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Johanna Rachinger: Bibliotheken und die subversive Kraft der Erinnerung

Johanna Rachinger: Libraries and the Subversive Power of Remembrance

Gedächtnisinstitutionen – wie Bibliotheken, Museen oder Archive – stehen in einem permanenten Kampf gegen das Vergessen. Er gleicht einer Sisyphos-Arbeit, da er niemals endgültig zu gewinnen ist, sondern die Aufgabe der Sicherung unseres Wissens nur immer an die nächste Generation weitergegeben werden kann. Warum, so könnte man fragen, lassen wir uns auf diesen scheinbar aussichtslosen Kampf überhaupt ein und akzeptieren nicht einfach die Vergänglichkeit alles Irdischen? „Glücklich ist, wer vergisst ...“, heißt es in einer Wiener Operette.

Verlieren wir unsere Geschichte, so verlieren wir auch das Verständnis für die Gegenwart – und damit auch unsere Zukunft. Wer sein Gedächtnis verliert, ist geistig tot. Darum haben alle Kulturen und Gesellschaften versucht, vergangenes Wissen und Wissen über Vergangenes zu bewahren und an die nächste Generation weiterzugeben. In der Geschichte erkennen wir unsere Wurzeln und damit unsere eigene geistige und kulturelle Identität. 

Der französische Philosoph Maurice Halbwachs hat darauf hingewiesen, dass unser individuelles Erinnerungsvermögen notwendig eingebettet ist in einen sozialen Erinnerungsrahmen, den er mit dem Begriff des „kollektiven Gedächtnisses“ zu umschreiben versuchte.1) Moderne GedächtnisforscherInnen wie Aleida Assmann haben mit dem Begriff des „kulturellen Gedächtnisses“ eine über die zeitlichen Grenzen des kommunikativen (sozialen) Gedächtnisses hinausgehende Dimension beschrieben, die wesentlich auf materiellen Dokumenten beruht. Dieses kulturelle Gedächtnis bleibt auf Dauer nur bestehen, wenn es Institutionen gibt, die es bewahren. Dies verweist direkt auf die grundlegende gesellschaftliche Aufgabe von Gedächtnisinstitutionen wie Nationalbibliotheken und -archiven, nämlich das in Dokumenten niedergelegte, über viele Generationen gesammelte Wissen für die Zukunft zu bewahren. 

Heute ist die Menge des im „Speichergedächtnis“ von Bibliotheken und Archiven angesammelten Wissens längst unüberschaubar geworden. Nur Ausschnitte davon können nach jeweils selektiven Interessen ins aktuelle Blickfeld einer Gesellschaft – in das „Funktionsgedächtnis“, wie Aleida Assmann es nennt – emporgehoben werden. Sie spricht deshalb von einem charakteristischen Spannungsverhältnis zwischen „Erinnertem und Vergessenem, Bewuss-tem und Unbewusstem, Manifestem und Latentem“2), das es uns erlaubt, Geschichte immer wieder neu zu bewerten und neu zu interpretieren.

Außer Zweifel steht, dass unsere gesamte Kultur auf einer zumindest in großen Zügen funktionierenden Wissenstradierung beruht. Wissenschaftliche Forschung, ein Fortschritt im menschlichen Wissen überhaupt, ist nur möglich, weil wir auf den Erkenntnissen – und Irrtümern – unserer Vorgänger aufbauen können und nicht jede Generation in ihrem Wissenserwerb bei Null zu beginnen braucht. Jedes einzelne Dokument aus dem Wissensspeicher der Menschheit, das unwiederbringlich verloren geht, hinterlässt eine Lücke in unserem kulturellen Gedächtnis. Der Brand der legendären Bibliothek von Alexandria hinterließ einen gigantischen Krater des Vergessens. Das „Memory of the World“-Programm der UNESCO steht für diesen wichtigen Aspekt der Wissensbewahrung. Es versammelt Dokumente aus aller Welt, die symbolisch das gemeinsame kulturelle Gedächtnis der Menschheit repräsentieren. Mit bereits 13 Einträgen – sieben davon von der Österreichischen Nationalbibliothek – ist Österreich eines der am prominentesten vertretenen Länder im „Memory of the World“-Programm.3)

Daraus ergeben sich für die mit der Wissensbewahrung befassten Institutionen zweierlei grundlegende Aufgaben. Einerseits gilt es, die in Dokumenten niedergelegten Inhalte unseres Wissens zu bewahren, andererseits aber auch, das Wissen um ihre Interpretation lebendig zu erhalten.

