Das Kalb, das Kalbfleisch und ich. Beim Fleischessen hört sich der Spaß auf. Arnoldstein, Langwies, Roith, Salzerbad | AT · 1962–2019 (© PP · # 2687 · www.ewigesarchiv.at) Mein mit großem Abstand meistgesehenes Video heißt: „Eine Kuh säugt ihr Kalb“ – es dauert 49 Sekunden, hat mit heutigem Datum 71.417 Aufrufe und wurde 222 mal „geliket“. Es ist eine „Videonotiz“, beiläufig auf dem Feld eines kleinen Bauernhofes in Roith bei Ebensee aufgenommen, mir hatten die Kälber und Kühe gefallen (Foto li. unten), ich stieg vom Rad ab und hab’s dann „auf youtube gestellt“. (Warum ich das mache, frage ich mich selbst immer wieder, don’t ya worry). Die Zugriffe auf dieses Video sind ein Vielfaches im Vergleich zu meinen mit teils hohem persönlichen Aufwand gestalteten und gewissem finanziellen Einsatz produzierten Videos, die zwischen einigen hundert und ein paar tausend Aufrufen verzeichnen.
Das SW-Foto links oben zeigt mich selbst, ich stehe dicht neben einem Kalb, mein linker Arm liegt auf dem Rücken des jungen Tieres, ich schaue direkt in den Kodak Instamatic 100 Fotoapparat meiner Mutter. Links im Bild mein Vater, hockend, der auf meinen Bruder schaut. Im Hintergrund ein grauer Mercedes, das Auto, mit dem er 1958 nach Mosul, in den Irak gefahren war, um dort an einer Schule für Bauhandwerker zu unterrichten.
Das Foto des Viehtransporters (re. oben) habe ich auf dem Parkplatz einer Raststätte („Südrast“) in der Nähe von Arnoldstein in Kärnten aufgenommen. Im Lastzug sind mehrere niedere Ebenen eingezogen, um eine möglichst große Anzahl von Tieren oft über lange Strecken von den Mastbetrieben zu den Schlachthöfen zu transportieren.
Das Foto darunter ist ein kleiner „Berg“ von Kalbfleisch, das meine Schwester für das Weihnachtsessen unserer Familie am Stefanitag besorgt hatte und das ich, nachdem ich es fotografiert hatte, zubereitete in der Art, wie es unsere Mutter gemacht hatte („Naturschnitzel“ mit viel Sauce, Erdäpfelpürree . . .) Weder meine Schwester noch ich essen Fleisch – schon viele Jahre nicht mehr. Ich koche das im Gedenken an unsere Mutter, es ist eine Art Fortführung der Familientradition – und allen anderen schmeckts. Ich koste nicht einmal die Sauce (beim „Ayurvedisch-Kochen“ wird angeblich prinzipiell nicht gekostet ;-) Für meine Schwester und mich habe ich geräucherten Tofu aus österreichischem Soja gebraten – schmeckt tatsächlich hervorragend.
Es gibt kaum etwas, das mir so leicht gefallen ist, wie das Verzichten auf Fleisch und Wurst (Ich wünschte, es wäre bei Süßigkeiten so einfach!) Ab und zu werde ich gefragt, warum ich denn kein Fleisch mehr essen würde – ich antworte meist sehr kurz mit: „Ach – aus den üblichen Gründen.“
Seit ich kein Fleisch mehr esse, finde ich Tiertransporte genauso schrecklich wie vorher – aber die fahren nicht mehr wegen mir.
Im Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC), der am. 9. August 2019 vorgestellt wurde, mahnen die Wissenschaftler*innen eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten an. Ohne eine Verringerung des Konsums von Fleisch wird sich die Klimakrise deutlich schneller verschärfen. So habe sich seit den 1960er-Jahren der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch mehr als verdoppelt, wodurch die Nachfrage nach Futtergetreide und Eiweißpflanzen (z. B. Soja) stark gestiegen ist. Dies wiederum hat in Südamerika den Druck auf die zuvor noch intakten Teile des Regenwaldes erhöht, die nun als Anbauflächen für Tierfutter herhalten müssen. Würde sich die Weltbevölkerung stärker von pflanzlichen und nachhaltig produzierten tierischen Lebensmitteln ernähren, könnten bis 2050 mehrere Millionen Quadratkilometer Land renaturiert werden, heißt es in dem Bericht. Der jährliche Kohlendioxid-Ausstoß könnte damit um 0,7 bis acht Gigatonnen sinken. Das Fazit der Studie ist laut Almut Arneth, einer der Verfasserinnen der Studie, „dass wir als gesamte Weltbevölkerung die Lebensgrundlage momentan nicht nachhaltig nutzen, sondern zerstören“.
The veal, the veal and me. When eating meat, the fun stops. Arnoldstein, Langwies, Roith, Salzerbad | AT 1962-2019 (© PP # 2687 www.ewigesarchiv.at) My most watched video by far is: “A cow suckles her calf” – it lasts 49 seconds, has 71,417 views as of today and has been viewed 222 times. liked”. It is a “video note”, casually recorded on the field of a small farm in Roith near Ebensee, I liked the calves and cows (photo below left), I got off my bike and then “put it on youtube”. (I keep asking myself why I’m doing this, don’t ya worry). The hits on this video are many times over compared to my videos, which were sometimes designed with a great deal of personal effort and produced with a certain financial investment, and which have between a few hundred and a few thousand views.
The black and white photo above left shows myself, standing close to a calf, my left arm resting on the young animal’s back, looking straight into my mother’s Kodak Instamatic 100 camera. On the left my father, crouching, looking at my brother. In the background is a gray Mercedes, the car he drove to Mosul, Iraq, in 1958 to teach at a construction school there.
I took the photo of the cattle truck (top right) in the parking lot of a service area (“Südrast”) near Arnoldstein in Carinthia. Several lower levels have been included in the truck in order to transport the largest possible number of animals, often over long distances, from the fattening farms to the slaughterhouses.
The photo below is a small “mountain” of veal that my sister got for our family’s Christmas dinner on St Lots of sauce, mashed potatoes…) Neither my sister nor I eat meat – haven’t for many years. I cook this in memory of our mother, it’s a kind of continuation of the family tradition – and everyone else likes it. I don’t even taste the sauce (it’s said that in “Ayurvedic cooking” people don’t taste it 😉 I fried smoked tofu made from Austrian soy for my sister and me – it actually tastes great.
There’s hardly anything I’ve found as easy as giving up meat and sausage (I wish it was that easy with sweets!) Every now and then I’m asked why I don’t eat meat anymore – I usually answer very briefly with: “Oh – for the usual reasons.”
Since I stopped eating meat, I find animal transport just as horrible as before – but they don’t drive because of me anymore.
In the special report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), which was presented on August 9, 2019, the scientists call for a change in eating habits. Without a reduction in meat consumption, the climate crisis will worsen much faster. Since the 1960s, per capita consumption of meat has more than doubled, leading to a sharp rise in demand for feed grain and protein crops (e.g. soya). This in turn has increased the pressure on the previously intact parts of the rainforest in South America, which now have to be used as cultivation areas for animal feed. According to the report, if the world population were to eat more plant-based and sustainably produced animal foods, several million square kilometers of land could be rehabilitated by 2050. The annual carbon dioxide emissions could thus fall by 0.7 to eight gigatonnes. According to Almut Arneth, one of the authors of the study, the conclusion of the study is “that we as the entire world population are currently not using the basis of life sustainably, but are destroying it”.
