Wunschkennzeichen Mon Amour! AT · 2002–2025 (© PP · # 3404 · www.ewigesarchiv.at) Der gestern, am 12. Jänner 2025 ganzseitig im KURIER erschienene Artikel „Wir sind 35“ über Wunschkennzeichen peitscht mich dazu, die penible, beständige Dokumentierarbeit des (H)eiligen Ewigen Archivs aus den Tiefen der digitalen Bildspeicher ans Licht der bescheidenen FB-Öffentlichkeit zu zerren und zu brüllen: „Schaut her, Verdammte dieser Erde, die stets man noch Dümmer macht! . . .“ Mit heutigem Datum sind in den Lagerhallen des Ewigen Archivs 6.259 (sechstausendzweihundertneunundfünfzig) Wunschkennzeichen sachgemäß archiviert, gelagert, eingepflegt! Der flockig geschriebene KURIER-Beitrag beginnt mit dem Vorspann: GIB 8 RUDI 1 WILL 6. Das Wunschkennzeichen erfreut sich auch zu seinem 35. Geburtstag großer Belibtheit. Ein Rückblick auf tragische, kuriose und skandalöse Geschichten rund um das selbstgewählte Taferl“ und ist mit leider eher öden Bildbeispielen illustriert, die – ich sag’s ungern, nicht einmal rudimentär entzerrt und bearbeitet sind, Was soll’s – gibt’s doch den prämierten und estimierten gigantischen Fundus des Ewigen Archivs. Zuvorderst diesem Tableau beigefügt rechts oben sei ein Beitrag im FALTER Nro. 45 aus dem Jahr 2002, in der Rubrik MENSCHEN DER WOCHE, in der der ewige Archivar, demnach, der Schreiber dieser Zeilen, also ich selbst als STADTMENSCH und Großstadtjäger und -sammler präsentiert wurde. Das beigestellte Foto stammt vom großartigen Meisterfotografen Heribert Corn, der Text lautete:
STADTMENSCH Peter Putz ist ein Großstadtjäger und -sammler. Immer mit Fotoapparat auf Spähgängen quer durch die Stadt. Der Künstler und Grafiker hat sich mit seinem Projekt „Ewiges Archiv" – einer „Beweisaufnahme für das Jüngste Gericht" – auch einiges vorgenommen: die Bestandsaufnahme und Analyse von zeitgenössischen Massenkulturphänomenen mit künstlerischen Mitteln. „Die Frage ist: Wie weit ist es möglich, durch eine unsystematische, persönliche Sammlung etwas über die Welt zu sagen?", erklärt Putz. Seit 1980 jagt der 48-Jährige nach Dingen, die die Welt abbilden, seine neue Leidenschaft sind Wunschkennzeichen, er hat mittlerweile schon mehr als 500 fotografiert. Welche Leute sind das, die Hunderte Euros dafür zahlen, um sich mit ADI 1, HEROS 1 oder ELITE 2 zum Trottel zu machen? „Die Leute nutzen das Wunschkennzeichen, um sich selbst in der Welt zu präsentieren, eine kleine Bühne zu schaffen", meint der Sammler (www.ewigesarchiv.at). J. O. (Julia Ortner?) / Foto: H. Corn
Rechts unten eines der vielen Tableaux zu den Wunschkennzeichen des Ewigen Archivs (s. links)
Textauszug KURIER, So., 12. Jänner 2025
Der schwarze Nummerntafel-Adel
Noch 126.000 alte Kennzeichen, aber nur wenige in Wien
Historie. Kraftfahrzeugkennzeichen wurden in Österreich vergleichsweise spät, nämlich erst mit Verordnung vom 27. September 1905, eingeführt. Dieses war an jedem Auto und Motorrad vorne und hinten in schwarzer Schrift auf weißem Grund anzubringen. Das erste Kennzeichen wurde am 7. Jänner 1906 in Wien zugewiesen.
