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Helmut Heiland, Musiker, Totalverweigerer, Webmaster · Musician, total denier, webmaster

Helmut Heiland, Musiker, Totalverweigerer, Webmaster · Musician, total denier, webmaster

Helmut Heiland, Musiker, Totalverweigerer, Webentwickler und Webmaster des Ewigen Archivs. Wien | AT · 1980–2023 (SW-Foto © Helmut Heiland; © PP · # 3020 · www.ewigesarchiv.at) Mit der legendären Punk-Band EXTREM und dem Sänger und Gitarristen Helmut Heiland verbindet mich folgendes: ihn selber lernte ich erst vor einigen Jahren im Videostudio On Screen kennen – aber sein Name war mir schon seit Jahrzehnten ein Begriff. Ich war nie Punk, aber ich verweigerte 1972 den Wehrdienst, zu einer Zeit, als es noch keine Wahlmöglichkeit zwischen Wehr- und Zivildienst gab. Damals musste man schriftlich unter Angabe von Gründen den Wehrdienst verweigern, dann vor einer kleinen Kommission – Richter und/oder Priester, abhängig von den angeführten Gründen – antreten. Helmut Heiland allerdings war in den 1980-ern Totalverweigerer – mit entsprechenden Konsequenzen – und „in der Szene“ jedenfalls mir ein Begriff. Seine Geschichte steht in dem vor einigen Monaten erschienenen Buch von Claus Oistric, Als der Vorhang fiel. (s.u.) Ich freue mich sehr, dass er in Zusammenarbeit mit Michael Trinh die Website und Datenbank des Ewigen Archivs www.ewigesarchiv.at entwickelt hat und der Admin der Website ist. 

Ich fragte ihn natürlich, ob ich dieses Tableau veröffentlichen darf. Seine Antwort: „Die Message Control sagt ja!“

Zur Totalverweigerung und Verhaftung von Helmut Heiland im Buch von Claus Oistric „Als der Vorhang fiel“: 

„Unter Ronald Reagans Präsidentschaft in den USA hatte sich der Kalte Krieg noch einmal hochgeschaukelt, indem 1983 die Stationierung von Pershing-II-Raketen und Cruise-Missiles in Westdeutschland beschlossen wurde. Im Angesicht der massiven Aufrüstung zwischen West und Ost war die Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges stets gegeben und wurde als äußerst hoch eingeschätzt. EXTREM waren eine jener Bands, die sich in ihren Texten früh mit Antimilitarismus auseinandersetzten. Die Songs Desertieren (1982) und Soldat (1983) beschäftigen sich explizit mit Militarismus, in vielen weiteren Songs wird vor allem ein Gefühl von Widerstand gegen ein System aus Zwang und Unterdrückung postuliert. EXTREM-Sänger Helmut »Heiland« Hejtmanek ließ seinen Worten Taten folgen und lehnte den Dienst beim Österreichischen Bundesheer ab. Um stattdessen Zivildienst zu leisten, musste man sich damals noch einer Kommission und der sogenannten »Gewissensprüfung« stellen. Da auch diese – sowie der gesamte Zivildienst – in einem militärischen Kontext stattfand, brach Helmut Heiland die Befragung ab und entschloss sich dazu, auch den Zivildienst zu verweigern. 1986 verlangte Helmut Heiland schließlich seine Einberufung, als Briefpapier diente ihm dafür handelsübliches Klopapier. Am 1. Oktober 1986 rückte er in die Kaserne in Zwölfaxing ein und tat das, was er bereits 1982 besungen hatte. Er desertierte und verweigerte den erstmöglichen Befehl. Was dann folgte, waren vier Wochen in Einzelhaft am Landesgericht, wo er in Hungerstreik trat und diesen aufgrund massiver Drohungen – nach Überstellung ins Heeresspital – schlussendlich wieder einstellte.

