Bei Cornelius Kolig im „Paradies“. Vorderberg | AT · 2013 (© PP · Ewiges Archiv) Das „Paradies“, das ist heute ein etwa 5.000 m2 großes Areal in Vorderberg im Gailtal in Kärnten, dem Geburtsort von Cornelius Kolig, auf dem ab 1979 im Laufe von drei Jahrzehnten Gebäude und Gartenelemente für die darin versammelten Objekte und Installationen entstanden sind. Das Werk von Cornelius Kolig beschäftigt mich, seit ich in den 1970-er bei einer Ausstellung im „20-er Haus“ in Wien damit konfrontiert worden war. Kennengelernt und erstmals besucht in seinem Atelier – damals noch in Villach, St. Martin – habe ich ihn im Jahr 1981. Im „Paradies“ in Vorderberg war ich seither viele Male, im Sommer, wo alles blüht und wächst und riecht ebenso wie im Winter.
Ältester Teil und Kern des „Paradieses“ ist die „Rote Grube“ (6 x 10 m groß, 3 m tief) im Zentrum der Anlage, für die Anwendung des „Schädelbrechers“ 1979 auf freiem Feld betoniert. Von hier entwickelte sich die Anlage radial nach außen. 1983 folgte die Ummantelung der „Roten Grube“ durch die seitlichen Langhallen „Sau- und Kuhstall“. „Refugium“ und die Mauer im Süden schlossen dann das Atrium und bildeten den „Großen Innenhof“ mit dem „Lilienfeld“. Nächster Bauabschnitt waren 1984 die beiden apsidialen Elemente im Süden und Norden, „Weingarten“ und „Pantheon“ mit der „Gipserei“ und der „Kotstreckerei“, dazwischen im „Vorhof“ das „Schiff“.
„Antrieb für die Realisierung des „Paradieses“ war die Überzeugung, dass aus dem Zusammenwirken, der Zusammenschau und dem symphonischen Zusammenklang vieler aufeinander bezogener Arbeiten ein höherer Grad an Komplexität und Intensität erreicht werden kann, als es durch die vom Kunstbetrieb in der Regel bevorzugte Portionierung künstlerischer Konzepte zu warenverkehrstauglicheren Einzelwerken möglich ist. So entwickelte sich im Laufe mehrerer Jahrzehnte aus ganz unterschiedlichen Elementen wie Werkstätten, Schaulager, Friedhof, Archiv, Innenhöfen Gärten und aus Objekten, Bildern, Plastiken, Hörbildern, Zeichnungen, Natur- und Körperinszenierungen ein untrennbar mit dem Standort verbundenes Lebens- und Gesamtkunstwerk.
Die Bloßlegung und Verstärkung des Sinnlichen und damit Vermittelbaren des Lebens, seiner Schönheit und seiner Schrecken, von Wollust und Ekel, von Liebe, Gewalt, Krankheit, Leid, Tod, berauschter Existenzergriffenheit, des Stoffwechsels, der Farben, des Gestankes, der Wohlgerüche, des Tastens, der Freuden des Schmeckens und des Hörens, in neuen kombinatorischen Verbindungen und Verquickungen ihrer Bedeutungen in multimedial und mit allen Sinnen erfahrbaren Installationen ist Inhalt des „Paradies“-Projektes. Das „Paradies“ ist amoralisch, es wertet nicht . . . “
aus: Cornelius Kolig, Das Paradies. Die Bedienungsanleitung.
Klagenfurt, Wien: Ritter Verlag, 2013
Bei Cornelius Kolig im „Paradies“. Vorderberg | AT · 2013 (© PP · Ewiges Archiv) Das „Paradies“, das ist heute ein etwa 5.000 m2 großes Areal in Vorderberg im Gailtal in Kärnten, dem Geburtsort von Cornelius Kolig, auf dem ab 1979 im Laufe von drei Jahrzehnten Gebäude und Gartenelemente für die darin versammelten Objekte und Installationen entstanden sind. Das Werk von Cornelius Kolig beschäftigt mich, seit ich in den 1970-er bei einer Ausstellung im „20-er Haus“ in Wien damit konfrontiert worden war. Kennengelernt und erstmals besucht in seinem Atelier – damals noch in Villach, St. Martin – habe ich ihn im Jahr 1981. Im „Paradies“ in Vorderberg war ich seither viele Male, im Sommer, wo alles blüht und wächst und riecht ebenso wie im Winter.
Ältester Teil und Kern des „Paradieses“ ist die „Rote Grube“ (6 x 10 m groß, 3 m tief) im Zentrum der Anlage, für die Anwendung des „Schädelbrechers“ 1979 auf freiem Feld betoniert. Von hier entwickelte sich die Anlage radial nach außen. 1983 folgte die Ummantelung der „Roten Grube“ durch die seitlichen Langhallen „Sau- und Kuhstall“. „Refugium“ und die Mauer im Süden schlossen dann das Atrium und bildeten den „Großen Innenhof“ mit dem „Lilienfeld“. Nächster Bauabschnitt waren 1984 die beiden apsidialen Elemente im Süden und Norden, „Weingarten“ und „Pantheon“ mit der „Gipserei“ und der „Kotstreckerei“, dazwischen im „Vorhof“ das „Schiff“.
„Antrieb für die Realisierung des „Paradieses“ war die Überzeugung, dass aus dem Zusammenwirken, der Zusammenschau und dem symphonischen Zusammenklang vieler aufeinander bezogener Arbeiten ein höherer Grad an Komplexität und Intensität erreicht werden kann, als es durch die vom Kunstbetrieb in der Regel bevorzugte Portionierung künstlerischer Konzepte zu warenverkehrstauglicheren Einzelwerken möglich ist. So entwickelte sich im Laufe mehrerer Jahrzehnte aus ganz unterschiedlichen Elementen wie Werkstätten, Schaulager, Friedhof, Archiv, Innenhöfen Gärten und aus Objekten, Bildern, Plastiken, Hörbildern, Zeichnungen, Natur- und Körperinszenierungen ein untrennbar mit dem Standort verbundenes Lebens- und Gesamtkunstwerk.
Die Bloßlegung und Verstärkung des Sinnlichen und damit Vermittelbaren des Lebens, seiner Schönheit und seiner Schrecken, von Wollust und Ekel, von Liebe, Gewalt, Krankheit, Leid, Tod, berauschter Existenzergriffenheit, des Stoffwechsels, der Farben, des Gestankes, der Wohlgerüche, des Tastens, der Freuden des Schmeckens und des Hörens, in neuen kombinatorischen Verbindungen und Verquickungen ihrer Bedeutungen in multimedial und mit allen Sinnen erfahrbaren Installationen ist Inhalt des „Paradies“-Projektes. Das „Paradies“ ist amoralisch, es wertet nicht . . . “
aus: Cornelius Kolig, Das Paradies. Die Bedienungsanleitung.
Klagenfurt, Wien: Ritter Verlag, 2013