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Die leeren Aufbewahrungsgläser · The empty storage jars

Die leeren Aufbewahrungsgläser · The empty storage jars

Die (erst seit wenigen Jahren) leeren Aufbewahrungsgläser der Gehirne der „Am Spiegelgrund“ ermordeten Kinder. Gmunden, Wien | AT · 1942–2023 (© PP · # 2799 · www.ewigesarchiv.at) Im Auftrag des Landrates des Gesundheitsamtes des Kreises Gmunden schreibt ein Herr Stöger an die Leitung der Heilpädagogischen Klinik der Stadt Wien „Am Spiegelgrund“, Baumgartnerhöhe 1 am 10.9.10942 (sic! – er hat maschinschriftlich versehentlich eine „0“ zuviel getippt): „Ich teile Ihnen mit, dass das Kind Slezak Elise am Montag den 14. 9. in Ihre Anstalt gebracht wird. Im Auftrage: Stöger (Unterschrift)“ Schon am 21. November 1942 erhält die Mutter des Kindes folgende Nachricht: „In Beantwortung Ihres Schreibens vom 17. XI. 1942 wird mitgeteilt, daß im Befinden Ihres Töchterchen E l i s a b e t h eine weitere Verschlimmerung eingetreten ist. Es ist jetzt eine Lungenentzündung dazu gekommen. Bei dem schlechten Allgemeinbefinden des Kindes muß mit dem Ableben gerechnet werde, Der Abteilungsarzt: Dr. Heinrich Groß. (Unterschrift)“. Auf dem Etikett des mittlerweile leeren Aufbewahrungsglases des Gehirns des Mädchens Elise Slezak aus Gmunden steht: S l e z a k  Elisabeth geb. 30.10.1941 gest. 23.11.1942. Klin. Dg. (Klinische Diagnose Anm. PP): Mongolismus. 

Dieses leere Aufbewahrungsglas und viele weitere sind in einem Raum im „Josephinum“, dem Medizinhistorischen Museum Wien ausgestellt, zusammen mit weiteren Dokumenten der Verbrechen des NS-Terror-Regimes.

„Heinrich Groß ist einer der Ärzte, die für die Durchführung der „Kindereuthanasie“ am Spiegelgrund verantwortlich sind. Noch Jahrzehnte nach dem Krieg widmet er sich der wissenschaftlichen Verwertung der von den Opfern angefertigten Präparate. Er publiziert dazu in namhaften Zeitschriften. Erst in den späten 1970er Jahren kommt es zu einer öffentlichen Debatte über seine Beteiligung an NS-Verbrechen. Ein 2000 gegen ihn eingeleitetes Mordverfahren scheitert an seiner angeblichen Verhandlungsunfähigkeit.“

Der Unfallchirurg Dr. Werner Vogt und der Arbeitskreis Kritische Medizin setzten sich in den 1970-er Jahren mit der Tätigkeit des damals meistbeschäftigten Gerichtsgutachters Heinrich Groß auseinander. Dr. Werner Vogt wies nach, dass Groß auch während mehrwöchiger Fronturlaube in der Klinik „Am Spiegelgrund“ tätig war. Heinrich Groß wurde beim gegen ihn erst 2000 eingeleiteten Gerichtsverfahren vom Anwalt Dr. Nikolaus L. verteidigt, der auch für zahlreiche Künstler*innen und Kunstinstitutionen tätig war.

NS-Vernichtung

Die Medizin spielt im Nationalsozialismus eine zentrale Rolle. Ihre Aufgabe ist die Erhaltung und Pflege eines „gesunden Volkskörpers“, Die „rassenbiologischen“ Annahmen und Zielsetzungen der NS-Politik bieten einer oft willigen Ärzt:innenschaft die ideologische Grundlage für unmenschliche Taten. Im Namen der „Erbgesundheit“ führen sie Zwangssterilisationen und andere Maßnahmen durch. In Konzentrationslagern und anderen Orten kommt es zu grausamen Menschenversuchen. Zehntausende Menschen mit psychischen Krankheiten oder Behinderungen fallen den zynisch als „Euthanasie” bezeichneten Mordaktionen zum Opfer. Während nur wenige Täter:innen je belangt werden, dienen sterbliche Überreste der Opfer noch jahrzehntelang wissenschaftlichen Zwecken.

