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Meine Mexico-Reise: Eine Bildbetrachtung · My trip to Mexico: A pictorial view

Meine Mexico-Reise: Eine Bildbetrachtung · My trip to Mexico: A pictorial view

Meine Mexico-Reise: Eine Bildbetrachtung. Ciudad de México, Oaxaca | MX; Newberry | US · 1908–1986 (SW-Fotos: Lewis W. Hine via Wikimedia Commons; © PP · # 3244 · www.ewigesarchiv.at) Masterplan in Selbstermächtigung für heute: Kunst im öffentlichen Raum, Subdepartment „Mosaike“ und/oder „Sgraffiti“ (Sgraffiti – NICHT Graffiti, just sayin’) – dabei in der Ewiges-Archiv-eigenen Bildersuche auf einen Scan einer eher unscharfen Aufnahme der vollständig mit Bildern und Zeichen bedeckten Universitätsbibliothek von Mexico Stadt gestoßen, die ich im Jahr 1986 gemacht hatte. Na gut – dann halt nachschauen, ob ich damals andere, ähnliche Fotos aufgenommen hatte, gut, einige Pyramiden und Ähnliches. Im Department „Mexico“ tauchte dann ein Foto auf, das ich vermutlich noch nie genauer angeschaut hatte: Zwei Buben, schauen direkt zu mir, also „in meine Kamera“, der auf der linken Seite hält seinem Nachbar die „Eselsohren-Finger“. Beide halten eine Banane in Händen. Worauf sitzen sie? Ah – auf Kästen mit Schuhputzzeug. Beide also Schuhputzer, die vor einem Brunnen im Chapultepec-Park sitzen und auf „Kundschaft“ warten. Nicht, dass mein wohl im Vorbeigehen aufgenommenes Foto auch nur annähernd die Bedeutung und Qualität des Fotografen hätte, der tatsächlich durch seine Arbeit Wesentliches verändert bzw sicher beigetragen hatte zur Eindämmung der Kinderarbeit in den USA: Lewis Wickes Hine. Alle Fotos auf der rechten Seite stammen von ihm – untenstehend im Text die Notizen von ihm zu den Bildern. 

Lewis Wickes Hine (1874–1940) war Lehrer, Soziologe und sozialdokumentarischer Fotograf. Hine verstand die Fotografie als ein politisches Mittel, um Missstände aufzudecken, aber auch als ein kulturelles Medium, mit dem die Würde der Menschen bezeugt werden konnte. Seit 1904 dokumentierte er auf Anregung des Pädagogen Frank Addison Manny den Schulbetrieb an der Ethical Culture School (an der viele osteuropäische bzw. jüdische Immigranten unterrichtet wurden) und begann zu dieser Zeit auch, auf der New Yorker Einwandererstation Ellis Island zu fotografieren. Seit 1906 dokumentierte er für das National Child Labor Committee (NCLC), dem der Schulgründer Felix Adler vorstand, systematisch die Kinderarbeit in den USA. 1908 verließ er die Schule und arbeitete hauptberuflich für das NCLC.[6] Ziel des NCLC war es, die Öffentlichkeit auf die Kinderarbeit aufmerksam zu machen und die Regierung zur Schaffung eines nationalen Kinderschutz-Gesetzes zu bewegen. Vor allem wegen dieser investigativen Arbeit für das NCLC gilt Hine allgemein als herausragender Vertreter der sozialdokumentarischen Fotografie. . .  (wikipedia, link s.u.)

Zu den auf der linken Seite beigestellten Fotos „meiner Mexicoreise“ (Der Titel ist natürlich eine Referenz an Peter Kubelkas Film „Unsere Aufrikareise“):Links oben ein Detail der rechts daneben vollständig abgebildeten Aufnahme: Ein kleiner Indio-Junge schaut mich direkt an, die Hand mit dem Stein erhoben, er lächelt zwar, aber er beißt die Zähne auf die Unterlippe, während der Taxifahrer, der uns ein Stück Richtung Oaxaca im Süden von Mexico bringen soll, einem anderen Jungen die Hand auf die Schulter legt. Möglicherweise hat er die Kinder, die am Straßenrand Äpfel in kleinen Kübeln anbieten, noch weiter im Preis gedrückt. 34 Jahre nach diesem Foto, das ich erst kürzlich als Scan wieder gesehen habe, schäme ich mich für die Aufnahme, ich würde jetzt vermutlich nicht mehr auf den Auslöser drücken – gleichzeitig ist es ein Foto, das eine Vielzahl von Konflikten auf den Punkt bringt: die Unverschämtheit des Fotografen, der eine Situation in gewissem Maße ausnützt, der ein Bild herausreißen will, es ist aber auch die Momentaufnahme einer ganz spezifischen Lebenssituation, ein soziales Dokument und ein Zeichen des Widerstandes eine Kindes, das es hasst, von Touristen fotografiert zu werden. Auf dieser Strecke ist der Taxifahrer unterwegs stehengeblieben, ein am Straßenrand wartender Polizist hat sich dem Auto genähert, die beiden haben oberflächlich freundlich, fast heiter mitsammen kurz geplaudert, ein Geldschein wurde übergeben, dann die Weiterfahrt. Nachher dreht sich der Taxifahrer zu uns und erklärt, dass das so eine Art hier üblicher „Wegezoll“ sei. 