Über Jahrhunderte und bis heute wurden und werden die originalen Trägermedien – Papyri, Handschriften, Drucke etc. – selbst sorgsam und dauerhaft aufbewahrt. Heute kommt die Möglichkeit dazu, rechtzeitig digitale Substitute der Originaldokumente herzustellen. Dieser neue Weg eröffnet uns enorme Chancen: Zum einen können auf diese Weise auch die Inhalte von jenen Dokumenten gerettet werden, deren physischer Zerfall nicht dauerhaft zu verhindern ist. Zum anderen ermöglichen digitale Wissensspeicher einen direkten und einfachen Online-Zugriff auf die Informationen, wobei gleichzeitig die Originaldokumente geschont werden. Mit dem Übergang ins Zeitalter digitaler Medien treten aber auch neue Themen in den Mittelpunkt. Dabei geht es weniger um die Sicherung der elektronischen Datenträger selbst, sondern primär darum, die auf digitalen Medien gespeicherten Informationen lesbar zu erhalten. Der dynamische Wechsel der Hard- und Softwarestandards erfordert komplexe und kontinuierliche Anstrengungen sowie Institutionen, die diese Aufgabe leisten können. Unter dem Titel „Langzeitarchivierung“ hat sich an Bibliotheken und Archiven längst eine eigene Disziplin etabliert.4)

Neben diesem technischen Aspekt der Archivierung von Information stellt sich aber eine ebenso wichtige komplementäre Aufgabe: Es nützt wenig, Jahrtausende alte ägyptische Papyri zu bewahren, wenn niemand sie zu entziffern vermag. Wenn es uns nicht mehr gelingt, die Zeichen aus der Vergangenheit zu entschlüsseln, bleiben es stumme, unverständliche Symbole. Eine historische Urkunde, die niemand mehr interpretieren kann, ein Bild, von dem niemand mehr weiß, wen oder was es darstellt, verliert seinen eigentlichen Sinngehalt. Genauso wichtig wie die Bewahrung der Information selbst ist also die Kompetenz, sie zu interpretieren. Beide Komponenten haben aber eine entgegengesetzte zeitliche Dynamik, denn der „Zahn der Zeit“ nagt unerbittlich: Ist ein Dokument einmal zerstört, ist es unwiederbringlich verloren. Bei der Entschlüsselung und Interpretation historischer Dokumente hingegen können wir auch auf künftige Forschergenerationen hoffen, solange die Quellen selbst noch verfügbar sind. Die Hieroglyphen konnten beispielsweise erst nach vielen Jahrhunderten der Vergessenheit wieder entschlüsselt werden. Genauso wie historische Dokumente von spezifisch darauf ausgerichteten Gedächtnisinstitutionen bewahrt werden müssen, weil sie „von selbst“ nicht erhalten bleiben würden, so bedarf die Kompetenz zur Interpretation dieser historischen Quellen einer systematischen Pflege in einem wissenschaftlichen Umfeld.

Wissensbewahrung steht in einem charakteristischen Naheverhältnis zu politischen Machtstrukturen. Aleida Assmann spricht von einer „charakteristischen Allianz von Herrschaft und Gedächtnis.Legitimation ist das vordringliche Anliegen des offiziellen oder politischen Gedächtnisses.“5) Herrschaft wurde gewöhnlich mittels ausgeklügelter Vergangenheitskonstruktionen legitimiert – und damit auch der Anspruch auf ihre unbegrenzte Fortsetzung. Der Versuch, auch die Vergangenheit vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen und damit Geschichte als ihre eigene Legitimations- und Ruhmesgeschichte umzuschreiben, ist ein Kennzeichen totalitärer Macht. George Orwell hat diesen Vorgang, der sich in vielen Diktaturen der Welt bis heute abspielt, literarisch überzeichnet in seinem berühmten Roman 1984 dargestellt. 

