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Über meine Massima Culpa · About my Massima Culpa

Über meine Massima Culpa · About my Massima Culpa

Über meine Massima Culpa (weil ich einem Kind nicht beigestanden habe, Mangas zu finden), warum die großartige Künstlerin Hito Steyerl das Bundesverdienstkreuz ablehnt, was dem ebenfalls großartigen Alexander Kluge zu Corona einfällt, wer das Rot von KitKat erfunden hat und warum ich heute zu meiner Entspannung ein Tableau zu Lissabon zusammenstellen wollte. Lisboa | PT · 2001 (© PP · # 2225 · www.ewigesarchiv.at) Gestern in einer kleineren Zweigstelle der Büchereien Wien, auf der Suche nach einer nicht allzu heftigen DVD, ich ponderiere „A Touch of Sin“ von Jia Zhang-Ke, höre ich von einiger Entfernung eine Kinderstimme fragen, obs in dieser Bücherei Mangas gäbe. Eine der beiden anwesenden Mitarbeiterinnen antwortet ihm freundlich und klar – nein, hier gibts keine Mangas auszuleihen. Die Antwort des Kindes verstehe ich nicht ganz, aber in etwa sagt er, er sei auf der Suche nach einer Bücherei in der Nähe des Naschmarktes, könne diese aber auf Google Maps nicht finden. Ich schaue kurz auf – ein etwa 10-jähriger, schlanker Junge auf der Suche. Der Bibliothekarin fällt offensichtlich nichts dazu ein, bzw. hat sie keine Ideen, Vorschläge für das Kind. Ich auch nicht, schaue wieder auf die DVD in meiner Hand, aber nach kurzer Zeit – der Junge ist wieder gegangen – denke ich mir, was für ein kompletter Trottel ich war, mich nicht sofort einzumischen und dem Kind zu sagen, wo’s massenhaft Mangas auszuleihen gäbe – insbesondere in der Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz, auch hätte ich ihm sagen können, dass die Bücherei Hernals in der Hormayrgasse einen Comics/Graphic Novels-Schwerpunkt hätte usw. Ich ärgere mich den ganzen Abend bis jetzt über meine lange Leitung. (Auch die Bibliothekarin hatte offensichtlich vergessen, dass sie einen Computer vor sich hatte und nachschauen hätte können). 

Ahja – nur die Gedankenkette zur Entstehung dieses Tableaus erwähnen: frühmorgens auf FB und youtube nachgeschaut, wieviele Aufrufe mein gestern veröffentlichtes Video „Lahnstein – das falsche Signal der ÖBB“ über die Schließung von drei nacheinander liegenden Haltestellen im Salzkammergut hatte (bereits mehr als 500!) und dann der Reihe nach in verschiedene Artikel gestolpert – ua. über die Künstlerin Hito Steyerl, die das Bundesverdienstkreuz ablehnt – ihren brillant geschriebener Brief an den deutschen Bundespräsidenten finde ich sehr lesenswert (link s.u.) „ . . .In den letzten 18 Monaten hat sich erwiesen, dass die Bereiche Bildung und Kultur in der Krise am wenigsten zählen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin definitiv keine Lockdown-Gegnerin und kann mich nicht weit genug von Schwurblern distanzieren. Ich habe anders als einige meiner Kollegen nichts, aber auch gar nichts dagegen, zum solidarischen Schutz meiner Mitmenschen beizutragen. . . “ Sie schlägt u.a. vor: „ . . .Vor allem aber: den gesellschaftlichen Verständigungsprozess der Kontrolle digitaler Monopolisten wie Facebook entziehen. Dass dieses Terrain ohne Not aus der Hand gegeben wurde, beweist der Tsunami antisemitischer und rassistischer Verschwörungstheorien. . . “

Dann ein Interview mit dem ebenfalls großartigen Alexander Kluge über Corona. Auf die Frage, wie er das vergangene Jahr erlebt hätte: „Als Verlust von Öffentlichkeit. Ich habe stark empfunden, wie lebenswichtig unmittelbare Öffentlichkeit ist. Das Jahr war ein Konzentrat neuer Erfahrungen. Das Virus hat uns in unseren eingeschliffenen Gewohnheiten kalt erwischt. . . “