Insgesamt fünf Mal wurde das System refor miert, vor allem weil irgendwann auch die Nummern ausgingen. Vor den
jetzigen weißen wurden von 1947 bis 1990 schwarze Tafeln ausgegeben. Hier gab es zwar keine Wunschkennzeichen, aber einen gewissen Nummern-Adel.
Wer vier- oder sogar dreistellige Nummern ergattern wollte, brauchte Beziehungen. Dafür drückte dann auch so mancher Polizist ein Auge zu. 1967 bekamen Post (PT) oder Bahn (BB) eigene Kürzel, aber auch Polizei (BP) oder Gendarmerie.
Mehr als 126.000 schwarze Kfz-Taferln sind noch auf Österreichs Straßen unterwegs, das entspricht einem Anteil von
1,7 Prozent. Vor fünf Jahren waren es noch 165.000 Fahrzeuge, vor zehn Jahren mehr als 220.000. Mit Abstand die meisten gibt es in Niederösterreich, dahinter folgen die Steiermark und Oberösterreich fast gleichauf. Allein diese drei Bun-
desländer stellen drei Viertel des übrigen Bestands. Dass Wien weit abgeschlagen ist, hat vor allem einen Grund - die meisten noch übrig gebliebenen schwarzen Taferln sind auf Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen, denn diese sind länger im Einsatz als Autos oder Motorräder.
Wunschkennzeichen sind nach Auffassung des ewigen Archivars ein Gegenstück zur strengen Form des japanischen „Haikus“, des traditionellen japanischen Gedichtes, das als die kürzeste Gedichtform der Welt gilt, als auch in gewissem Sinne eine Fortführung der „Wiener Gruppe“, der Vereinigung österreichischer Schriftsteller der 1950-er Jahre. In diesem Zusammenhang sei auch auf den Schriftsteller Ernst Jandl und seine Kurzgedichte verwiesen. Zur großen Freude des Verfassers dieser Zeilen konnte sich der Schriftsteller und Architekturhistoriker Friedrich Achleitner, selbst Mitglied der og. Wiener Gruppe, dieser Auffassung anschließen und verfasste für den Band „Das Ewige Archiv – Heavy Duty XS“ der großartigen Text „MI & (lano) = MI & (stelbach)“, den er selbst bei der Buchpräsentation und Ausstellung im Wien Museum im Jahr 2012 vortrug.
Im Ewigen Archiv befinden sich zum heutigen Tag 6.259 Bildeinträge zum Begriff „Wunschkennzeichen“.
Ich möchte an dieser Stelle folgenden Bilderspender*innen herzlich danken, insbesondere Sonja Gasparin, die eine Vielzahl von wunderbaren Funden dokumentierte und dem Archivar übergab, sowie Markus Hanzer, Stefan Liewehr, Bernhard Lemersleitner, Beny Meier, Susanne Salzgeber und weiteren, von denen ich annehme, dass sie ungenannt bleiben möchten.
Die Veröffentlichung von Autokennzeichen erfolgt ausschließlich in dokumentarisch-/künstlerischem Kontext und impliziert keinerlei Wertungen und andere Konnotationen. Sie geschieht im Sinne einer weit gefassten Lebenshilfe.