Politische Machthaber sind kaum je an einer objektiven, wertfreien Bewahrung von vergangenem Wissen und Wissen über Vergangenes interessiert. Darin kommt eine fast paranoide Angst vor der subversiven Kraft von Archiven und Bibliotheken zum Ausdruck. Denn in den riesigen Gedächtnisspeichern wird sich immer auch politisch Unliebsames, ideologisch Verpöntes, offiziell tot Geschwiegenes finden, das die eigene Machtposition und Legitimation in Frage stellt. Genauso wie das kulturelle Gedächtnis also zur Legitimation bestehender Machtverhältnisse verwendet werden kann, kann es auch zu deren Infragestellung und Umsturz genutzt werden. In diesem Sinn fungieren Bibliotheken und Archive niemals bloß als Institutionen der Machtlegitimation, sondern immer auch als ihr Gegenteil: als potentielle Orte des Widerstandes, der Kritik und der Subversion. Vorausgesetzt allerdings, dass ihre Aufgabe des Sammelns und Bewahrens nicht von vorneherein einer ideologischen Kontrolle unterworfen ist. Es ist klar, dass ideologisch „gleichgeschaltete“ Archive und Bibliotheken sich in letzter Konsequenz selbst zerstören, weil sie die ihnen eigene Aufgabe als kulturelles Gedächtnis nicht mehr erfüllen können. 

Der Schweizer Literaturwissenschaftler Peter von Matt formulierte pointiert: „Die Vergangenheit und die Zukunft stehen miteinander in einem geheimnisvollen Stoffwechsel. Als dessen Zentralorgan fungieren die grossen Bibliotheken, die alles Vergangene ohne Rücksicht auf Aktualität für die Zukunft bewahren. […] Der Wille zur Totalität steckt nämlich als geheimer Wahn, als eine Art angeborene Besessenheit im Wesen der Bibliothek. […] Die Bibliothek muss das aufbewahren, worin sich eines Tages eine neue Zeit erkennt, muss es aufbewahren, ohne wissen zu können, was das ist und wo in ihren Lagern und Gestellen die schlafenden Hunde liegen.“6)

Nur in diesem Anspruch auf Objektivität und Totalität können Gedächtnisinstitutionen ihrer Funktion als Hüter des kulturellen Gedächtnisses gerecht werden. Sie müssen versuchen, möglichst „alles“ zu sammeln –  im Rahmen ihrer technischen und ökonomischen Möglichkeiten. Denn wir können heute noch nicht wissen, was zukünftige Generationen interessieren wird. In diesem Sinne muss das Wissensarchiv immer versuchen, zweckfrei und politisch unabhängig zu agieren, denn nur dann bleibt es eine unerschöpfliche Quelle überraschender Entdeckungen und geistiger Inspiration.

Fußnoten:

1) Maurice Halbwachs, Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, Berlin 1966 [Orig.: Les cadres sociaux de la mémoire. Paris 1925]

2) Aleida Assmann, Von individuellen zu kollektiven Konstruktionen von Vergangenheit. Vortrag an der Universität Wien am 6.6.2005. 

3) Zuletzt wurde im Juni 2013 die „Goldene Bulle“ als deutsch-österreichische Gemeinschaftsnominierung in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen.

Vgl.: http://www.unesco.org/new/en/communication-and-information/flagship-project-activities/memory-of-the-world/register/access-by-region-and-country/europe-and-north-america/austria  

4) Vgl. dazu z.B. die von der UNESCO organisierte Konferenz The Memory of the World in the Digital Age. Digitization and Preservation. An international conference on permanent access to digital documentary heritage. September 2012, Vancouver, British Columbia, Canada. Conference Proceedings sind online zugänglich unter: http://www.ciscra.org/docs/UNESCO_MOW2012_Proceedings_FINAL_ENG_Compressed.pdf

5) Aleida Assmann, Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 1999; S. 138

6) Peter von Matt, Die Vergangenheitsmaschinen. Die paradoxe Aufgabe der Bibliotheken im Kontext von Kultur und Wissenschaft. Neue Zürcher Zeitung vom 18. 4. 2005 

 

 

Dr. Johanna Rachinger, seit Juni 2001 Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien. Von 1995 bis 2001 war sie Geschäftsführerin des Verlags Ueberreuter. Dr. Rachinger wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen, darunter WU-Managerin des Jahres 2012, Österreicherin des Jahres 2010 in der Kategorie „Kulturmanagement“ und der Wiener Frauenpreis 2003.

Von 2004 bis 2009 war sie stellvertretende Vorsitzende des Österreichischen Wissenschaftsrates. Sie ist Mitglied des Senats der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Aufsichtsrätin der DIE ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung.

