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Mahnmal für die Opfer vom Spiegelgrund · Memorial to the victims of Spiegelgrund.

Mahnmal für die Opfer vom Spiegelgrund · Memorial to the victims of Spiegelgrund.

Mahnmal für die Opfer vom Spiegelgrund. Wien | AT · 2013–2023 (© PP · # 2759 · www.ewigesarchiv.at) „Dieses Mahnmal erinnert an jene Kinder und Jugendlichen, die in der Nationalsozialistischen Euthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“ in den Jahren 1940–1945 ermordet worden sind. Jede Lichtstele steht für ein ausgelöschtes Leben. Die strenge Anordnung widerspiegelt die Lage der Kinder, gefangen und jeglicher Freiheit beraubt.“ (Texttafel zum Mahnmal, das 2003 errichtet wurde) Am Spiegelgrund wurden 772 Kinder und Jugendliche ermordet. Siebenhundertzweiundsiebzig.

Gestern bin ich mit dem Autobus 48 A zur „Klinik Penzing“ gefahren, um jemanden zu besuchen, der nach einem Sturz in einem Pavillon zur Rehabilitation liegt, der Bus fuhr am letzten Teil der Strecke durch die „Spiegelgrundstraße“. Die „Klinik Penzing“ hieß bis vor kurzer Zeit „Otto-Wagner-Spital“ nach dem Architekten der Kirche am Areal bzw. „Baumgartner-Höhe“ (keine Ahnung in welcher Reihenfolge) – jedenfalls noch früher hieß die weitläufige Anlage: „Steinhof“. Ich erinnere mich an einen Spruch aus meiner Kindheit: „Steinhof, Steinhof mach’s Türl auf, der . . . (hier Namen einsetzen, zB.: Peter) kommt im Dauerlauf!“ Steinhof war eine „Psychiatrische Anstalt“, ein Gelände mit vielen Pavillons im 14. Wiener Bezirk, hoch gelegen. Es ist zu Fuß mühsam, zu den teils höher gelegenen Gebäuden zu gelangen. Über „Steinhof“ auch nur einigermaßen komplex zu schreiben, würde ein kleiner Text wie dieser zu einem Tableau nicht im Entferntesten genügen, würden mein Wissen, meine Kapazität in keiner Weise ausreichen. Jedenfalls am Abend, nach dem Besuch ging ich am Mahnmal für die ermordeten Kinder und Jugendlichen vorbei – ich sah sie erstmals in der Nacht und war bewegt und beeindruckt. Ich kannte die Gedenkstätte schon von früheren Besuchen. Leider ist nur die Hälfte der Lichtstelen derzeit beleuchtet. 

Es gibt einen weiteren Grund, warum mich dieses Mahnmal beschäftigt: Wenige Tage vor seinem selbstbestimmten Verlassen dieser Welt sagte mir Peter Katlein bei meinem letzten Besuch, dass er ein langes Interview mit Friedrich Zawrel auf Video aufgezeichnet und dass er dieses Material jemandem übergeben hätte. 

Friedrich Zawrel (* 17. November 1929 in Lyon als Friedrich Pumperla; † 20. Februar 2015 in Wien war ein österreichischer Überlebender des Kinder-Euthanasie-Programms während der Zeit des Nationalsozialismus.

Friedrich Zawrels Kindheit zählt zu den am besten dokumentierten Lebensläufen von Kindern in Österreich zwischen 1938 und 1945. Im Alter von elf Jahren hatte Zawrel bereits fünf Jahre in drei Erziehungsheimen und bei Pflegeeltern verbracht, ehe er im Jänner 1941 in die Krankenanstalt Am Spiegelgrund eingewiesen wurde. Dort wurden ungefähr 7.500 Patienten – darunter etwa 800 Kinder – ermordet. Unter Heinrich Gross und Ernst Illing war er dort Medikamentenversuchen und sadistischen Methoden ausgeliefert und wurde als Studienobjekt für Krankenschwesternschülerinnen benutzt.