Unten links: Drei Jugendliche mit Teufelskappen, zwei mit gespreizten Fingern, die rechten beiden fröhlich lachend, einer eher ernst, alle drei jedenfalls mit direktem Blick in die Kamera, direkt zu mir. Ein Foto, das mich sofort an die Arbeit der US-amerikanischen Fotografin Diane Arbus denken ließ, die nicht nur mich, sondern Generationen von Fotograf*innen beeinflusst und geprägt hat („Ihre Fotos vom Central Park! Der Bub mit der Handgranate und dem grimassierenden Gesicht“ usw. usf.) Die drei begegneten mir im zentralen Chapultepec-Park. Unten rechts: ein Deatil einer Aufnahme: Ein kleines Mädchen schaut mich direkt an, ärmlich gekleidet, barfuß, drei Finger ihrer rechten Hand gespreizt, im linken Arm hält sie zwei leere Flaschen, hinter ihr ein ebenso ärmlich gekleideter Bub, abgewandt. Wie habe ich das fotografieren können? Habe ich dem Mädchen zumindest einige Münzen gegeben?

Zu den Fotos von Lewis Hine (Bildunterschrift AI-übersetzt)

"Eine kleine Spinnerin in den Mollohan Mills, Newberry, S.C. Sie pflegte ihre 'Seiten' wie ein Veteran, aber nachdem ich das Foto gemacht hatte, kam der Aufseher auf mich zu und sagte in einem entschuldigenden Ton, der pathetisch klang: 'Sie ist gerade erst gekommen. Einen Moment später wiederholte er die Information. Die Mühlen scheinen voll von jungen Leuten zu sein, die "zufällig da sind" oder "der Schwester helfen". 3.12.08, Zeugin Sara R. Hine. Ort: Newberry, South Carolina"

„Eine Jugendliche arbeitet in einer Baumwollspinnerei in Carolina, 1908“

„ Addie Card, 12 Jahre. Spinnerin in der Baumwollspinnerei North Pormal [d.h. Pownal]. Vt. Die Mädchen in der Spinnerei sagen, sie sei zehn Jahre alt. Sie gab mir gegenüber zu, dass sie zwölf sei; dass sie während der Schulferien angefangen habe und jetzt "bleiben" würde. E. F. Brown. Siehe Foto #1050. Ort: North Pownal, Vermont.“

Rose Biodo, 1216 Annan St., Philadelphia. 10 Jahre alt. Arbeitete 3 Sommer lang. Kümmert sich um das Baby und trägt Beeren, zwei volle Sammler-Kisten auf einmal. Whites Bog, Brown Mills, N.J. Dies ist die vierte Schulwoche und die Leute hier erwarten, noch zwei Wochen zu bleiben. Zeuge E. F. Brown. Ort: Browns Mills, New Jersey.

"Glashütte. Mitternacht. Ort: Indiana." Aus einer Fotoserie über Kinderarbeit in Glas- und Flaschenfabriken in den Vereinigten Staaten von Lewis W. Hine, für das National Child Labor Committee, New York.

