat zahlreiche Initiativen gesetzt, den Literatur-Wettbewerb „Ohrenschmaus“ ins Leben gerufen und ist nach wie vor unglaublich engagiert – auch zum Thema Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen und zu Inklusion.

Danke Franz-Joseph für Deine Arbeit und Deine Anregungen!

“Rasender Rollstuhl” – a surprisingly rediscovered, one-minute filmic frenzy with Franz-Joseph Huainigg, his wheelchair and students of the course “Animated Film” by Peter Putz at the University of Klagenfurt, 1991. The story of a rediscovery. Klagenfurt | AT – 1991-1993 ( # 3151 – www.ewigesarchiv.at) In the 1980s and 1990s I was a lecturer in animation and 16 mm film at the Institute for Instructional Technology and Media Communication at the University of Klagenfurt. I had come to this position because they were looking for someone who could work with a 35 mm CRASS animation camera and a 16 mm Arriflex camera that were standing around orphaned at the institute. I applied with my main work “OBUWIE”, my first ever drawn “animated film”, which I had produced in Poland in 1977/78, and got the vacant teaching position. Later, I also held seminars on photography and media theory. In the first course of the 1991 summer semester, a young man in a wheelchair named Franz-Joseph Huainigg was among the registered students. The students brainstormed ideas and developed projects for short films to be made. One of the films that was subsequently produced was based on his concept. He had suggested making a stop-trick animation with himself as the actor and his wheelchair – on the one hand, he wanted to show what surprising mobility and flexibility was possible with it, but also to point out the everyday disabilities and hardships. The short film was made in collaboration with all the students and with my 16 mm Bolex camera with single-frame shots: Franz-Joseph and his wheelchair were each moved or adjusted a little, one or two individual images were taken on the camera mounted on a tripod, then a change was made again, and so on. The same procedure was used with the other “actors”. The guy in the red trousers and red shirt is me, by the way. As far as I remember, the filming took half a day. When the fully exposed and developed film was shown – a positive copy had to be made from the negative – the individual images “merge” in our brain to create an impression of movement.
How was this animated film, shot more than 30 years ago, rediscovered?
A few weeks ago, I was looking through some handwritten VHS tapes, one of which was labelled “LV 1993”, and to my surprise I saw a 14-minute documentary “Auch Menschen – Minderheiten gegen Minderheiten”, which I didn’t remember – in which this “wheelchair animation”, recorded at the time, was split up into intermediate clips. The credits say: “created in the courses TV-PRODUCTION Franz-Joseph Huainigg, Klaus Pertl and ANIMATION FILM Peter Putz. A production of the University of Klagenfurt for the Arbeitsgemeinschaft Behinderte in den Medien e.V. 1993. I think that the animated film was made in a course in 1991. I was delighted with this discovery, had the video on the VHS cassette digitised and edited the short parts of the film back together. The title “Rasender Rollstuhl” is mine – not the “original title from back then, which I don’t remember.
In 1991, Franz-Joseph Huainigg asked me to document his everyday life photographically – this resulted in the book “Wenn ich nicht wäre, wie ich bin” with poems by him and black and white photos by me. He wrote a dissertation, got married and in later years was a member of parliament for the ÖVP. He has published numerous books, including children’s books. One of his books is called: “Mit MUT zum Glück. Das Leben wagen” with the following text on the back cover: “Franz-Joseph Huainigg is paralysed. His life depends on a ventilator, he needs an electric wheelchair and cannot move his arms or legs. He is repeatedly asked in amazement how he still manages to lead such a fulfilling life.” (Ueberreuter, 2016). Three years ago, Franz-Joseph, with whom I had been in contact over the years, asked me if I would be prepared to document his life with personal assistance. Of course I wanted to – this resulted in photos for his book “Selbstbestimmt leben. Stories from life with personal assistance” (Bibliothek der Provinz)
Franz-Joseph Huainigg has worked as an expert on inclusion and sustainability at the Federal Ministry of Education, Science and Research and is a member of the Humanitarian Broadcasting team at ORF. He has launched numerous initiatives, created the “Ohrenschmaus” literature competition and is still incredibly committed – also on the subject of the visibility of people with disabilities and inclusion.
Thank you Franz-Joseph for your work and your suggestions!

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Rasender Rollstuhl · Racing wheelchair

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