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Nightbikes

31/10/201910/31/2019

Nightbikes und Karma. Amsterdam | NL · 2019 (© PP · Ewiges Archiv) Frühmorgens an dicht nebeneinander abgestellten Fahrrädern vorbei, wie Herdentiere, die sich aneinanderdrängen, da und dort aus oft unklaren Impulsen heraus eines fotografierend, werde ich von einem Mann, der auf einem Fahrradständer sitzt, angesprochen. Ich verstehe im ersten Moment nicht, was er will, aber er fragt nur nach der Zeit. Es ist etwa halb 7 Uhr, wann wohl das Geschäft, vor dem er sitzt, aufsperren würde? Ich weiß es nicht, jedenfalls entwickelt sich ein Gespräch, der junge Mann erzählt mir, sein Handy sei tot, also ohne Strom, er könne seine Freunde, bei denen er zu Besuch sei, und vor deren Haus er jetzt sitzt, nicht erreichen – ob ich bei Facebook sei? Natürlich biete ich ihm an, er könne mit meinem Telefon fotografieren, aber er weiß die Nummer nicht. Im Tausch gegen seine ID-card gebe ich ihm mein Handy (ich bin skeptisch, wer will schon gern sein kleines Zentrum der Macht und des Wissens bei einem der unzähligen Tricks verlieren), er schickt eine Message über FB weg, damit seine Freunde zumindest wissen, was in der Nacht geschehen sei. Wie machen uns auf die Suche nach einem Kiosk, einem Kaffeehaus, im Gehen erzählt er mir das Ereignis, das ihn spürbar noch beschäftigt: Er sei Schwede, studiere political science, derzeit in Straßburg und sei vor einigen Tagen nach Amsterdam gekommen, um Freunde zu besuchen. Am Vorabend seien sie ausgegangen, feiern gewesen, auf dem Heimweg sei er (vermutlich die anderen auch) Zeuge eines schrecklichen Unfalls geworden: Ein Auto hätte eine Fahrradfahrerin (wie er mir später erzählt, ohne Licht unterwegs) angefahren, die sei durch die Luft gewirbelt worden und mit dem Kopf auf der Straße aufgeschlagen. Viel Blut, er hätte soetwas noch nicht gesehen, wie er immer wieder sagt. Jedenfalls hat er das verletzte Mädchen in das Auto des Unfalllenkers gezogen und diesen dazu gebracht, sie in das ganz in der Nähe befindliche Krankenhaus zu bringen, seinen Pullover hat er ihr auf den Kopf gehalten, von der Stirn sei Blut, viel Blut geflossen, so etwas hat er noch nicht gesehen, schrecklich. Im Krankenhaus sei es aber sehr schnell gegangen, in Holland sei es sehr gut organisiert – in Schweden sei das öffentliche Gesundheitssystem nicht mehr so gut, lange Wartezeiten – nach 15 Minuten sei dann die Polizei genommen und hätte ihn lange befragt. Der Lenker hat gemeint, er sei ja betrunken, aber er sei durch den Schock total nüchtern geworden (er wirkte auch keineswegs besoffen auf mich). Nach etwa eineinhalb Stunden hätte er sich auf den Heimweg gemacht – die Freunde seien da schon längst gegangen – mit Hilfe des Handys hätte er zurückgefunden, aber jetzt sei die Batterie eben tot. Wir finden kein offenes Lokal, aber beim Verabschieden sage ich ihm, meiner Meinung sei das, was er gemacht hätte, ganz großartig und sicher gut für sein Karma . . .

Nightbikes and Karma. Amsterdam | NL · 2019 (© PP · Ewiges Archiv) Early in the morning, passing bicycles parked next to each other, like herd animals huddling against each other, occasionally photographing out of unclear impulses, I am approached by a man sitting on a bicycle stand. At first I do not understand what he wants, but he only asks about the time. It is about half past seven, when would the store he is sitting in front of unlock? I do not know, at least a conversation develops, the young man tells me that his cell phone is dead, so without electricity, he can not reach his friends, with whom he is visiting, and in front of whose house he now sits – whether I’m on Facebook? Of course, I offer him, he can take pictures with my phone, but he does not know the number. In exchange for his ID card I give him my cell phone (I’m skeptical, who wants to lose his little center of power and knowledge in one of the countless tricks), he sends away a message about FB, so at least his friends know What happened during the night. How to find a kiosk, a coffee house, while walking, he tells me the event that is still noticeably busy: He was Swede, study political science, currently in Strasbourg and came to Amsterdam a few days ago to make friends visit. On the eve they had gone out, had celebrated, on the way home he was (probably the others too) witnessed a terrible accident: A car would a cyclist (as he tells me later, without light on the way) hit, which was whirled through the air and hit his head in the street. Lots of blood, he would not have seen anything like that, as he keeps saying. Anyway, he pulled the injured girl into the accident driver ‘s car and got him to take her to the nearby hospital. He kept his sweater on her head, blood flowed from the forehead, lots of blood he has not seen anything yet, terrible. In the hospital, it was very fast, in Holland, it was very well organized – in Sweden, the public health system is not so good, long waiting – after 15 minutes, then the police had taken and would have questioned him for a long time. The driver said he was drunk, but he was sobered by the shock (he was also not drunk on me). After about one and a half hours, he would have gone home – the friends had already gone there – with the help of the cell phone he would have found back, but now the battery is dead. We can not find an open restaurant, but when I say goodbye I tell him, mine Opinion is what he would have done, great and certainly good for his karma.

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