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Laufboden Kamera · Bellows camera

Laufboden Kamera · Bellows camera

Unfolding the „Reicka“ meines Großvaters. Wien | AT · 2020 (© PP · Ewiges Archiv) Manche Gegenstände liegen Jahre, Jahrzehnte irgendwo unbeachtet herum – ihre ursprüngliche Funktion bleibt verborgen. Wenn Wohnungen, Hinterlassenschaften ausgeräumt werden („besenrein!“), landen manche Dinge, deren „Wert“ sich nicht entschlüsselt, im Restmüll, bestenfalls in einem Caritas Lager oä. Den kleinen, mit dünnem schwarzen Spaltleder bezogenen Quader habe ich selbst viele Jahre zwar aufbewahrt, aber erst vor ca. 10 Jahren in die Hand genommen und näher betrachtet. Es ist eine „Reicka“ Laufbodenkamera, produziert in Dresden, mit der mein Großvater Johann Promberger vor rund 100 Jahren etwa postkartengroße Glasnegative belichtet hat. Einige dieser erhalten gebliebenen Glasnegative haben eine Schärfe, Durchzeichnung und eine Fülle an „Valeurs“, an Grauwert-Abstufungen, die nicht nur ich erstaunlich finde. Im Zuge der Vorbereitungen und Dreharbeiten für die Videodokumentation über den Amateur-Photographen Promberger habe ich mich eingehender mit dieser Kamera beschäftigt. Ich denke, mein Opa hat diese Kamera in einem Inserat der von ihm gelesenen „Kosmos – Handweiser für Naturfreunde“ gesehen und bestellt. Versandhandel lange vor „Amazon“. In Ebensee im Salzkammergut, wo er als Schlosser in der Saline arbeitete, gab es zwar einen ansässigen Fotografen, aber sicher kein Fotogeschäft in dem er Kameras in die Hand nehmen und vergleichen konnte. Die mit lichtempfindlicher Emulsion beschichteten „Trockenplatten“ ließ er sich ebenfalls zusenden. Der kleine Holz-Quader lässt sich durch einen kleinen Druckknopf entriegeln, der Boden aufklappen und der Balgen mit dem Objektiv herausziehen. Der Mechanismus funktionierte ganz problemlos – bis ich die Idee hatte, die Kamera für die Videoaufnahmen gründlicher zu reinigen und die Schienen am Laufboden vorsichtig einzuölen – seither klemmt der Mechanismus. Gut gemeint ist bekanntlich nicht immer gut. Auf der Rückseite der Box ist ein aufklappbarer Schacht, der die Sicht auf eine Mattscheibe freigibt. Unter einem dunklen Tuch – um störenden Lichteinfall zu verhindern – konnte nun durch Verstellen einer Rändelschraube am Boden die Schärfe des am Kopf stehenden, seitenverkehrt dargestellten Motivs eingestellt werden. Die Kamera musste dazu natürlich auf einem Stativ stehen. Stimmten Schärfe und Bildausschnitt, wurde der Schacht mit Mattscheibe heraus- und an seine Stelle ein Glasnegativhalter eingeschoben werden. Vor der Aufnahme wurde ein Blech, das die Glasplatte vor Licht geschützt hatte, herausgezogen und der Auslöser betätigt. Die belichteten Platten entwickelte Promberger und fertigte Kontaktkopien in einem Kopierrahmen an, in identer Größe wie das Glasnegativ. Vergrößerungen konnte er nicht herstellen.

Unfolding my grandfather’s “Reicka”. Vienna | AT · 2020 (© PP · Eternal Archives) Some objects have been lying around unnoticed for years, decades – their original function remains hidden. When apartments and legacies are cleared out (“swept clean!”), Some things whose “value” cannot be deciphered end up in the residual waste, at best in a Caritas warehouse or the like. I kept the small cuboid, covered with thin black split leather, for many years, but only picked it up about 10 years ago and looked at it more closely. It is a “Reicka” floor-mounted camera, produced in Dresden, with which my grandfather Johann Promberger exposed about 100 years ago glass negatives about the size of a postcard. Some of these preserved glass negatives have a sharpness, definition and an abundance of “values”, of shades of gray, which not only I find astonishing. In the course of the preparations and shooting for the video documentation about the amateur photographer Promberger, I took a closer look at this camera. I think my grandfather saw and ordered this camera in an advertisement for the “Kosmos – Handweiser für Naturfreunde” that he had read. Mail order long before “Amazon”. In Ebensee in the Salzkammergut, where he worked as a locksmith in the saline, there was a resident photographer, but certainly no photo shop where he could pick up cameras and compare them. He also had the “drying plates” coated with light-sensitive emulsion sent to him. The small wooden cuboid can be unlocked with a small push button, the bottom unfolded and the bellows with the lens pulled out. The mechanism worked without any problems – until I had the idea to clean the camera more thoroughly for the video recordings and carefully oil the rails on the floor – the mechanism has been stuck ever since. Well-intentioned is not always good. On the back of the box there is a hinged shaft that allows a view of a screen. Under a dark cloth – to prevent the incidence of light – the focus of the reversed motif on the head could now be adjusted by adjusting a knurled screw on the floor. The camera naturally had to be on a tripod. If the focus and image section were right, the shaft with the ground glass was removed and a glass negative holder inserted in its place. Before the picture was taken, a sheet of metal that had protected the glass plate from light was pulled out and the shutter button was pressed. Promberger developed the exposed plates and made contact copies in a copy frame, the same size as the glass negative. He could not make enlargements.

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