Helmut Heilands Totalverweigerung zog innerhalb der Punk- und Hardcoreszene weite Kreise. Die »scene reports« im kalifornischen MAXIMUM ROCKNROLL waren eine äußerst beliebte Rubrik und gaben in Prä-Internet-Zeiten Auskunft über Punkvorkommen in den hintersten Winkeln der Erde. Harry Rau, der immer wieder »Austrian scene reports« verfasste, widmete sich darin sowohl der Verhaftung Heilands29 als auch den anschließenden Benefizaktionen, wie etwa einem Konzert von SUBVERSIVE SIMMERINGER gemeinsam mit den – zwangsläufig im Line-up veränderten – EXTREM. Tatsächlich wurde Helmut Heiland kurz darauf ohne Angabe von Gründen vorerst aus dem Präsenzdienst entlassen. 1989 und 1990 folgten schließlich weitere Einberufungsbefehle, die er ignorierte, was im Sommer 1990 eine erneute Anklage nach sich zog. Als er dem Prozess krankheitsbedingt fernblieb, wurde er zur Fahndung ausgeschrieben und lebte fortan als »halbes U-Boot« in Wien.

Seine musikalischen Projekte, die er nach seinem Ausstieg bei EXTREM gründete, versuchte er ungeachtet dessen weiter voranzutreiben und schreckte auch vor öffentlichen Auftritten nicht zurück. Gemeinsam mit Christof Kurzmann, der ebenfalls im antimilitaristischen Umfeld engagiert war, gründete er die Band EXTENDED VERSIONS und zur selben Zeit das Projekt HEILAND SOLO. 1990 entstand das Solo-Tape Es ist vollbracht, die bereits erwähnte Split-7” mit NO FISH ON FRIDAY und die erste Solo-LP via SACRO EGOISMO. Auch von den EXTENDED VERSIONS erschien sowohl 1990 als auch im darauffolgenden Jahr jeweils eine LP. Am 16. Jänner 1993 wurde Helmut Heiland zufällig bei einer »routinemäßigen Personenkontrolle« am Wiener Naschmarkt verhaftet und im Februar zu insgesamt sechs Monaten unbedingter Haft verurteilt. Das Perfide an der ganzen Angelegenheit war, dass aufgrund der rechtlichen Situation jede weitere Befehlsverweigerung als neues Delikt gewertet werden konnte und dadurch ein Kreislauf aus Einberufung, Verweigerung und Haftstrafe drohte. Noch perfider war die Tatsache, dass man ihn während der Untersuchungshaft – sicherlich nur rein zufällig – mit Holocaustleugner und Neo-nazi Gottfried Küssel in eine Zelle sperrte. COLD WORLD nahmen die Causa zum Anlass, den Song Servants Serving (Pretentious Assholes, EP, Sound Pollution Records, 1993) zu schreiben und Helmut Heiland zu widmen. Und auch THOSE WHO SURVIVED THE PLAGUE befassten sich in ihrem Song Dedicated to You But You Can't Listen (... Get Rid of, CD, Sacro Egoismo, 1994) mit der Sache.

Amnesty International betrachtete Heiland fortan als politischen Gefangenen, da die Festnahme Art. 9 der Europäischen Menschenrechtskonvention (Gedanken- Gewissens- und Religionsfreiheit) und Art. 18 der Internationalen Übereinkunft über bürgerliche und politische Rechte verletzte. Das Bild des (ehemaligen) Punksängers, der aufgrund seiner Überzeugungen zum politischen Gefangen wurde, machte – das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, auf viele junge Männer Eindruck. Genau dieses Märtyrertum lehnte Heiland allerdings stets konsequent ab und verwies darauf, kein Einzelkämpfer zu sein. Seine Totalverweigerung sei nicht rein antimilitaristischer Natur gewesen, sondern sollte auch vorherrschenden Männerbildern etwas entgegensetzen. Ein Aspekt, der in der mehrheitlich männerdominierten Punkszene damals etwas kurz kam und nicht ganz durchdrang.“

Aus: Claus Oistric, Als der Vorhang fiel. Wien, 2023, Glitzer & Grind

Helmut Heiland, musician, total denier, web developer and webmaster of the Eternal Archive. Vienna | AT – 1980-2023 (B&W photo © Helmut Heiland; © PP – # 3020 – www.ewigesarchiv.at) I have the following connection with the legendary punk band EXTREM and the singer and guitarist Helmut Heiland: I only got to know him a few years ago in the video studio On Screen – but I had known his name for decades. I was never a punk, but I refused to do military service in 1972, at a time when there was no choice between military and civilian service. Back then, you had to refuse military service in writing, giving reasons, and then appear before a small commission – judges and/or priests, depending on the reasons given. Helmut Heiland, however, was a total objector in the 1980s – with corresponding consequences – and was well known “in the scene”, at least to me. His story can be found in the book published a few months ago by Claus Oistric, Als der Vorhang fiel. (see below) I am very pleased that he has developed the website and database of the Eternal Archive www.ewigesarchiv.at in collaboration with Michael Trinh and is the admin of the website.
I naturally asked him if I could publish this tableau. His answer: “The message control says yes!”