Beschriftung des Exponates: 

Elisabeth Slezak (1941–1942) Wien, vermutlich 1943

Zwischen 1940 und 1945 werden am „Spiegelgrund“ hunderte Kinder mit Behinderungen ermordet. Ihre Gehirne und häufig auch anderes Gewebe werden in Gläsern aufbewahrt und teilweise bis in die 1970-er Jahre zu Forschungszwecken verwendet. Erst 2002 erfolgt die Bestattung der sterblichen Überreste in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Weiters ausgestellt:

Liste der zur Durchführung von Zwangssterilisationen ermächtigten Krankenanstalten und Ärzte in Wien. Wien, 1942

Das in Deutschland 1933 eingeführte „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ dient auch in der „Ostmark“ ab 1940 als Grundlage für die zwangsweise Sterilisation von Männern und Frauen. Verschiedene Wiener Kliniken und die dort tätigen Ärzte – darunter auch prominente Namen – sind mit der Durchführung betraut.

The (only for a few years) empty storage jars of the brains of the children murdered at “Am Spiegelgrund”. Gmunden, Vienna | AT · 1942-2023 (© PP · # 2799 · www.ewigesarchiv.at) On behalf of the district administrator of the health department of the district of Gmunden, a Mr. Stöger writes to the management of the curative education clinic of the city of Vienna “Am Spiegelgrund”, Baumgartnerhöhe 1 on September 10th. 10942 (sic! – he accidentally typed one “0” too many): “I inform you that the child Slezak Elise will be brought to your institution on Monday, September 14th. On behalf of: Stöger (signature)” On November 21, 1942, the child’s mother received the following message: “In response to your letter of 17. XI. In 1942 it was reported that the condition of your little daughter E l i s a b e th had deteriorated further. It’s now pneumonia. With the poor general condition of the child, death must be expected. The department doctor: Dr. Heinrich Gross. (Signature)”. The label on the now empty storage jar of the brain of the girl Elise Slezak from Gmunden reads: S l e z a k Elisabeth born 10/30/1941 died 11/23/1942. Clinic Dg. (Clinical diagnosis note PP): Mongolism.
This empty storage jar and many more are on display in a room in the “Josephinum”, the Medical History Museum in Vienna, along with other documents of the crimes of the Nazi terror regime.

“Heinrich Groß is one of the doctors responsible for carrying out “child euthanasia” at Spiegelgrund. Decades after the war, he devoted himself to the scientific exploitation of the preparations made by the victims. He publishes in well-known journals. It was not until the late 1970s that there was a public debate about his involvement in Nazi crimes. A murder trial initiated against him in 2000 failed due to his alleged inability to stand trial.”
The trauma surgeon Dr. In the 1970s, Werner Vogt and the Critical Medicine Working Group dealt with the work of Heinrich Groß, the most busy court expert at the time. dr Werner Vogt proved that Groß also worked in the “Am Spiegelgrund” clinic during several weeks of leave from the front. Heinrich Groß was arrested in court proceedings against him in 2000 by lawyer Dr. Nikolaus L. defended, who also worked for numerous artists and art institutions.

Nazi annihilation
Medicine played a central role in National Socialism. Their task is to maintain and care for a “healthy national body”. The “racial-biological” assumptions and objectives of NS policy offer an often willing medical community the ideological basis for inhumane acts. In the name of “genetic health” they carry out forced sterilizations and other measures. Cruel human experiments take place in concentration camps and other places. Tens of thousands of people with mental illnesses or disabilities fall victim to what is cynically referred to as “euthanasia”. While only a few perpetrators are ever prosecuted, the remains of the victims continue to serve scientific purposes for decades to come.

Labeling of the exhibit:
Elisabeth Slezak (1941–1942) Vienna, probably 1943
Between 1940 and 1945, hundreds of disabled children were murdered at the “Spiegelgrund”. Their brains and often other tissues are preserved in jars and used for research purposes in some cases up until the 1970s. The mortal remains were not buried until 2002 in a grave of honor in the Vienna Central Cemetery.

Also exhibited:
List of hospitals and doctors in Vienna authorized to carry out forced sterilizations. Vienna, 1942
The “law for the prevention of offspring with hereditary diseases” introduced in Germany in 1933 also served as the basis for the compulsory sterilization of men and women in the “Ostmark” from 1940 onwards. Various Viennese clinics and the doctors working there – including well-known names – are entrusted with the implementation.

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Die leeren Aufbewahrungsgläser · The empty storage jars

Die leeren Aufbewahrungsgläser · The empty storage jars

Die (erst seit wenigen Jahren) leeren Aufbewahrungsgläser der Gehirne der „Am Spiegelgrund“ ermordeten Kinder. Gmunden, Wien | AT · 1942–2023 (© PP · # 2799 · www.ewigesarchiv.at) Im Auftrag des Landrates des Gesundheitsamtes des Kreises Gmunden schreibt ein Herr Stöger an die Leitung... mehr lesen

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