Ernstgemeinte Warnung vor betrügerischen „Schockanrufen“ und Internet-Scam.* Langwies, Faak am See, Wien | AT 2008–2024 (© PP · # 3053 · www.ewigesarchiv.at) „Es geht um den Unfall in der Mollardgasse!“ sagte eine Telefonstimme vor einigen Wochen zu mir, sie klang sehr bestimmt und dringlich. Ich hatte kurz vorher von ähnlichen Anrufen gehört und legte wortlos auf. In letzter Zeit häufen sich „perfekt“ inszenierte und strategisch durchgeführte verbrecherische Telefon-Betrügereien und Internet-Scams in meinem näheren Bekanntenkreis, was mich veranlasst, hier einige Informationen zusammenzustellen. Sämtliche folgend angeführten Rat-/Vorschläge sind juristisch unverbindlich zu sehen.
Unter dem englischen Begriff „Scam“ versteht man jede Art des Betrugs, nicht nur im juristischen Sinn. Umgangssprachlich lässt sich Scam mit Abzocke übersetzen. Scam wird mit Internetbetrug in Verbindung gebracht. Hierzu gehören auch Scam Emails. Die Global Anti Scam Alliance fertigt jährlich einen Global State of Scam Report, wonach die Opfer weltweit bereits 47,8 Milliarden Dollar verloren haben. Die Anzahl von Berichten über Scam stieg von 139 Mio. im Jahre 2019 auf 266 Mio. im Jahre 2020. (s. link)
01) Betrügerische „Schockanrufe“.
Hier ein anschauliches Beispiel eines möglichen Ablaufes, übernommen aus der FB-Gruppe „Wunderweiber“ (anonymisiert)
„Liebe Wunderweiber, meine Oma ist gerade auf eine Betrügermasche reingefallen und hat 30.000€ bar (ihr ganzes Erspartes) hergegeben.
Ich fühl mich so hilflos und dachte, vielleicht hat jemand von euch eine Idee, was man da machen könnte. Die Masche ist absurd, so was hab ich noch nie gehört.
Folgendes ist passiert: meine Oma hat heute Nachmittag einen Anruf von der „Polizei“ bekommen, ihre Tochter (meine Tante) hätte einen Autounfall gehabt, ist verletzt. Die „Polizei“ hat das Telefon dann ihrer "Enkeltochter" gegeben (also meiner Cousine), es war aber wirklich die Stimme meiner Cousine. Sie hat total geweint, vom Unfall erzählt und dass ein Baby dabei ums Leben gekommen sei. Dann war plötzlich ein Anwalt dran, der gesagt hat, meine Tante bekäme für fahrlässige Tötung zwischen X und X Jahre Haft und sie käme jetzt in U-Haft, könne aber gegen Kaution freikommen. Sie ist hingefahren und hat alles, was sie auf dem Konto hatte abgehoben (leider wurde ihr am Telefon geraten, der Bank nicht vom Unfall zu erzählen, der Bankbeamte war nämlich sehr wohl hellhörig.). Dann ist sie wieder nach Hause gefahren, hat versucht, meine Cousine und meinen Onkel zu erreichen, leider erfolglos. Ein Polizeiwagen ist bei ihr zu Hause vorgefahren, eine „Polizistin“ ausgestiegen und hat das Bargeld entgegengenommen. Meine Oma sagt, sie war einfach so unter Schock und als sie etwas gezögert hat, das Geld herzugeben, hat ihr die „Polizistin“ das Telefon gereicht, wieder war meine weinende „Cousine“ dran, die meine Oma angebettelt hat, das Geld herzugeben, weil alles sei so schlimm, Verletzte, Tote und Mama in Haft.
Nachdem die „Polizei“ weggefahren ist, hat meine Oma wieder versucht, unsere Familie zu erreichen, diesmal mit Erfolg - und hat sofort gemerkt, dass es ein Betrug war. Sie ist gleich zur Polizei gegangen, die alles aufgenommen haben (und auch bei ihr zu Hause waren), aber sagen, sie können die Leute wahrscheinlich nicht ausfindig machen, da es Bargeld war und sie die Nummer nicht nachverfolgen können.“
Fragen ua: „Wie ist es möglich, dass die Betrüger*innen die Stimme des vermeintlich schuldhaft in einen Unfall verwickelten Kindes am Telefon „sprechen“ lassen können?“
Dies geschieht mit Voice-Synthesizer-Programmen, die es schon lange gibt, die aber durch KI (künstliche Intelligenz) seit einiger Zeit mit einigen kurzen Stimmproben einer Person „trainiert“ werden und dann einen Text in dieser Stimme bzw. Stimmfärbung ausgeben können.