Favourite plates Mon Amour! AT – 2002-2025 (© PP – # 3404 – www.ewigesarchiv.at) Yesterday, 12 January 2025, the full-page article ‘Wir sind 35’ (‘We are 35’) about vanity plates in the KURIER whips me into dragging the meticulous, constant documentary work of the (H)oly Eternal Archives from the depths of the digital image memory into the light of the modest FB public and shouting: ‘Look here, damned of this earth, which is always made even more stupid! . . .’ As of today, 6,259 (six thousand two hundred and fifty-nine) licence plates have been properly archived, stored and entered in the warehouses of the Eternal Archive! The fluffily written KURIER article begins with the preamble: GIB 8 RUDI 1 WILL 6. Even on its 35th birthday, the personalised number plate enjoys great popularity. A look back at tragic, curious and scandalous stories about the self-chosen ‘Taferl’ and is illustrated with unfortunately rather dull picture examples, which – I hate to say it – have not even been rudimentarily rectified and edited, what the heck – there’s the award-winning and estimated gigantic fund of the Eternal Archive. First of all, this tableau is accompanied by an article in FALTER No. 45 from 2002, in the MENSCHEN DER WOCHE (People of the Week) section, in which the eternal archivist, i.e. the writer of these lines, myself, was presented as a city dweller and city hunter and collector. The accompanying photo was taken by the great master photographer Heribert Corn, the text read:
STADTMENSCH Peter Putz is a city hunter and collector. Always on the lookout across the city with his camera. With his ‘Eternal Archive’ project – a ‘record of evidence for the Last Judgement’ – the artist and graphic designer has also set himself a number of goals: taking stock of and analysing contemporary mass culture phenomena using artistic means. ‘The question is: to what extent is it possible to say something about the world through an unsystematic, personal collection?’ explains Putz. Since 1980, the 48-year-old has been hunting for things that depict the world; his new passion is licence plates, and he has already photographed more than 500. Who are these people who pay hundreds of euros to make fools of themselves with ADI 1, HEROS 1 or ELITE 2? ‘People use the licence plate to present themselves to the world, to create a small stage,’ says the collector (www.ewigesarchiv.at). J. O. (Julia Ortner?) / Photo: H. Corn
Below right, one of the many tableaux of the Eternal Archive’s licence plates (see left)
Text excerpt KURIER, Sun. 12 January 2025
The black licence plate nobility
126,000 old licence plates still in existence, but only a few in Vienna
History. Vehicle number plates were introduced comparatively late in Austria, namely with the decree of 27 September 1905. This had to be affixed to the front and rear of every car and motorbike in black lettering on a white background. The first licence plate was issued in Vienna on 7 January 1906.
The system was reformed a total of five times, mainly because at some point the numbers ran out. Before the
black plates were issued from 1947 to 1990. Although there were no optional licence plates, there was a certain number nobility.
If you wanted to get four or even three-digit numbers, you needed connections. In 1967, the post office (PT) and railway (BB) were given their own codes, as were the police (BP) and gendarmerie.
More than 126,000 black motor vehicle licence plates are still on Austria’s roads, which corresponds to a share of
1.7 per cent. Five years ago there were 165,000 vehicles, ten years ago more than 220,000. By far the most are in Lower Austria, followed almost equally by Styria and Upper Austria. These three federal states alone
These three federal states alone account for three quarters of the remaining population. There is one main reason why Vienna is far behind – most of the remaining black plates are on tractors and other agricultural vehicles, as these are in use longer than cars or motorbikes.
In the opinion of the eternal archivist, wish signs are a counterpart to the strict form of the Japanese ‘haiku’, the traditional Japanese poem, which is considered the shortest form of poetry in the world, as well as in a certain sense a continuation of the ‘Wiener Gruppe’, the association of Austrian writers of the 1950s. In this context, reference should also be made to the writer Ernst Jandl and his short poems. To the great delight of the author of these lines, the writer and architectural historian Friedrich Achleitner, himself a member of the aforementioned Wiener Gruppe, was able to agree with this view and wrote the magnificent text ‘MI & (lano) = MI & (stelbach)’ for the volume ‘Das Ewige Archiv – Heavy Duty XS’, which he himself read at the book presentation and exhibition at the Wien Museum in 2012.
As of today, there are 6,259 image entries for the term ‘Wunschkennzeichen’ in the Eternal Archive.
I would like to take this opportunity to thank the following image donors, in particular Sonja Gasparin, who documented a large number of wonderful finds and handed them over to the archivist, as well as Markus Hanzer, Stefan Liewehr, Bernhard Lemersleitner, Beny Meier, Susanne Salzgeber and others who I assume would like to remain unnamed.
The publication of licence plates takes place exclusively in a documentary/artistic context and does not imply any value judgements or other connotations. It is done in the sense of a broadly defined life aid.