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Nachdenken hilft gar nichts. Hilft Tun? · Thinking doesn’t help. Does doing help?

Nachdenken hilft gar nichts. Hilft Tun? · Thinking doesn’t help. Does doing help?

Nachdenken hilft gar nichts. Hilft Tun? Zwei Erlebnisse, die mich beschäftigen – aufgeschrieben, nachdem ich Werner Herzogs „Kaspar Hauser“-Film frühmorgens auf DVD gesehen hatte. Wien | AT · 2023 (Krone und Reichsapfel © Götz Bury; Foto © Hannes Reisinger © PP · # 3048 · www.ewigesarchiv.at) Erlebnis 01: Donnerstag, 28. Dez. 2023, etwa 21.15 Uhr, U-Bahn U1 vom Kagraner Platz Richtung Karlsplatz. Ich sitze mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, auf der anderen Seite des Ganges setzt sich ein Mann mit schwarzer Kapuzenjacke hin, zückt ein weißes Feuerzeug und beginnt damit zu spielen, zündet es an, macht diverse Gesten, zündet sich dann eine Zigarette an, raucht, hält die Spitze der Zigarette in seinen offenen Mund etc, blickt auch immer wieder zu mir. Ich schaue hin, es gibt immer wieder kurzen Blickkontakt, sage nichts. Der Mann hält dann das brennende Feuerzeug unter den vorderen Rand des ihm gegenüberliegenden Sitzes aus rotem Kunststoff, Rauchspuren daran. Ich gehe davon aus, dass die Sitze aus nicht brennbarem Material sind. Ich entschließe mich dazu, etwas zu sagen, rufe ihm zu, er soll sofort damit aufhören, er fuchtelt mit den Armen, fährt sich mit dem Feuerzeug zu seinem Gesicht, hält die Flamme kurz an seinen Bart, ersteht auf, beugt sich zu mir, wir schauen uns an, ich rede weiter – er spricht kein Wort. Ich sehe, dass er oben nur zwei Zähne, unten nur einen im Mund hat. Ich stehe auf und sage ihm deutlich und laut, er soll sofort aufhören oder ich würde die Polizei rufen. In der nächsten Haltestelle stehen wir beide, ich deute ihm, er soll rausgehen, er geht aus dem Waggon, geht aber außen vor zum nächsten Eingang und steigt wieder ein. Ich folge ihm und warne die Mitfahrenden bzw. sage, dass er ein Feuerzeug hat und zündelt. Schließlich steht ein anderer Mann auf und mischt sich ein, dann noch einer. Gemeinsam schieben, drängen wir den Mann mit der Kapuzenjacke aus dem Waggon – ich denke, es war die Station vor dem Stephansplatz. Der Mann wirft das weiße Feuerzeug zu uns zurück, jemand schießt es mit dem Fuß wieder hinaus. Ich habe den Eindruck, dass der U-Bahnzug etwas länger in der Station stehen bleibt. Wurde der Zugführer vom Zwischenfall verständigt, hat er etwas bemerkt? Aber keine Durchsage, keine Anzeichen dafür. Offensichtlich wurde auch durch die Videoüberwachung in den Waggons nichts wahrgenommen. Die U-Bahn fährt weiter. Ich nicke dem Mann, der aufgestanden war und ebenfalls eingegriffen hatte, schweigend zu. Später denke ich darüber nach, ob ich richtig gehandelt habe. Was ist, wenn der Mann mit der schwarzen Kapuzenjacke in den nächsten Zug einsteigt und dort weiter zündelt? Hätte ich doch eine Meldung machen sollen, hätte ich die Polizei, die Wiener Linien, jemanden in der Station verständigen sollen? Am nächsten Morgen rufe ich bei den Wiener Linien an und berichte vom Vorfall und stelle einige Fragen. Die Mitarbeiterin, mit der ich spreche, findet mein Eingreifen gut, das würden nur wenige machen und sagt, ich hätte den Notrufknopf in der U-Bahn drücken und direkt mit dem Zugführer/der Zugführerin sprechen können.

Erlebnis 02: Freitag, 29. Dez. 2023, etwa 12.30 Uhr. Ich gehe zum SPAR in der Gumpendorferstraße, stehe in der Obst- und Gemüseabteilung, als sich eine Frau zu mir dreht, in der Hand einen Papiersack mit Cellophanstreifen, in dem eine Semmel ist. Sie schaut mich an, deutet mir mit der Hand zu Mund. Ich verstehe, hole meine Geldtasche heraus, darin aber nur ein Euro und etwas Kleingeld, zusammen etwa 1,80 €. Ich gebe ihr die Münzen, sie nickt mir zu und nimmt sich zwei Äpfel. Ich denke mir in diesem Moment: Das kanns aber jetzt nicht so geben, das kannst Du jetzt nicht so lassen, das ist beschämend für mich. Ich deute ihr zu, dass sie etwas nehmen kann, versuche, ihr zu verstehen zu geben, dass sie das, was sie nimmt, in meinen Einkaufskorb geben soll, Brot etwa. Zögerlich geht sie im Geschäft herum, ich folge ihr – schließlich nimmt sie Toastbrot, Kinderhörnchen, trockene Kekse, Margarine, Rapsöl, Baby-Tücher, Zwiebel, Spülmittel, Waschmittel, Klopapier, Joghurt etc. Ich lege eine der grünen Einkaufstaschen bei der Kassa dazu und zahle. In Summe etwa 35 € – also überhaupt nicht viel. Macht mich sehr nachdenklich.