On the total denial and arrest of Helmut Heiland in Claus Oistric’s book “When the Curtain Fell”:
“Under Ronald Reagan’s presidency in the USA, the Cold War had escalated once again with the decision to station Pershing II missiles and cruise missiles in West Germany in 1983. In view of the massive arms build-up between West and East, the probability of a nuclear war was always a given and was considered to be extremely high. EXTREM were one of the bands that dealt with anti-militarism in their lyrics at an early stage. The songs Desertieren (1982) and Soldat (1983) deal explicitly with militarism, while many other songs primarily postulate a feeling of resistance against a system of coercion and oppression. EXTREM singer Helmut “Heiland” Hejtmanek put his words into action and refused to serve in the Austrian army. In order to do civilian service instead, you still had to undergo a commission and the so-called “examination of conscience”. As this – as well as the entire civilian service – took place in a military context, Helmut Heiland cancelled the questioning and decided to refuse civilian service as well. In 1986, Helmut Heiland finally demanded to be called up, using standard toilet paper as stationery. On 1 October 1986, he moved into the barracks in Zwölfaxing and did what he had already sung about in 1982. He deserted and refused the first possible order. This was followed by four weeks in solitary confinement at the provincial court, where he went on hunger strike, which he finally stopped due to massive threats – after being transferred to the army hospital.

Helmut Heiland’s total denial spread far and wide within the punk and hardcore scene. The “scene reports” in the Californian MAXIMUM ROCKNROLL were an extremely popular column and provided information about punk occurrences in the furthest corners of the earth in pre-internet times. Harry Rau, who repeatedly wrote “Austrian scene reports”, devoted himself to both the arrest of Heiland29 and the subsequent charity events, such as a concert by SUBVERSIVE SIMMERINGER together with EXTREM – whose line-up had inevitably changed. Shortly afterwards, Helmut Heiland was released from military service without giving any reasons. Further call-up orders followed in 1989 and 1990, which he ignored, resulting in a new indictment in the summer of 1990. When he stayed away from the trial due to illness, he was declared a wanted man and from then on lived in Vienna as “half a submarine”.
Despite this, he tried to push ahead with his musical projects, which he founded after leaving EXTREM, and did not shy away from public appearances. Together with Christof Kurzmann, who was also involved in the anti-militarist scene, he founded the band EXTENDED VERSIONS and, at the same time, the project HEILAND SOLO. 1990 saw the release of the solo tape Es ist vollbracht, the aforementioned split 7″ with NO FISH ON FRIDAY and the first solo LP via SACRO EGOISMO. EXTENDED VERSIONS also released an LP in both 1990 and the following year. On 16 January 1993, Helmut Heiland was arrested by chance during a “routine identity check” at Vienna’s Naschmarkt and sentenced to a total of six months’ unconditional imprisonment in February. The perfidious thing about the whole affair was that, due to the legal situation, any further refusal to obey orders could be counted as a new offence, thus threatening a cycle of conscription, refusal and imprisonment. Even more perfidious was the fact that he was locked in a cell with Holocaust denier and neo-Nazi Gottfried Küssel during his pre-trial detention – surely only by chance. COLD WORLD took the case as an opportunity to write the song Servants Serving (Pretentious Assholes, EP, Sound Pollution Records, 1993) and dedicate it to Helmut Heiland. THOSE WHO SURVIVED THE PLAGUE also addressed the issue in their song Dedicated to You But You Can’t Listen (… Get Rid of, CD, Sacro Egoismo, 1994).
From then on, Amnesty International regarded Heiland as a political prisoner, as the arrest violated Article 9 of the European Convention on Human Rights (freedom of thought, conscience and religion) and Article 18 of the International Covenant on Civil and Political Rights. The image of the (former) punk singer who became a political prisoner because of his convictions made an impression on many young men – I can say this from my own experience. However, Heiland always consistently rejected this martyrdom and emphasised that he was not a lone fighter. His total refusal was not purely anti-militaristic in nature, but was also intended to counter prevailing images of men. An aspect that was somewhat neglected in the predominantly male-dominated punk scene at the time and did not fully penetrate.”
From: Claus Oistric, When the curtain fell. Vienna, 2023, Glitter & Grind

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