Alexander Samyi (1958–2022), Künstler, Gründer und Direktor des Museums am Bach, Organisator zahlreicher „Runder Tische“, Anreger, Ermöglicher und herzlicher und liebenswerter Mensch: Danke. Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“ initiierte er 2020 das Projekt „Freedom of Choice. Svoboda izbire. Zur Freiheit der Wahl“: Eine Ausstellung im Museum am Bach mit rund 30 Positionen zeitgenössischer Kunst aus Österreich, Slowenien und Dänemark zusammen mit Zeugnissen der Kärntner Volksabstimmung – Plakaten, Postkarten, Flugzetteln und Magazinen aus dem Jahr 1920, allesamt Leihgaben des Komitee Grabkapelle Lippitzbach, veranstaltete 16 Runde Tische und veröffentlichte das „Ruden Manifesto“ (siehe unten) Alexander Samyi lud mich ein, eine Wand des Museums für diese Runden Tische zu gestalten. Ich entwarf dafür einen „Farb-Wegweiser“ mit Material aus dem Ewigen Archiv, in dessen Zentrum ich nun aus dem traurigen Anlass seines Todes ein Foto von Alexander „Alex“ Samyi eingesetzt habe. Im Text dazu hieß es: Freiheit ist Vielfalt. Gemeinsamkeit ist ein Versuch, in der Vielfalt eine Struktur zu finden. Ein Gespräch bietet die Möglichkeit, aus Vielem einen oder viele gemeinsame Gedanken zu entwickeln. Der Findungsprozess ist offen und beinhaltet auch Umwege und Einbahnen. Ordnen heißt eingreifen. Vielfalt ist buntes Leben. Eines von vielen möglichen Ordnungssystemen ist die Farbe.“
Als Künstler beteiligte sich Samyi auch selbst am Vorhaben „Brücken bauen/Gradimo mostove“ mit der Installation „Verbotene Früchte“ auf der historischen Lippitzbach-Brücke.
Danke Alex für Deine intensiven Bemühungen, Deine Herzlichkeit, Deine Initiativen und Dein SoSein!
Velden, Wien | AT · 2022 (© PP · # 2333 · www.ewigesarchiv.at)
Das Ruden Manifesto
„Round Table – Okrogla Miza – Runder Tisch: Die 2018 begonnene experimentelle Recherche zum Runden Tisch am Runden Tisch bezieht sich auf die Notwendigkeit eines neuen Formats, politische Beteiligung auf eine zeitgemäße Weise zu ermöglichen. Das Ruden Manifesto vom 21.12.2019 visioniert regelmäßige, mindestens einmal im Monat stattfindende, weltweit vernetzte Runde Tische in jedem Museum und jeder Gemeinde. Überall auf diesem Planeten sind die Kommunen bereit, ihren Alltag selbst zu organisieren. Diese Revolution ist nicht neu. Die Verlesung des Ruden Manifesto hier an diesem Runden Tisch stimmt auf eineinhalb bis zwei Stunden der Neukonstruktion einer Vergangenheit ein, die begründet im bereits verhallenden Ruf nach Freiheit, Gleichheit und Solidarität die United Communities ankündigt. I. Dieser Runde Tisch ist vor allem eines: rund! Er kennt kein Gerade oder Ungerade, keinen Anfang und kein Ende. An diesem Runden Tisch sind alle gleich. Seine Mitte ist zugleich das Zentrum der Hinwendung und der Behälter aller Beiträge. Macht wird neu begriffen. II. An diesem Runden Tisch verschmelzen Eigen-, Gemeinde- und Weltverantwortung. Jeder Einzelne kann mit seinen Talenten und Fähigkeiten zum Wohl der gesamten Menschheit beitragen. Das höchste Ziel dieser Runden Tische sind jedoch neue Umgangsformen bei der Entwicklung einer anderen als üblichen Gesprächskultur. Wie gut eine Gesellschaft funktioniert kann seit jeher an der Qualität der Kommunikation gemessen werden. An diesem Runden Tisch geht es um die gegenseitige Konsultation und Inspiration frei von den Zwängen der eigenen Geschichte und Sache und darum, eben diesen Abstand und auch Humor zu behalten. Nach 30 bis 45 Minuten werden die Sitzplätze gewechselt. Tanz! Freund. III. An diesem Runden Tisch gilt das Prinzip der selbstständigen Suche nach der Wahrheit. Diese Runden Tische sind Feste der Museen, die sich von nun an als sammelnde und versammelnde Häuser der begonnenen Ära der Selbstaufklärung verstehen. Seit der UN-Deklaration der Menschenrechte umfasst die individuelle Freiheit neben der politischen Position und Haltung noch Beruf, Lebensstil, Partnerschaft, Wohnort und Religion. Jede Wahl hat das Potenzial, den Alltag von allen zu verändern. IV. Dieser Runde Tisch strebt Gerechtigkeit an. Er ist jene Stelle, an der das Gleichgewicht von Geben und Nehmen im Energiehaushalt der Gesellschaft geregelt ist. Hier werden die politischen Ziele bestimmt sowie das Erreichte geteilt. Zuhören, Unsicherheiten, Einschlafen, schwache Stimmen, auf den Tisch gelegte Dinge, alles hat Gewicht. V. Dieser Runde Tisch ist ein Organ der United Communities. An jedem ersten Runden Tisch des Jahres werden die Lokalen 5 gewählt. Diese 5 Personen bilden gleichberechtigt den obersten Gemeinderat, koordinieren die Gemeindeziele, führen entlang der an den Runden Tischen festgelegten Routen und entsenden Delegierte zu der jeden Frühling stattfindenden Regionalkonferenz, die hier die Regionalen 5 wählen, die alle 7 Jahre wiederum ihre Delegierten zur Wahl der Globalen 5 entsenden. Jede Wahl findet geheim und ohne Kandidatur statt. Wählbar ist jedes Mitglied der jeweiligen Kommune oder Delegiertengemeinschaft. United Communities
Modell: Alex Samyi, 2018 Recherche „Architects of the Round Table“: Lukas Vejnik, seit 2018
Ruden Manifesto: Generalversammlung der „Freunde des Museum am Bach e.V.“ vom 21.12.2019“