Ohne Schulabschluss und Berufsausbildung wurde Zawrel mehrmals durch Eigentumsdelikte straffällig und daraufhin 1975 von Gross, der jetzt ein vielbeschäftigter Gerichtsgutachter war, begutachtet. Zawrel äußerte ihm gegenüber Vorwürfe über dessen NS-Vergangenheit. Gross fertigte für Zawrel ein negatives Gutachten an, in dem er sich auf Passagen aus Illings 1943 im Nationalsozialismus angefertigten Gutachten berief, und empfahl die dauerhafte Unterbringung in einer Anstalt für gefährliche Rückfallstäter. Zawrel konnte mit Unterstützung des Journalisten Wolfgang Höllrigl, des Arztes Werner Vogt und der „Arbeitsgemeinschaft Kritische Medizin“ jedoch Gross’ Verstrickungen bekanntmachen; er selbst wurde 1981, nach einem neuerlichen und diesmal unvoreingenommenen Gutachten, entlassen.

Als Zeitzeuge trug Zawrel später wesentlich zur Aufarbeitung der Verbrechen der NS-Medizin am Spiegelgrund bei und wurde dafür mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Stadt Wien und dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt.

Memorial to the victims of Spiegelgrund. Vienna | AT · 2013-2023 (© PP · # 2759 · www.ewigesarchiv.at) “This memorial commemorates those children and young people who were murdered in the National Socialist euthanasia facility “Am Spiegelgrund” in the years 1940-1945. Each light stele stands for an extinguished life. The strict arrangement reflects the situation of the children, imprisoned and deprived of any freedom.” (Text on the memorial erected in 2003) 772 children and young people were murdered at Spiegelgrund. Seven hundred and seventy-two.
Yesterday I took the 48 A bus to the “Klinik Penzing” to visit someone who was lying in a pavilion for rehabilitation after a fall. The bus went through “Spiegelgrundstrasse” on the last part of the route. Until recently, the “Klinik Penzing” was called “Otto-Wagner-Spital” after the architect of the church on the site or “Baumgartner-Höhe” (no idea in which order) – at least the extensive complex was called “Steinhof” even earlier. . I remember a saying from my childhood: “Steinhof, Steinhof open the door, the . . . (insert name here, e.g.: Peter) comes in a continuous run!” Steinhof was a “psychiatric institution”, an area with many pavilions in the 14th district of Vienna, situated high up. It is difficult on foot to get to the buildings, some of which are higher up. To write about “Steinhof” even in a reasonably complex way, a small text like this would not be remotely sufficient for a tableau, my knowledge, my capacity would not be sufficient in any way. At least in the evening, after the visit, I walked past the memorial for the murdered children and young people – I saw them for the first time at night and was moved and impressed. I knew the memorial from previous visits. Unfortunately, only half of the light columns are currently illuminated.
There is another reason why this memorial concerns me: A few days before his self-determined departure from this world, Peter Katlein told me during my last visit that he had recorded a long interview with Friedrich Zawrel on video and that he had given this material to someone.

Friedrich Zawrel (born November 17, 1929 in Lyon as Friedrich Pumperla; † February 20, 2015 in Vienna was an Austrian survivor of the child euthanasia program during the Nazi era.
Friedrich Zawrel’s childhood is one of the best-documented biographies of children in Austria between 1938 and 1945. At the age of eleven, Zawrel had already spent five years in three reform schools and with foster parents before he was committed to the Am Spiegelgrund hospital in January 1941. About 7,500 patients – including about 800 children – were murdered there. Under Heinrich Gross and Ernst Illing, he was at the mercy of drug experiments and sadistic methods and was used as a study object for nursing students.
With no schooling or professional training, Zawrel was a multiple property offender and was subsequently appraised in 1975 by Gross, who was now a busy court surveyor. Zawrel accused him of his Nazi past. Gross prepared a negative report for Zawrel, in which he referred to passages from Illing’s 1943 report prepared under National Socialism, and recommended permanent accommodation in an institution for dangerous repeat offenders. However, with the support of the journalist Wolfgang Höllrigl, the doctor Werner Vogt and the “Critical Medicine Working Group”, Zawrel was able to publicize Gross’ entanglements; he himself was released in 1981 after a new and this time unbiased report.
As a contemporary witness, Zawrel later made a significant contribution to the investigation of the crimes committed by Nazi medicine at Spiegelgrund and was honored with the Golden Medal of Merit from the City of Vienna and the Golden Medal for Services to the Republic of Austria.

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