Auch wenns so ausschaut: Ich schreibe das nicht, um mich öffentlich hinzustellen, welche Taten ich vollbringe, wenn jemand das so auffasst, ist mir das scheixx egal. Ich schreibe das einerseits, ums für mich in eine knappe Form zu bringen, weil das Micro-Ereignisse sind, die mich beschäftigen über den eigentlichen Anlass hinaus und weil ich mich selber immer wieder frage, ob das Beobachten und Reflektieren von an sich völlig Unspektakulärem auch Anstoß sein kann, über „Welt“ nachzudenken und „Erkenntnis“ aus direktem Erleben zu gewinnen. Das ist ja das, worum es mir beim sogenannten Ewigen Archiv, meinem Lebensprojekt geht.

Thinking doesn’t help. Does doing help? Two experiences that keep me busy – written down after watching Werner Herzog’s “Kaspar Hauser” film on DVD early in the morning. Vienna | AT – 2023 (crown and orb © Götz Bury; photo © Hannes Reisinger © PP – # 3048 – www.ewigesarchiv.at) Experience 01: Thursday, 28 Dec. 2023, around 9.15 pm, underground U1 from Kagraner Platz towards Karlsplatz. I’m sitting with my back to the direction of travel, on the other side of the corridor a man in a black hooded jacket sits down, pulls out a white lighter and starts playing with it, lights it, makes various gestures, then lights a cigarette, smokes, holds the tip of the cigarette in his open mouth etc., keeps looking at me. I look at him, keep making brief eye contact, don’t say anything. The man then holds the lit lighter under the front edge of the red plastic seat opposite him, traces of smoke on it. I assume that the seats are made of non-flammable material. I decide to say something, shout at him to stop immediately, he waves his arms, brings the lighter to his face, holds the flame briefly to his beard, stands up, leans towards me, we look at each other, I keep talking – he doesn’t say a word. I can see that he only has two teeth in his mouth at the top and one at the bottom. I stand up and tell him clearly and loudly to stop immediately or I’ll call the police. At the next stop we are both standing, I tell him to get out, he walks out of the carriage, but goes outside to the next entrance and gets back in. I follow him and warn the passengers or say that he has a lighter and is lighting a fire. Eventually another man gets up and joins in, then another. Together we push the man in the hooded jacket out of the carriage – I think it was the station in front of Stephansplatz. The man throws the white lighter back to us, someone shoots it out again with their foot. I get the impression that the underground train remains in the station a little longer. Has the train driver been informed of the incident, has he noticed anything? But no announcement, no sign of it. Apparently nothing was noticed by the video surveillance in the carriages either. The underground continues on its way. I nod silently to the man who had got up and also intervened. Later, I think about whether I did the right thing. What if the man in the black hooded jacket gets on the next train and continues setting fire to it? Should I have made a report, should I have informed the police, Wiener Linien, someone at the station? The next morning I call Wiener Linien and report the incident and ask a few questions. The employee I speak to thinks my intervention was a good thing, that only a few people would do that, and says that I could have pressed the emergency button in the underground and spoken directly to the train driver.
Experience 02: Friday, 29 Dec. 2023, around 12.30 pm. I’m walking to SPAR on Gumpendorferstraße, standing in the fruit and vegetable section, when a woman turns to me, holding a paper bag with cellophane strips containing a bread roll. She looks at me, points to my mouth with her hand. I understand and take out my wallet, but it only contains one euro and some small change, about €1.80 in total. I give her the coins, she nods at me and takes two apples. At that moment, I think to myself: you can’t give it to me like that, you can’t leave it like that, it’s embarrassing for me. I indicate to her that she can take something and try to make her understand that she should put what she takes in my shopping basket, like bread. She hesitantly walks around the shop, I follow her – eventually she takes toast, children’s croissants, dry biscuits, margarine, rapeseed oil, baby wipes, onions, washing-up liquid, detergent, toilet paper, yoghurt, etc. I put one of the green shopping baskets in my basket. I add one of the green shopping bags at the checkout and pay. About €35 in total – not much at all. Makes me very thoughtful.
Even if it looks like it: I’m not writing this to publicise what I’m doing, if someone takes it that way, I don’t give a shit. On the one hand, I’m writing this to put it into a concise form for myself, because these are micro-events that occupy me beyond the actual occasion and because I keep asking myself whether observing and reflecting on what is in itself completely unspectacular can also be an impetus to think about the “world” and gain “knowledge” from direct experience. That’s what the so-called Eternal Archive, my life project, is all about.

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