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An Issey Miyake, an Afghanistan und an meine vergangene Jugend denken · Thinking of Issey Miyake, Afghanistan, and my past youth

27/05/202105/27/2021

An Issey Miyake, an Afghanistan und an meine vergangene Jugend denken beim Betrachten dieses Fotos. Kabul | AF · 1973 (© PP · www.ewigesarchiv.at) Ich war 19 Jahre alt, als ich dieses Foto in der Mittagshitze eines Junitages des Jahres 1973 in Kabul/Afghanistan aufgenommen habe – mit einer EXAKTA-Kamera, die mir mein Freund Hans Kienesberger vor meinem Aufbruch zu meiner großen Tramp-Reise mit dem Ziel Indien und Nepal geradezu aufgedrängt hatte. Ich wollte ursprünglich überhaupt keinen Fotoapparat mitnehmen - es ging mir damals ums direkte, unmittelbare Erleben, um das Aufsaugen von authentischen Erfahrungen, das Leben im Hier und Jetzt. Ich hatte mein Architektur-Studium an der TU Wien abgebrochen, die Aufnahmsprüfung für die Sozialakademie in Wien gemacht, wollte zunächst Sozialarbeiter werden, um „die soziale Basis“ kennenzulernen . . . Die Ausbildung sollte im Herbst beginnen, in der Zeit bis dahin also auf nach Indien! Heute, 48 Jahre später, bin ich froh um jedes der SW-Fotos der insgesamt drei Filme, die ich damals belichtet habe, jedes – zwar zT. ganz schlecht belichtet und unscharf – ein kleines Fenster in eine Vergangenheit. Ich verstehe sofort und unmittelbar, warum ich diese Situation damals festhalten wollte. Zwei Frauen in Ganzkörperverschleierung hatte ich bis dahin sicher weder in Bad Ischl – wo ich ins Gymnasium gegangen war – gesehen, noch in Ebensee, wo ich geboren, noch in Wien, wo ich zu studieren begonnen hatte. Vermutlich hat mich auch der Kontrast der beiden zur Gänze in Stoff gehüllten, fast skulpturartig wirkenden Frauen mit dem metallenen, industriell produzierten Auto und dem abgewandt an einem Baum lehnenden Mann fasziniert. Dieses Foto mit seiner leicht schräg ins Bild gestellten, ganz spezifischen „Welt“ regt mich auch heute noch an, über meine Reisen, über mein Leben nachzudenken. Beim Anblick der Burkas mit den Plissees ist mir auch der Gedanke an den japanischen Modedesigner Issey Miyake gekommen, für dessen Entwürfe ebenfalls Plissee-Falten charakteristisch sind.

Wieviel hat sich verändert seit 1973 – in mir und um mich herum! Wenn mein Sohn, der jetzt älter ist als ich damals war, zu einer ähnlichen Reise per Autostopp aufbrechen würde – ich weiß nicht, wie ich reagieren würde. Möglicherweise mit schlaflosen Nächten . . .

Think of Issey Miyake, Afghanistan and my past youth as you look at this photo. Kabul | AF · 1973 (© PP · www.ewigesarchiv.at) I was 19 years old when I took this photo in the midday heat of June 1973 in Kabul / Afghanistan – with an EXAKTA camera that my friend Hans Kienesberger gave me before I set off on my big tramping trip to India and Nepal. Originally I didn’t want to take a camera with me at all – at that time it was about direct, immediate experience, about absorbing authentic experiences, living in the here and now. I broke off my architecture studies at the Vienna University of Technology, took the entrance exam for the social academy in Vienna, and initially wanted to become a social worker in order to get to know “the social basis”. . . The apprenticeship should begin in autumn, so in the time until then off to India! Today, 48 years later, I am happy for each of the b / w photos of the three films that I exposed at the time, each – in part. badly exposed and out of focus – a small window into the past. I understand immediately and immediately why I wanted to capture this situation at the time. Until then, I had certainly not seen two women in full-body veils in Bad Ischl – where I went to high school – nor in Ebensee, where I was born, nor in Vienna, where I had started to study. Probably I was also fascinated by the contrast between the two women, who are completely wrapped in fabric and appear almost sculptural, with the metal, industrially produced car and the man leaning away from a tree. This photo, with its very specific “world” placed slightly at an angle, still encourages me to think about my travels, about my life. When I saw the burqas with the pleated blinds, I also thought of the Japanese fashion designer Issey Miyake, whose designs are also characterized by pleated folds.
How much has changed since 1973 – in and around me! If my son, who is now older than I was then, hitchhiked out on a similar trip – I don’t know how I would react. Possibly with sleepless nights. . .

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