Auslöser für das heutige Portugal Tableau war aber der Artikel „80 PROZENT GEIMPFT: Portugals Weg zum Impferfolg (orf.at)“ mit Fotos, die ich vor 20 Jahren bei einem Besuch bei Sabine Pawlik und Herwig Turk in Lissabon aufnahm. Unvergessen. Das Foto von Herwig (re.) und mir finde ich aus verschiedenen Gründen so gut, dass ich es veröffentliche, ohne HT um Zustimmung gefragt zu haben, was ich sonst vermeide). Ein Spaghetti House „MASSIMA CULPA“ (Maximale Schuld) zu nennen, hat was für sich, die portugiesischen Hydranten sind fast so gut wie die US-Amerikanischen. Eine gesamte Straßenbahn als Werbefläche zu verhökern fand ich damals neu und hat mich damals schon geärgert, aber woran ich bei dem Foto hier immer denke: Bei der Zusammenarbeit mit Neville Brody im Rahmen des ReDesigns für den ORF (1993–95) habe ich auch den Designer und Autor Jon Wozencroft kennengelernt, der stolz erzählte, dass ein Vater Farbspezialist in einer Druckerei gewesen sei und das spezielle Rot für KitKat gemischt hätte.

Bist du deppert - für dieses Tableau und den Text hier hab ich mehr als 2 Stunden gebraucht. Und ich hoffe sosehr, dass der Junge seine Mangas bald gefunden hat – und ich nehme mir vor, aufmerksamer zu sein und mich sofort zu Wort zu melden, wenn nötig.

About my Massima Culpa (because I didn’t help a child to find mangas), why the great artist Hito Steyerl rejects the Federal Cross of Merit, what also comes to mind Alexander Kluge, who is also great about Corona, who invented the red from KitKat and why I’m going to today wanted to put together a tableau on Lisbon for my relaxation. Lisboa | PT · 2001 (© PP · # 2225 · www.ewigesarchiv.at) Yesterday in a smaller branch of the Vienna libraries, looking for a not too heavy DVD, I listen to “A Touch of Sin” by Jia Zhang-Ke I asked a child’s voice from a distance whether there were mangas in this library. One of the two employees present answered him in a friendly and clear manner – no, there are no manga to borrow here. I don’t quite understand the child’s answer, but roughly he says he’s looking for a library near the Naschmarkt, but couldn’t find it on Google Maps. I look up briefly – a slim boy of about 10 who is looking. The librarian obviously can’t think of anything to do with it, or has no ideas or suggestions for the child. Neither do I, look at the DVD in my hand again, but after a short time – the boy has left again – I think to myself what a complete fool I was not to interfere immediately and tell the kid where to borrow lots of manga – especially in the main library on Urban-Loritz-Platz, I could also have told him that the Hernals library in Hormayrgasse had a focus on comics / graphic novels, etc. I’ve been annoyed all evening until now about my long management. (The librarian, too, had obviously forgotten that she had a computer in front of her and could have looked it up).
Oh yes – just mention the chain of thought behind the creation of this tableau: early in the morning I checked on FB and youtube how many views my video “Lahnstein – the wrong signal of the ÖBB” about the closure of three successive stops in the Salzkammergut had (already more than 500! ) and then one after the other stumbled into different articles – among others. about the artist Hito Steyerl, who rejects the Federal Cross of Merit – I find her brilliantly written letter to the German Federal President very readable (link see below) “. . The past 18 months have shown that education and culture count least in times of crisis. Please don’t get me wrong. I am definitely not a lockdown opponent and I cannot distance myself from oaths far enough. Unlike some of my colleagues, I have nothing, but nothing at all, against helping to protect my fellow human beings based on solidarity. . . “She suggests, among other things:”. . But above all: removing the social process of understanding from the control of digital monopolists like Facebook. The tsunami of anti-Semitic and racist conspiracy theories proves that this terrain was surrendered without need. . . “
Then an interview with the also great Alexander Kluge about Corona. When asked how he would have experienced the past year: “As a loss of publicity. I have felt strongly how vital the immediate public is. The year was a concentration of new experiences. The virus caught us off guard in our ingrained habits. . . “
The trigger for today’s Portugal Tableau was the article “80 PERCENT VACCINATED: Portugal’s path to vaccination success (orf.at)” with photos that I took 20 years ago when I visited Sabine Pawlik and Herwig Turk in Lisbon. Unforgotten. I think the photo of Herwig (right) and myself is so good for various reasons that I publish it without asking HT for approval, which I avoid otherwise). Calling a spaghetti house “MASSIMA CULPA” (maximum guilt) has something to offer, the Portuguese hydrants are almost as good as the American ones. I thought it was new to sell an entire tram as advertising space at the time and was annoyed at the time, but what I always think about the photo here: When I worked with Neville Brody as part of the redesign for the ORF (1993-95), I also have that Met designer and writer Jon Wozencroft, who proudly shared that a father was a color specialist at a print shop and mixed the special red for KitKat.
Are you stupid – it took me more than 2 hours for this tableau and the text here. And I hope so much that the boy will find his manga soon – and I resolve to be more attentive and to speak up immediately if necessary.

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Über meine Massima Culpa · About my Massima Culpa

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