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Vier Fotos, aufgenommen in einem fremden Land · Four photos, taken in a foreign country

18/06/202106/18/2021

Vier Fotos, die ein aus Ebensee im oö. Salzkammergut stammender 19-jähriger in Kabul, in einem ihm völlig fremd erscheinenden Land vor 48 Jahren aufgenommen hat. Ein kleiner Exkurs zum touristischen Blick. Kabul | AF · 1973 (© PP · www.ewigesarchiv.at) Ein Mann fährt auf einem von einem Kamel gezogenen Wagen mit Fässern, ein Straßenhändler schiebt seinen 3-rädrigen Karren, ein am Boden sitzender Mann und ein Kind sitzen auf der Straße, ein Mann kehrt mit einem Handbesen die Straße. Vier Straßenszenen also hat der damals junge Mann fotografiert, der ausgezogen war, um endlich „die Welt kennenzulernen“ und in Indien und Nepal zu seinem „inneren Selbst“ zu gelangen. Was könnte ihn damals bewogen haben, auf den Auslöser seiner „Exakta-Kamera“ zu drücken? Gut, weder in Ebensee noch in Bad Ischl hatte er wohl bisher einen von einem Kamel gezogenen Wagen gesehen, das war ihm eindeutig neu. Beim Betrachten in einem Abstand von fast 50 Jahren fällt ihm jetzt der Fahrradfahrer links im Bild auf. Der Straßenhändler im Gegenlicht mit den Kürbissen und Melonen mit seinem Karren war ihm sicher auch fremd genug – denn: authentische „Augenblicke“ wollte er sammeln, aufsaugen. Ein Foto, das immer noch die damals herrschende Hitze ausströmt. Der Mann mit dem Handfeger – auch hier im Hintergrund Fahrradfahrer (ganz sicher Männer) – hier war sicher der kleine Handbesen das Ungewöhnliche. Das Foto links unten ist dasjenige, das mir, der ich diese Fotos gemacht hatte, am meisten zu Denken gibt, am meisten Unbehagen auslöst: der Mann am Boden und das vor ihm sitzende Kind schauen mich auch viele Jahrzehnte nachher noch direkt an. Ich muss mich also damals vor die beiden hingestellt, scharf gestellt (die damaligen Fotoapparate hatten keinen Autofokus, Belichtungszeit und Blende musste ich manuell einstellen) und „abgedrückt“ haben. Dem Blick der beiden für einen Moment standgehalten. Könnte ich heutzutage nicht mehr, würde ich nicht mehr. Der junge Tourist war ungeniert, war gierig. Von dieser Situation gibt es fünf verschiedene Fotos (die ich für mich zusammenstellen will), einmal ist der Vogelkäfig und der Körper des stehenden Kindes zu sehen, aber das hier ist das Einzige mit dem direkten Blick der Fotografierten zum Bilderräuber. (vgl. den Film „Sans Soleil“ von Chris. Marker, in dem der direkte Blick in die Kamera thematisiert wird)

Four photos taken by a 19-year-old from the Salzkammergut region in Kabul, 48 years ago in a country that seemed completely alien to him. A little digression on the tourist perspective. Kabul | AF · 1973 (© PP · www.ewigesarchiv.at) A man is driving a cart with barrels pulled by a camel, a street vendor pushes his three-wheeled cart, a man sitting on the ground and a child are sitting on the street, a man sweeps the street with a hand broom. The then young man who moved out to finally “get to know the world” and to reach his “inner self” in India and Nepal photographed four street scenes. What could have moved him back then to press the shutter release on his “Exakta camera”? Well, neither in Ebensee nor in Bad Ischl had he seen a car pulled by a camel before, that was clearly new to him. When looking at it at a distance of almost 50 years, he now notices the cyclist on the left in the picture. The street vendor in the backlight with the pumpkins and melons with his cart was certainly alien enough to him – because: he wanted to collect and soak up authentic “moments”. A photo that still exudes the heat that was prevalent back then. The man with the hand brush – also here in the background cyclist (definitely men) – here the small hand broom was certainly the unusual thing. The photo below on the left is the one that gives me the most pause for thought, the one that causes the most discomfort: the man on the floor and the child sitting in front of him are still looking directly at me many decades afterwards. So at that time I had to stand in front of the two of them, focus (the cameras at that time had no autofocus, I had to set the exposure time and aperture manually) and “pull the trigger”. Hold the gaze of the two for a moment. Nowadays I couldn’t, I wouldn’t. The young tourist was unabashed, greedy. There are five different photos of this situation (which I want to put together for myself), once the birdcage and the body of the standing child can be seen, but this is the only thing with the direct gaze of the person photographed towards the image robber. (cf. the film “Sans Soleil” by Chris. Marker, in which the direct look into the camera is discussed)

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Jahr1973

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