Bei einer mir bekannten Familie lief das ähnlich ab: Ein Unfall, den ein Familienmitglied schuldhaft verursacht hätte, es sei notwendig, schnell eine Kaution von € 50.000 (wurde später auf € 30.000 „reduziert“). Zwei Frauen abwechselnd am Telefon, eine mit „deutschem“ Akzent, eine mit „Wienerischem“ Akzent, – „Polizistin“ und „Anwältin“ – zuerst empathisch, verstehend, dann immer drohender. Im Laufe der lange Zeit dauernden Interaktion ist dann das vermeintliche „Opfer“ verstorben, die Lage wurde immer dramatischer dargestellt. Auch in diesem Fall wurden € 30.000 bar übergeben.
Die Inszenierungen sind in sich perfekt durchgezogen, die Opfer werden immer mehr in die Enge getrieben, werden dringend aufgefordert, das Telefonat nicht zu unterbrechen.
Die Verbrecher*innen sind trainiert, völlig skrupellos, gut vernetzt – es handelt sich um internationale Syndikate.
Ich persönlich hebe bei Anrufen, bei denen keine Nummer angezeigt wird, grundsätzlich nicht ab, bei Anrufen, bei denen eine nicht eingespeicherte Nummer angezeigt wird, melde ich mich maximal mit „Ja“ oder „Hallo“ und sage kein weiters Wort. Wenn eine auch nur kurze Pause ist, bevor sich jemand meldet, lege ich sofort wortlos ab. Das deutet auf einen Anruf über eine Umleitung hin – das Anzeigen von vermeintlich österreichischen Telefonnummern ist einfach möglich. Telefonische Meinungsumfragen beantworte ich niemals, genausowenig gehe ich auf irgendwelche Vorschläge zur Geldanlage etc. ein. Sofort auflegen, niemals(!!) auf ein Gespräch einsteigen!
02:) Ein weiterer Fall aus meinem Bekanntenkreis:
Ein Anruf von der „Polizei“: In der Nachbarschaft sei eingebrochen worden, dabei sei auch ein Zettel mit der Telefonnummer des/der Bekannten gefunden worden, es sei also damit zu rechnen, dass ein Einbruch stattfinden werde. Es wurde dringend seitens der „Polizei“ empfohlen, dass sämtliches in der Wohnung vorhandenes Geld und Schmuck und Wertsachen zur sicheren Aufbewahrung für die kommenden Tage bei der „Polizei“ deponiert werden. Es wurde daraufhin ein Treffen vereinbart, am Abend wurden Geld und Wertsachen an die vermeintliche „Polizei“ übergeben.
03) WhatsApp-Nachrichten oder E-mail-Nachrichten:
Innerhalb der vergangenen Tage bekam ich einige fast gleichlautende WhatsApp-Nachrichten:
„Hallo Papa, Mein Handy ist kaputt. Dies ist meine neue nummer, die kannst du speichern. Schick mir über Whats-App eine Nachricht: Tel.Nr. xxxxx xxxxx“
Selbstverständlich wird hier in keiner Weise geantwortet.
Notrufnummern in Österreich
- Polizei-Notruf 133
- Euro-Notruf 112
Serious warning about fraudulent “shock calls” and Internet scams* Langwies, Faak am See, Vienna | AT 2008-2024 (© PP – # 3053 – www.ewigesarchiv.at) “It’s about the accident in Mollardgasse!” a telephone voice said to me a few weeks ago, sounding very firm and urgent. I had heard similar calls shortly before and hung up without a word. Recently, there has been an increase in “perfectly” staged and strategically executed criminal telephone scams and internet scams in my immediate circle of acquaintances, which has prompted me to compile some information here. All of the following advice/suggestions are not legally binding.
