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Kronen Zeitung · newspaper 02

17/02/202002/17/2020

„Jedem Österreicher seine Patronen-Zeitung“ (Heli Deinboek) Nachruf auf meinen „liebsten Feind“. Langwies, Wien | AT · 2000–2018 (© PP · Ewiges Archiv) Ich war Jahrzehnte lang besessen von der Kronen Zeitung, wie von einem magischen, unlösbaren Bann gebunden: Hängeordner voller Zeitungs-Ausschnitte, Schlagzeilen, Kommentare, Fotos. Bei manchen Titelseiten habe ich Freunden gesagt: „Diese Ausgabe musst Du kaufen und lichtgeschützt aufbewahren, die ist in 10 Jahren 100.000 Schilling/Euro wert!“ Ich habe Bilder gemalt mit Ausschnitten von Krone-Artikeln, Teile in meinen Videos verwendet, Ausschnitte in meinem Buch „Das Ewige Archiv · Virtual Triviality“ (1994, Ritter Verlag) publiziert. Besonders stolz bin ich in meiner Sammlung auf eine etwas vergilbte Titelseite mit einer ganzseitigen Entgegnung, die die „Krone“ im Fall des Mörders Jack Unterweger veröffentlichen musste – und die für den Film „Jack“ von Elisabeth Scharang „nachgebaut“ wurde. Bei der infamen Kampagne im Jahr 2000 von Krone und FPÖ gegen den Künstler Cornelius Kolig: Cover-Schlagzeile „Kulturskandal in Kärnten stoppen!“ habe ich mich mit Herwig Turk und anderen Künstler*innen stark engagiert. „Jedem Österreicher seine Patronen-Zeitung“ hat Heli Deinboek, mit dem ich 1975/76 in einer Wohngemeinschaft zusammengelebt habe, in einem seiner Lieder gesungen (heute müsste es natürlich heißen: „Jedem/jeder Österreicher/Österreicherin seine/ihre Patronen-Zeitung“ eh klar, aber das würde sich vielleicht nicht so locker singen lassen).

Trotzdem, es hilft alles nichts. Seit mittlerweile einigen Jahren hat sich der „Zauber“, den die Krone auf mich ausgeübt hat, gelöst, der Bann verflüchtigt. Das Unvorstellbare ist eingetreten: Die Krone interessiert mich nicht mehr. Einfach gar nicht mehr. Die Derivate wie „Täglich Alles“ und die unselige „Österreich-Zeitung“ von Fellner haben mich seit jeher kalt gelassen – „Mein liebster Feind“ (Großartiger Film von Werner Herzog über seine Erlebnisse mit Klaus Kinski) war immer die „Krone“.

Zurück bleibt nicht einmal eine große Leere: Wo Nichts war, bleibt Nichts zurück.

“For Every Austrian a cartridge newspaper” (Heli Deinboek) Obituary for my “favorite enemy”. Langwies, Vienna | AT · 2000–2018 (© PP · Ewiges Archiv) I was obsessed with the Kronen Zeitung for decades, as if bound by a magical, unsolvable spell: hanging files full of newspaper clippings, headlines, comments, photos. On some front pages I said to friends: “You have to buy this edition and keep it protected from light, it will be worth 100,000 schillings / euros in 10 years!” Book “Das Ewige Archiv · Virtual Triviality” (1994, Ritter Verlag) published. In my collection I am particularly proud of a somewhat yellowed front page with a full-page reply that the “Krone” had to publish in the case of the murderer Jack Unterweger – and which was “reproduced” by Elisabeth Scharang for the film “Jack”. In the infamous campaign in 2000 by Krone and FPÖ against the artist Cornelius Kolig: Cover headline “Stop the cultural scandal in Carinthia!” I got very involved with Herwig Turk and other artists. Heli Deinboek, with whom I lived in a flat share in 1975/76, sang “Every Austrian has his cartridge newspaper” in one of his songs (today it should of course read: “Every Austrian has his cartridge newspaper” anyway, but that might not be easy to sing).
Still, nothing helps. For some years now, the “magic” that the crown has exercised on me has been released, the spell has evaporated. The unimaginable has occurred: I am no longer interested in the crown. Simply not anymore. The derivatives like “Daily Everything” and the unfortunate “Österreich-Zeitung” from Fellner have always left me cold – “My dearest enemy” (great film by Werner Herzog about his experiences with Klaus Kinski) has always been the “crown”.
Not even a great emptiness remains: where there was nothing, nothing remains.

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