Bodo Hell, Maria Lassnig, Zanele Muholi und andere: So gut ich’s eben konnte. Ölpastell-Portraits. Wien | AT · 2024 (© PP · # 3334 · www.ewigesarchiv.at)
Maria Lassnig, Künstlerin; Brigitte Kowanz, Künstlerin; Johann Julian Taupe, Künstler; Louise Bourgeois, Künstlerin
Bodo Hell, Autor und Alpenhirt; Zanele Muholi, Fotografin
Hans Kienesberger, Künstler; Walter Pilar, Schriftsteller; Helmut Stadlmann, Künstler; Erwin Wurm, Künstler
Alle: Peter Putz, 2024, div. Formate, Ölpastellkreide auf Hadernpapier
John Berger über das Zeichnen:
FÜR DEN KÜNSTLER IST ZEICHNEN EINE ENTDECKUNG. Und das ist nicht nur eine flotte Phrase, es ist buchstäblich wahr. Es ist der eigentliche Akt des Zeichnens, der den Künstler dazu zwingt, den Gegenstand vor sich zu betrachten, ihn vor seinem geistigen Auge zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen; oder, wenn er aus dem Gedächtnis zeichnet, zwingt er ihn, seinen eigenen Geist zu durchforsten, den Inhalt seines eigenen Vorrats an vergangenen Beobachtungen zu entdecken. Es ist eine Binsenweisheit in der Lehre des Zeichnens, dass der Kern der Sache im konkreten Vorgang des Sehens liegt. Eine Linie, eine Tonfläche ist nicht deshalb so wichtig, weil sie festhält, was man gesehen hat, sondern weil sie dazu führt, dass man weiter sieht. Wenn Sie ihrer Logik folgen, um ihre Richtigkeit zu überprüfen, finden Sie Bestätigung oder Ablehnung im Objekt selbst oder in Ihrer Erinnerung daran. Jede Bestätigung oder Verneinung bringt Sie näher an das Objekt heran, bis Sie sich schließlich sozusagen in ihm befinden: Die Konturen, die Sie gezeichnet haben, markieren nicht mehr den Rand dessen, was Sie gesehen haben, sondern den Rand dessen, was Sie geworden sind. Vielleicht klingt das unnötig metaphysisch. Man könnte es auch so ausdrücken, dass jede Markierung, die Sie auf dem Papier machen, ein Sprungbrett ist, von dem aus Sie zur nächsten gehen, bis Sie Ihr Thema wie einen Fluss durchquert und hinter sich gelassen haben.“
John Berger, Berger On Drawing
Occasional Press, 2005
Bodo Hell, Maria Lassnig, Zanele Muholi and others: As best I could. Oil pastel portraits. Vienna | AT – 2024 (© PP – # 3334 – www.ewigesarchiv.at)
Maria Lassnig, artist; Brigitte Kowanz, artist; Johann Julian Taupe, artist; Louise Bourgeois, artist
Bodo Hell, author and alpine shepherd; Zanele Muholi, photographer
Hans Kienesberger, artist; Walter Pilar, writer; Helmut Stadlmann, artist; Erwin Wurm, artist
All: Peter Putz, 2024, various formats, oil pastels on rag paper
John Berger, Berger On Drawing
Occasional Press, 2005
FOR THE ARTIST DRAWING IS DISCOVERY. And that is not just a slick phrase, it is quite literally true. It is the actual act of drawing that forces the artist to look at the object in front of him, to dissect it in his mind’s eye and put it together again; or, if he is drawing from memory, that forces him to dredge his own mind, to discover the content of his own store of past observations. It is a platitude in the teaching of drawing that the heart of the matter lies in the specific process of looking. A line, an area of tone, is not really important because it records what you have seen, but because of what it will lead you on to see. Following up its logic in order to check its accuracy, you find confirmation or denial in the object itself or in your memory of it. Each confirmation or denial brings you closer to the object, until finally you are, as it were, inside it: the contours you have drawn no longer marking the edge of what you have seen, but the edge of what you have become. Perhaps that sounds needlessly metaphysical. Another way of putting it would be to say that each mark you make on the paper is a stepping-stone from which you proceed to the next, until you have crossed your subject as though it were a river, have put it behind you.