The English term “scam” refers to any kind of fraud, not only in the legal sense. Colloquially, scam can be translated as rip-off. Scam is associated with Internet fraud. This also includes scam emails. The Global Anti Scam Alliance produces an annual Global State of Scam Report, according to which victims worldwide have already lost 47.8 billion dollars. The number of scam reports rose from 139 million in 2019 to 266 million in 2020 (see link).
01) Fraudulent “shock calls”.
Here is an illustrative example of a possible process, taken from the FB group “Wunderweiber” (anonymised)
“Dear Wunderweiber, my grandma has just fallen for a scam and has handed over €30,000 in cash (all her savings).
I feel so helpless and thought maybe one of you might have an idea of what to do. The scam is absurd, I’ve never heard anything like it.
Here’s what happened: my grandma got a call from the “police” this afternoon saying that her daughter (my aunt) had been in a car accident and was injured. The “police” then gave the phone to her “granddaughter” (my cousin), but it was really my cousin’s voice. She was in tears, told them about the accident and that a baby had been killed. Then suddenly a lawyer came on the line and said that my aunt would get between X and X years in prison for involuntary manslaughter and that she would now be remanded in custody but could be released on bail. She went there and withdrew everything she had in her account (unfortunately, she was advised on the phone not to tell the bank about the accident, as the bank officer was very perceptive). Then she went back home and tried to contact my cousin and my uncle, unfortunately without success. A police car drove up to her house, a “policewoman” got out and took the cash. My grandma says she was just so shocked and when she hesitated a bit to hand over the money, the “policewoman” handed her the phone, again it was my crying “cousin” who begged my grandma to hand over the money because everything was so bad, injured, dead and mum in custody.
After the “police” left, my grandma tried to contact our family again, this time successfully – and immediately realised that it was a scam. She went straight to the police, who recorded everything (and were also at her house), but said they probably couldn’t trace the people as it was cash and they couldn’t trace the number.”
Questions include: “How is it possible for the scammers to make the voice of the child allegedly involved in an accident “speak” on the phone?”
This is done with voice synthesiser programs, which have been around for a long time, but which have been “trained” by AI (artificial intelligence) for some time with a few short voice samples of a person and can then output a text in this voice or voice colouring.
It worked in a similar way for a family I know: an accident caused by a family member, it was necessary to quickly pay a deposit of €50,000 (later “reduced” to €30,000). Two women alternate on the phone, one with a “German” accent, one with a “Viennese” accent – “policewoman” and “lawyer” – at first empathetic, understanding, then increasingly threatening. In the course of the long interaction, the alleged “victim” died and the situation became increasingly dramatic. In this case, too, € 30,000 was handed over in cash.
The staging is perfectly executed, the victims are increasingly cornered and urged not to interrupt the phone call.
The criminals are trained, completely unscrupulous and well networked – they are international syndicates.
Personally, I don’t answer calls where no number is displayed, and when I receive calls where a number that is not saved is displayed, I answer with “Yes” or “Hello” at most and don’t say another word. If there is even a short pause before someone answers, I hang up.
If there is even a short pause before someone answers, I immediately hang up without saying a word. This indicates a call via a redirection – it is easy to display supposedly Austrian telephone numbers. I never answer telephone opinion polls, nor do I respond to any suggestions about investing money, etc. I hang up immediately. Hang up immediately, never(!!) enter into a conversation!
02:) Another case from my circle of acquaintances:
A call from the “police”: there had been a break-in in the neighbourhood and a note with the phone number of the acquaintance(s) had also been found, so it was to be expected that a break-in would take place. The “police” urgently recommended that all money, jewellery and valuables in the flat be deposited with the “police” for safekeeping for the next few days. A meeting was then arranged and in the evening the money and valuables were handed over to the supposed “police”.
03) WhatsApp messages or e-mail messages:
Within the past few days, I received several WhatsApp messages that were almost identical:
“Hi Dad, My mobile phone is broken. This is my new number, you can save it. Send me a message via WhatsApp: Phone number xxxxx xxxxx”
Of course, there is no reply at all.
Emergency numbers in Austria
Police emergency number 133
Euro emergency number 112