Memory institutions – such as libraries, museums or archives – are engaged in a constant struggle against oblivion.  The struggle resembles a Sisyphean task, because it can never be won conclusively; the job of safeguarding our knowledge can only be passed on from one generation to another.  So one might ask why we even bother undertaking such a seemingly hopeless struggle rather than simply accepting the transitory nature of all earthly things.  “Happy is he who forgets…” says the song in a familiar Viennese operetta. 

If we lose our history, we also lose our ability to understand the present – and our future.  To lose one’s memory is to die an intellectual death.  For this reason, all cultures and societies have sought to preserve past knowledge and knowledge of the past and to transmit it to posterity.  In history we recognize our roots and, consequently, our own intellectual and cultural identity.

The French philosopher Maurice Halbwachs advanced the thesis that our individual ability to remember is necessarily embedded in a social remembrance-framework, which he proposed to refer to as “collective memory”.1)  With the notion “cultural memory”, modern memory researchers such as Aleida Assmann have described a dimension that extends beyond the temporal boundaries of communicative (social) memory, one that depends to a great extent on material documents.  The longevity of this cultural memory depends on the existence of institutions that are able to preserve it.  This points directly to the fundamental, societal task of memory institutions such as national libraries and archives, namely, the preservation, for the future, of knowledge gathered over many generations and recorded in documents. 

Today, the amount of knowledge collected in the “storage memory” of libraries and archives has increased beyond quantification.  Only portions of this knowledge can be brought into social focus at a time – or called up into what Aleida Assmann refers to as “functional memory” – according to the selective interests of the day. For this reason, she speaks of a characteristic stress ratio between “the remembered and the forgotten, the conscious and the unconscious, the manifest and the latent”2), which allows us continually to reevaluate and reinterpret history.

There is no doubt that our entire culture relies on a transmission of knowledge that functions in at least general terms.  Scientific research, any advance at all in human knowledge, is only possible because we are able to build on knowledge gained by those who came before us – and on their errors – rather than having to start from scratch, generation after generation, in our acquisition of knowledge.  Every single document of humanity’s store of knowledge that is irretrievably lost leaves a void in our cultural memory.  The burning of the legendary library at Alexandria created a gigantic crater of oblivion.  UNESCO’s “Memory of the World” program addresses this vital aspect of the preservation of knowledge.  The program aims at gathering documents from all over the world, documents that symbolically represent the common cultural memory of mankind.  Austria, which has already made 13 contributions – seven of which from the Austrian National Library –, is one of the most prominently represented countries in the Memory of the World program.3 

It follows from this that institutions concerned with the preservation of knowledge are faced, fundamentally, with a twofold task:  on the one hand, they must safeguard knowledge content recorded in documents, and at the same time they must perpetuate the knowledge necessary for its interpretation.

  

For centuries, original materials themselves – papyri, manuscripts, prints, etc. – have been and continue to be preserved with care and concern for their long-term conservation.  In addition to this, we now possess the means to create digital surrogates for original documents in time to ensure their survival.  This opens up new prospects:  on the one hand, we can thus salvage what is recorded in documents whose physical disintegration cannot permanently be prevented; and, on the other, the digital storage of knowledge offers us direct and simple online access to information, while at the same time enabling us to spare the original documents.  However, the transition to the age of digital media raises new issues of central importance.  Crucial here is not so much the matter of safeguarding the electronic storage media themselves, but rather that of ensuring durable access to the digitally stored information.  The dynamic changes in hardware and software standards demand complex, continuous efforts to adapt, as well as institutions that are up to the task.  “Digital preservation” has long since become a discipline in its own right in libraries and archives.4)

Inseparable from this technical aspect of archiving information is an equally important and complementary task:  it does little good to preserve ancient Egyptian papyri if no one is able to decipher them.  If we can no longer manage to decrypt the signs from the past, they remain mute, unintelligible symbols.  A historical document that no one can interpret anymore, a picture of someone or something that no one can recognize anymore, loses virtually all significance.  Just as important as the storage of information itself, then, is the nurturing of competence necessary for its interpretation.  However, both of these components find themselves in a dynamic relation with time – for unrelenting are the “ravages of time”.  Once a document has been destroyed, it is lost forever.  On the other hand, in order to decipher and interpret historical documents, we can also look to future generations of researchers for help, so long as the sources themselves are still available.  To cite a notable example:  it was not until hundreds of years after falling into oblivion that hieroglyphic script could finally be deciphered.  Historical documents, being unable to survive “on their own”, must be preserved by memory institutions specifically conceived for the purpose; but as a corollary, the competence needed to interpret these historical sources requires systematic cultivation in a scientific environment.