My trip to Mexico: A pictorial view. Ciudad de México, Oaxaca | MX; Newberry | US – 1908-1986 (SW photos: Lewis W. Hine via Wikimedia Commons; © PP – # 3244 – www.ewigesarchiv.at) Masterplan in self-empowerment for today: art in public space, sub-department “mosaics” and/or “sgraffiti” (sgraffiti – NOT graffiti, just sayin’) – I came across a scan in the Eternal Archive’s own image search of a rather blurred photograph of the University Library of Mexico City, which I had taken in 1986 and which is completely covered with pictures and signs. All right – then just check whether I had taken other, similar photos back then, well, some pyramids and the like. In the “Mexico” department, a photo appeared that I had probably never looked at more closely: two boys, looking directly at me, i.e. “into my camera”, the one on the left holding the “dog-eared fingers” of his neighbour. Both are holding a banana. What are they sitting on? Ah – on boxes of shoe polish. So they are both shoeshine boys sitting in front of a fountain in Chapultepec Park waiting for “customers”. Not that my photo, which was probably taken in passing, even comes close to the significance and quality of the photographer who actually made a significant difference or certainly contributed to the curbing of child labour in the USA through his work: Lewis Wickes Hine. All the photos on the right were taken by him – below in the text are his notes on the pictures.
Lewis Wickes Hine (1874-1940) was a teacher, sociologist and social documentary photographer. Hine saw photography as a political tool to expose grievances, but also as a cultural medium that could be used to bear witness to the dignity of people. From 1904, at the suggestion of the educationalist Frank Addison Manny, he documented school life at the Ethical Culture School (where many Eastern European and Jewish immigrants were taught) and also began taking photographs at the New York immigration station Ellis Island at this time. From 1906, he systematically documented child labour in the USA for the National Child Labor Committee (NCLC), which was chaired by the school’s founder Felix Adler. In 1908, he left the school and worked full-time for the NCLC.[6] The NCLC’s aim was to raise public awareness of child labour and to persuade the government to create a national child protection law. It is primarily because of this investigative work for the NCLC that Hine is generally recognised as an outstanding representative of social documentary photography. . (wikipedia, link below)
Regarding the photos of “my trip to Mexico” on the left (the title is of course a reference to Peter Kubelka’s film “Unsere Aufrikareise”): At the top left, a detail of the photo shown in full on the right: a small Indio boy looks directly at me, his hand raised with the stone, smiling but biting his teeth on his lower lip, while the taxi driver who is supposed to take us a little way towards Oaxaca in southern Mexico puts his hand on the shoulder of another boy. He may have pushed the price of the children offering apples in small tubs by the roadside even further. 34 years after this photo, which I only recently saw again as a scan, I am ashamed of the shot, I probably wouldn’t press the shutter button again now – at the same time, it is a photo that summarises a multitude of conflicts: the insolence of the photographer, who to a certain extent takes advantage of a situation, who wants to tear out an image, but it is also a snapshot of a very specific life situation, a social document and a sign of resistance from a child who hates being photographed by tourists. The taxi driver has stopped on the way, a policeman waiting at the roadside has approached the car, the two have a superficially friendly, almost cheerful chat, a banknote is handed over, then the journey continues. Afterwards, the taxi driver turns to us and explains that this is a kind of “road toll” that is customary here.

Bottom left: Three young people wearing devil’s caps, two with their fingers spread apart, the two on the right laughing happily, one more serious, all three looking directly into the camera, straight at me. A photo that immediately made me think of the work of US photographer Diane Arbus, who has influenced and moulded not only me, but generations of photographers (“Her photos of Central Park! The boy with the hand grenade and the grimacing face” etc. etc.) I encountered the three of them in the central Chapultepec Park. Below right: a deatil of a shot: a little girl looks directly at me, poorly dressed, barefoot, three fingers of her right hand spread apart, holding two empty bottles in her left arm, behind her an equally poorly dressed boy, turned away. How was I able to photograph this? Did I at least give the girl some coins?

Captions to the photographs of Lewis Hine

“A little spinner in the Mollohan Mills, Newberry, S.C. She was tending her ‘sides’ like a veteran, but after I took the photo, the overseer came up and said in an apologetic tone that was pathetic, ‘She just happened in.’ Then a moment later he repeated the information. The mills appear to be full of youngsters that ‘just happened in,’ or ‘are helping sister.’ Dec. 3, 08. Witness Sara R. Hine. Location: Newberry, South Carolina”

Youngster working in Carolina cotton mill, 1908.jpg

 Addie Card, 12 years. Spinner in North Pormal [i.e., Pownal] Cotton Mill. Vt. Girls in mill say she is ten years. She admitted to me she was twelve; that she started during school vacation and now would “stay.” E. F. Brown. See Photo #1050. Location: North Pownal, Vermont.

Lewis Hine, 1920. Power house mechanic working on steam pump.

Records of the Work Progress Administration. (69-RH-4L-2)

Rose Biodo, 1216 Annan St., Philadelphia. 10 years old. Working 3 summers. Minds baby and carries berries, two pecks at a time. Whites Bog, Brown Mills, N.J. This is the fourth week of school and the people here expect to remain two weeks more. Witness E. F. Brown. Location: Browns Mills, New Jersey.

“Glassworks. Midnight. Location: Indiana.” From a series of photographs of child labor at glass and bottle factories in the United States by Lewis W. Hine, for the National Child Labor Committee, New York.

Lewis Hine’s 1920 Power house mechanic working on steam pump, one of his “work portraits”, shows a working class American in an industrial setting. The carefully posed subject, a young man with wrench in hand, is hunched over, surrounded by the machinery that defines his job. But while constrained by the machinery (almost a metal womb), the man is straining against it—muscles taut, with a determined look—in an iconic representation of masculinity.

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