Preservation of knowledge stands in a characteristic, close relationship to power structures.  Aleida Assmann speaks of a “characteristic alliance between political rule and memory. Legitimation is the top priority of official or political memory.”5) Political rule – and by the same token its claim to perpetuity – has usually been legitimated by means of elaborate constructs of the past.  The attempt to bring the past, among other things, completely under its control – and in the process rewriting history as a history of its own legitimacy and glory – is a characteristic trait of totalitarian power.  George Orwell illustrated this process, amplifying it literarily, in his famous novel 1984.

Hardly ever are those who possess political power interested in preserving past knowledge and knowledge about the past in an objective, unbiased way.  In this we see an expression of an almost paranoid fear of the subversive power of archives and libraries.  For among the things that can be found in these enormous stores of memory, there will always be those that are politically undesirable, ideologically frowned upon, officially hushed up, things that put positions of power and legitimacy in question.  Thus, cultural memory can be used to legitimate the existing balance of power just as well as it can serve to put it in question and upset it.  In this sense, libraries and archives can never be seen solely as institutions whose function is to legitimate power, but also as precisely the contrary:  as potential places of resistance, of criticism and of subversion.  On the condition, however, that their mission to collect and preserve is not prejudiced from the start by any form of ideological control.  It is clear that libraries and archives that are ideologically “brought into line” ultimately destroy themselves, because they can no longer perform their essential function as cultural memory.

As the Swiss literary scholar Peter von Matt pointedly put it:  “The past and the future stand in a mysterious metabolic relationship with each other.  In this metabolism, the great libraries serve as the central organ, in the sense that they preserve everything from the past regardless of possible significance for the future.  […]  Striving for completeness is indeed a secret compulsion, a kind of inherent obsession that belongs to the very essence of libraries.  […]  Libraries must preserve that in which a new era will someday be able to recognize itself, they must preserve this without knowing just what it is, without knowing where in their stacks and storage cabinets the sleeping dogs may lie.”6)

It is only by staying true to their claim to objectivity and completeness that memory institutions can fulfill their function as guardians of cultural memory.  They must do their best to collect “everything” – within the limits of their technical and economic means.  For we cannot know today what will be of interest to future generations.  In this sense, archives of knowledge must always endeavor to carry out their work without bias or political interference, for only then can they continue to be an inexhaustible source of surprising discovery and intellectual inspiration.

 

References:

1) Maurice Halbwachs:  Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, Berlin 1966 [Orig.: Les cadres sociaux de la mémoire.  Paris 1925]

2) Aleida Assmann:  Von individuellen zu kollektiven Konstruktionen von Vergangenheit.  Lecture given at the University of Vienna on 6.6.2005.  

3) Most recently, in June 2013, the “Golden Bull” of 1356, submitted jointly by Germany and Austria, was included in the Memory of the World Register.  Cf.:  http://www.unesco.org/new/en/communication-and-information/flagship-project-activities/memory-of-the-world/register/access-by-region-and-country/europe-and-north-america/austria 

4) In this respect, see, for example, the conference organized by UNESCO, The Memory of the World in the Digital Age.  Digitization and Preservation.  An international conference on permanent access to digital documentary heritage.  September 2012.  Vancouver, British Columbia, Canada.  Conference Proceedings are available online at:  http://www.ciscra.org/docs/UNESCO  MOW2012  Proceedings  FINAL  ENG  Compressed.pdf

5) Aleida Assmann:  Erinnerungsräume.  Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses.  Munich, 1999; p. 138

6) Peter von Matt:  Die Vergangenheitsmaschinen.  Die paradoxe Aufgabe der Bibliotheken im Kontext von Kultur und Wissenschaft.  Neue Zürcher Zeitung, 4.18.2005.

 

Dr. Johanna Rachinger, Director-General of the Austrian National Library since 2001, studied dramatics and German philology at the University of Vienna.  From 1995 to 2001 she was Managing Director and General Manager of the Ueberreuter Publishing House.  Dr. Rachinger has been the recipient of numerous awards, including the Vienna Woman Award in 2003, Austrian of the Year in 2010 in the category “Culture Management”, and the University of Economics’ Manager of the Year in 2012.  From 2004 to 2009 she was Deputy Chairwoman of the Austrian Science Board and is a Senate Member of the Austrian Academy of Sciences.  Dr. Rachinger is a Supervisory Board Member of the ERSTE Foundation.